ITscope-Umfrage: Chip-Mangel stellt Channel vor Herausforderungen
- 30.11.2021
- Monitor
- red.
99 Prozent der Befragten geben an, aktuell aufgrund der Chip-Knappheit von Lieferschwierigkeiten konfrontiert zu sein. Bei vielen gilt das für das gesamte Portfolio. Auf Produktebene sind Notebooks, Monitore, Drucker, PC-Systeme, Server, CPUs und Grafikkarten besonders stark betroffen.
Auch bei der Frage, ob der Chip-Mangel den Channel beeinträchtigt, sind die Teilnehmenden sich einig: 86 Prozent sehen den Channel stark beeinträchtigt. In Bezug auf das eigene Geschäft geben darüber hinaus mehr als 60 Prozent der Teilnehmenden eine starke Beeinträchtigung an. Nahezu alle Teilnehmenden, die eine Beeinträchtigung wahrnehmen, sehen den Vertrieb als den am stärksten betroffenen Fachbereich. An zweiter Stelle – Mehrfachnennungen waren möglich – folgt mit rund 80 Prozent der Einkauf. Wenig überraschend fallen demnach auch die Antworten auf die Frage aus, wie sich der Chip-Mangel bemerkbar macht. Lange Lieferzeiten und sehr begrenzte bis überhaupt keine Warenverfügbarkeit sind das Hauptproblem. Aufträge können nicht erfüllt werden und bei steigenden Einkaufspreisen sind die Verkaufszahlen rückläufig.
Gedrückte Stimmung bei Kunden
Ganz abgesehen von der Kundenzufriedenheit, die bei allem Verständnis natürlich extrem leidet: Laut ITscope-Umfrage sind die Reaktionen der jeweiligen Endkunden teilweise zwar noch gelassen, doch zunehmend wächst die Ungeduld und Frustration. Systemhäuser müssen Projekte verschieben, weil sie keine Zusage über Stückzahl oder Liefertermin seitens der Hersteller bekommen - und das drückt nicht nur massiv auf den Umsatz, sondern auch auf die Laune der Kunden. Diese wiederum weichen auf alternative Produkte aus, stornieren nicht lieferbare Bestellungen oder treten direkt ganz aus dem Vertrag zurück und versuchen bei anderen Anbietern ihr Glück.
„Zufrieden sind unsere Kunden mit der jetzigen Situation natürlich nicht, das ist ganz klar. Aber trotz allem ist Verständnis da, dass aktuell wirklich nichts verfügbar ist und wir die Ware auch nicht einfach hervorzaubern können”, beschreibt Dennis Weimer von der You Logic AG die Situation.
Und so versucht der Channel mit ganz unterschiedlichen Maßnahmen derzeit, dem Chip-Mangel zumindest etwas entgegenzuwirken beziehungsweise entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Es wird auf Vorrat gekauft, sofern Produkte vorhanden sind und auf alternative oder generalüberholte Produkte oder ganz neue Lieferquellen ausgewichen. Doch auch der Markt für wiederaufbereitete Produkte stehe momentan Druck, erklärt Sebastian Wundrack von Cybertrading, einem internationalen Handelsunternehmen mit Fokus auf IT-Remarketing: „Speziell große Anbieter schwenken gerade auf refurbished Hardware um, kaufen Restbestände auf und gleichzeitig bleiben Produkte, die unter normalen Umständen aussortiert und dem Refurbished-Markt zugeführt werden würden, weiter in Benutzung. Es kommen weniger „neue” Gebrauchtwaren nach und der Markt für generalüberholte Produkte leert sich mehr und mehr.”
Insgesamt sieht auch das erwartete Szenario für die nächsten Monate eher düster aus: „Für viele Systemhäuser, VARs und Distributoren sind Hardware-Projekte ein wichtiges Standbein. Den fehlenden oder verzögerten Umsatz beziehungsweise Gewinn zu kompensieren wird nicht leicht”, so ein Umfrage-Teilnehmer. Auch wenn es natürlich optimistische Stimmen gibt: Der Blick in die Zukunft sieht laut Umfrage wenig rosig aus: Die Mehrheit vermutet, dass der Chip-Mangel noch bis mindestens Mitte oder Ende 2022 andauern wird, ein Drittel geht sogar davon aus, dass die Krise den Channel noch bis ins Jahr 2023 beschäftigen wird.
Kontakt: www.itscope.com