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Bei einem Viertel der Unternehmen sind digitale Technologien für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele entscheidend, so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Bitkom.
Bei einem Viertel der Unternehmen sind digitale Technologien für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele entscheidend, so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Bitkom.

Bitkom-Befragung: Unternehmen setzen Klimaziele mit digitalen Technologien um

Die deutsche Wirtschaft setzt weiterhin stark auf den Klimaschutz. Fast die Hälfte der Unternehmen (45 Prozent) will laut Bitkom bereits bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein – weitere 37 Prozent bis 2040. Laut Verband werde dabei die Digitalisierung eine große Rolle spielen.

Jedes Unternehmen, das eine konkrete Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt oder plant, integriert darin digitale Technologien. Bei einem Viertel sind digitale Technologien für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele sogar entscheidend. Ganz ohne Digitalisierung erreicht kein einziges Unternehmen seine Nachhaltigkeitsziele, so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Bitkom. „Deutschland muss den Verbrauch von Öl, Gas und Kohle massiv senken – nur so können der CO2-Ausstoß gesenkt, die Klimaziele erfüllt und die Abhängigkeit von Russland beendet werden. Das wird ohne eine drastisch gesteigerte Energieeffizienz mithilfe digitaler Technologien nicht gelingen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Die Klimaeffekte von Digitalisierungsmaßnahmen sind für die überwiegende Mehrheit der Unternehmen bereits sichtbar: Bei 77 Prozent ist der CO2-Ausstoß durch den Einsatz von Technologien und Anwendungen insgesamt gesunken. Gefragt danach, welche Technologien im eigenen Unternehmen einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten könnten, ganz unabhängig davon, ob sie bereits eingesetzt werden, nennt die Mehrheit Cloud Computing: Der Betrieb von Servern, Speichern und Anwendungen in einem großen Rechenzentrum ist in der Regel effizienter als der Betrieb vor Ort. Die Hälfte sieht im Internet of Things (IoT) Potenzial für mehr Klimaschutz: Die Vernetzung von Geräten und Maschinen über das Internet hilft, die Energieeffizienz zu steigern. Ebenso viele heben Big Data und Analytics sowie die Automatisierung von Geschäftsprozessen hervor (je 51 Prozent).

47 Prozent betonen das Potenzial von Videokonferenzen, etwa um Dienstreisen oder Berufspendeln zu vermeiden. Ein Drittel bescheinigt Künstlicher Intelligenz Klimaschutzpotenzial im eigenen Unternehmen, z.B. durch ein intelligentes Gebäudemanagement oder eine sich selbst optimierende Steuerung von Produktionsprozessen. Zu den gängigen KI-Anwendungen zählt auch die so genannte Predictive Maintenance. Dabei werden Maschinen mithilfe von Algorithmen und Sensoren überwacht, so dass die KI schon vor einem drohenden Ausfall auf eine notwendige Wartung oder den Austausch von Teilen hinweist – damit werden der effiziente Betrieb und die Langlebigkeit der Maschine erhöht. „Die Einsatzbereiche sind vielfältig: Künstliche Intelligenz, Vernetzung und Datenanalyse können den Energieeinsatz in produzierenden Unternehmen stark reduzieren, im Handel Logistikprozesse optimieren oder mit einer smarten Verkehrssteuerung Abgase vermeiden“, erklärt Rohleder.

IT-Fachkräfte brauchen Klimakompetenz

Grundsätzlich sehen drei Viertel der Unternehmen der deutschen Wirtschaft (75 Prozent) in der Digitalisierung vor allem eine Chance für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. 21 Prozent nehmen allerdings eine Risikoperspektive ein. Dabei lohnt sich der Einsatz digitaler Technologien nicht nur durch Effizienzgewinne: 89 Prozent meinen, dass Unternehmen, die in digitale Technologien investieren, langfristig im Vorteil seien. 91 Prozent fordern, die Ausbildung von IT-Fachkräften um Klima- und Nachhaltigkeitsaspekte zu ergänzen. 82 Prozent wünschen sich insgesamt mehr Beratungsangebote, wie digitale Technologien für mehr Nachhaltigkeit genutzt werden können.

Auch welche Maßnahmen Unternehmen für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit umsetzen, hat der Hightech-Verband abgefragt. Die Hälfte (49 Prozent) verzichtet demnach bereits weitestgehend auf Ausdrucke, um Papier zu sparen und andere Ressourcen zu schonen. 47 Prozent haben sich energieeffiziente Hardware angeschafft, beispielsweise entsprechende Monitore oder Drucker. 39 Prozent schicken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz oder teilweise bei dafür geeigneten Tätigkeiten ins Homeoffice, um das Pendeln von und zur Arbeit zu verringern. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) erlaubt im Sinne der Ressourcenschonung die private Nutzung von Dienstgeräten wie Smartphones oder Laptops. „Solche einfachen Maßnahmen können Arbeitgeber schnell umsetzen und so einen unmittelbaren Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten, weil Geräte in den Haushalten nicht doppelt angeschafft werden müssen“, betont Rohleder.

Refurbished-IT ein wichtiges Zukunftsthema

Der Trend zu so genannter Refurbished-IT, also zu gebrauchten, aber professionell aufbereiteten IT-Geräten erreicht die Wirtschaft allerdings nur langsam. Nicht einmal jedes zwanzigste Unternehmen nutzt Refurbished-Produkte – und das auch nur in Einzelfällen. Weitere 13 Prozent ziehen dies zumindest für die Zukunft in Erwägung. Ein Viertel (25 Prozent) hat sich damit beschäftigt, aber dagegen entschieden, 53 Prozent lehnen den Einsatz komplett ab. Gleichwohl betonen zwei Drittel aller Unternehmen, die Nutzung von Refurbished-IT leiste einen wichtigen Beitrag, um Ressourcen und Rohstoffe zu sparen. Mehr als die Hälfte meint, es sollten möglichst viele Unternehmen den Einsatz von Refurbished-IT zumindest prüfen. 51 Prozent halten die Nutzung von Refurbished-IT für ein wichtiges Zukunftsthema.

„Je länger IT-Geräte genutzt werden, desto kleiner ist ihr ökologischer Fußabdruck“, betont Rohleder. „Mit Refurbished-IT können Unternehmen ihren eigenen CO2-Abdruck senken, einen Schritt in Richtung Klimaneutralität gehen und dies positiv in ihrer Klimabilanz vermerken. Das sollte dieses Thema auch für Unternehmen interessant machen, die Nachhaltigkeitsinformationen in ihre Geschäftsberichte aufnehmen müssen.“

Kontakt: www.bitkom.org 

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