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Der Briefverkehr im Cyberspace

Rechtssicheren Schriftverkehr via Internet sollen zukünftig das De-Mail-Projekt der Bundesregierung sowie der E-Postbrief der Deutschen Post ermöglichen. Der klassische Brief dürfte dadurch deutlich an Bedeutung verlieren.

Ein kompliziertes Verfahren – wie hier am Beispiel des E-Postbriefs – soll die vertrauliche Kommunikation via Internet möglich machen.
Ein kompliziertes Verfahren – wie hier am Beispiel des E-Postbriefs – soll die vertrauliche Kommunikation via Internet möglich machen.

Eigentlich geht es darum, das Beste aus zwei Welten zu vereinen: Die schriftliche Kommunikation soll so schnell und unkompliziert wie eine E-Mail, aber gleichzeitig so sicher und zuverlässig wie ein Einschreiben funktionieren. Vor allen Dingen Unternehmen versprechen sich von der Übertragung des Briefverkehrs ins Online-Zeitalter aber erhebliche Kosteneinsparungen durch den Verzicht auf Porto sowie den Druck und die Kuvertierung von Dokumenten wie Rechnungen oder Mahnungen. Keine freudigen Aussichten für die Hersteller von Briefhüllen und den spezialisierten Handel. Gleichzeitig erhoffen sich die Verbraucher mehr Komfort, etwa, dass sie durch eine eindeutig identifizierbare Adresse lästige Behördengänge einsparen und Verträge online schließen können.

Verwirrend nur, dass derzeit zwei konkurrierende Systeme damit begonnen haben, um die Gunst der Anwender zu buhlen. Auf der einen Seite steht das De-Mail-Projekt der Bundesregierung, an dem sich bisher GMX, die Deutsche Telekom und Web.de beteiligen. Anbieten dürfen diesen Dienst nur Firmen, die durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik überprüft wurden und die exakt definierte technische Vorgaben zur Datensicherheit und zur Interoperabilität einhalten müssen. Außerdem obliegt es ihnen, die Inhaber der De-Mail-Adressen, die übrigens sowohl natürliche wie juristische Personen sein können, zu identifizieren – etwa durch das Postident-Verfahren.

Auf der anderen Seite gibt es den ganz ähnlich funktionierenden E-Postbrief der Deutschen Post. Dieser kann im Gegensatz zum De-Mail-Verfahren bereits jetzt genutzt werden. Die Zustellung eines E-Postbriefs kostet übrigens 55 Cent, Zusatzleistungen wie Einschreiben oder Farbausdrucke werden extra berechnet.

De-Mail hingegen dürfte dagegen nicht vor 2011 starten können, schließlich müssen vorher noch die exakten Regularien (das Bürgerportalgesetz) vom Gesetzgeber verabschiedet werden. Kostenpflichtig werden übrigens auch diese Dienste sein.

Und auch die zum Provider United Internet gehörenden Anbieter GMX und Web.de haben wie auch die Post angekündigt, die sogenannten Hybridmail-Lösungen anbieten zu wollen. Damit lassen sich vom E-Mail-Postfach aus Brief-Dokumente an Empfänger ohne Mailanschluss postalisch versenden. Der Service soll inklusive Druck, Kuvert, Porto und Zustellung „ab 54 Cent“ kosten. GMX kooperiert dazu mit dem Hybridmail-Anbieter ediPost, Web.de mit IAB/Francotyp-Postalia.

Aber egal, ob E-Postbrief oder De-Mail: Beide Systeme wurden gleich nach der Vorstellung von den unterschiedlichsten Gruppen aus verschiedenen Gründen teilweise heftig kritisiert (siehe auch obenstehenden Kasten). Während etwa die Stiftung Warentest unter anderem wegen der langen Ladezeiten und unvollständigen Ausdrucke derzeit vom E-Postbrief abrät, argumentiert der Bundesverband der Verbraucherzentralen, dass die Anwender zahlreiche Nachteile im Vergleich zum herkömmlichen Postweg in Kauf nehmen müssten.

August-Wilhelm Scheer, Präsident des Branchenverbandes Bitkom, verteidigt dagegen den Briefverkehr im Cyberspace. Insbesondere die Sicherheitsbedenken in Bezug auf das De-Mail-Projekt sind für ihn nicht nachvollziehbar: „Wir brauchen dringend eine echte digitale Alternative zum Papierbrief. Diese Chance für mehr Effizienz in Wirtschaft und Verwaltung darf nicht durch unberechtigte Bedenken zerredet werden“, erklärte Scheer in einer Stellungnahme. Gegenüber der bisherigen E-Mail oder dem Einschreiben und Brief in Papierform bedeute De-Mail vielmehr einen Quantensprung in puncto Sicherheit.

www.bitkom.de

www.de-mail.de

www.edipost.de

www.epost.de

www.gmx.net

www.internet-access.de

www.stiftung-warentest.de

www.web.de

Klaus Schulz ist Geschäftsführer des VDBF. Dem Verband der Briefumschlaghersteller gehören derzeit 29 Mitglieder an, die etwa 75 Prozent des Branchen- Umsatzes in Deutschland repräsentieren.
Klaus Schulz ist Geschäftsführer des VDBF. Dem Verband der Briefumschlaghersteller gehören derzeit 29 Mitglieder an, die etwa 75 Prozent des Branchen- Umsatzes in Deutschland repräsentieren.

VDBF übt scharfe Kritik

Am 30. Juli fand auf Einladung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Berlin die erste Anhörung der Verbände und Fachkreise zum De-Mail-Gesetz statt, zu der auch der VDBF (Verband der Briefumschlaghersteller) eingeladen war. Der VDBF warnte in einer Stellungnahme eindringlich vor einer überstürzten Verabschiedung des geplanten Gesetzes. Als „negative Effekte“ befürchtet der VDBF beispielsweise die ökologischen Nachteile des „millionenfachen Ausdruck von Dokumenten an heimischen Arbeitsplatzdruckern sowie die umweltbelastenden Auswirkungen des dauerhaften Betriebes zusätzlicher Rechnerkapazitäten“. Der Verband fordert daher vom Gesetzgeber, dass vor der Verabschiedung des Gesetzentwurfes eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wird, die auch einen Vergleich der Umweltbelastung von De-Mail mit der Brief-Post vornimmt. Weiterhin wird vom VDBF kritisiert, dass in der Anhörung die Auswirkungen des neuen Mediums auf den Arbeitsmarkt völlig unberücksichtigt blieben. So seien durch die Einführung elektronischer Briefe zehntausende Arbeitsplätze in verschiedenen Bereichen der Industrie gefährdet.

www.vdbf-online.de

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