Polizei stoppt Toner-Plagiate aus Deutschland
- 06.07.2012
- Monitor
- Stefan Syndikus
Die Polizei Offenbach hat in Obertshausen eine Fälscherwerkstatt für Tonerkartuschen dingfest gemacht. In einer Lagerhalle fanden die Beamten mehrere zehntausend Druckerkartuschen von OEM-Herstellern, unter anderem HP, Brother und Kyocera. Wie erste Überprüfungen ergaben, dürfte es sich dabei durchweg um Plagiate handeln. Offensichtlich wurden leere Kartuschen mit minderwertiger Farbe befüllt, mit Hologrammen, Garantiesiegeln und Begleitpapieren versehen, anschließend originalgetreu eingeschweißt und zuletzt in einem dem Original täuschend ähnlich sehenden Karton verpackt. Anschließend wurden die Supplies über verschiedene Vertriebskanäle in den Handel gebracht. Die ersten Auswertungen von Kundenlisten hätten ergeben, dass etliche Plagiate schon im Umlauf sind. Auf den Listen fänden sich Namen von „größeren Märkten, aber auch Banken, Versicherungen und öffenlichen Einrichtungen", sagte Henry Faltin vom Polizeipräsidium Südosthessen gegenüber BusinessPartner PBS.
„Wir werden mehrere Lastwagenladungen an beschlagnahmten Druckerpatronen aus dem Lager holen“, erklärte der Leiter des Betrugskommissariats Offenbach Werner Kerpen am Donnerstag. Er schätzte den wirtschaftlichen Schaden auf mehrere Millionen Euro. In der Lagerhalle befand sich zudem die Produktionsstätte, in der die Kartuschen wohl hergestellt wurden. „Dies ist eine neue Dimension“, so Kerpen weiter, „nach unseren bisherigen Erkenntnissen wurden derartige Falsifikate bislang stets im Ausland, meist im fernen Asien, hergestellt.“ Dass sich die Produktionsstätte für gefälschte Druckerkartuschen in Deutschland befindet, sei auch nach Erkenntnissen der anwesenden Sachverständigen einmalig.
Die Ermittlungen gehen auf den Beginn dieses Jahres zurück. Damals erschienen verstärkt Druckerkartuschen auf dem Markt, die sich als billige Fälschungen entpuppten. Die Rückverfolgung der Vertriebswege führte dann auch nach Obertshausen. Nachdem ausreichend Verdachtsmomente gegen die Firma gesammelt waren, beantragte die Staatsanwaltschaft in Darmstadt einen Durchsuchungsbeschluss beim Gericht. Nicht zuletzt durchsuchten die Polizeibeamten in Offenbach auch die Wohnung des 47-jährigen Geschäftsführers, gegen den sich das Verfahren richtet. Der Geschäftsführer konnte nach den polizeilichen Maßnahmen zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Die Ermittlungen dauern an.
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