BusinessPartner PBS

Stempel Schmorrde mit langer Tradition

Das 145-jährige Bestehen feiert die Löbauer Stempelproduktion Rudolf Schmorrde in diesem Jahr. Das als Buchbinderei gegründete Unternehmen gehört heute zu den führenden Stempellieferanten in Deutschland.

Der heutige Inhaber Reinhart Keßner – hier vor einer längst ausgemusterten Linotype-Setzmaschine – leitet das Familienunternehmen in 5. Generation.
Der heutige Inhaber Reinhart Keßner – hier vor einer längst ausgemusterten Linotype-Setzmaschine – leitet das Familienunternehmen in 5. Generation.

1865 endete in den USA der Bürgerkrieg, in Berlin fuhr die erste Straßenbahn Deutschlands, und in Bernstadt in der Oberlausitz gründete Emil Schmorrde, der Ururgroßvater des heutigen Inhabers Reinhart Keßner, eine Buchbinderei. Bereits wenige Jahre später wurde der Betrieb zu einer Buch- und Zeitungsdruckerei erweitert.

Unabhängig davon entstand 1882 in Löbau die Buchdruckerei Theodor Keßner. „Seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gingen die beiden Firmen gemeinsame Wege“, berichtet Reinhart Keßner. Damals heiratete Karl Keßner senior Marianne Schmorrde – „eine kluge Heiratspolitik“, wie es Reinhart Keßner heute scherzhaft bezeichnet.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde der Betrieb von den Russen geschlossen, das Unternehmen schien am Ende: „Meine Oma Marianne wagte dennoch den Neuanfang und baute die Stempelproduktion als alleiniges Standbein neu auf“, so Reinhart Keßner. Die Herstellung von Stempeln war der einzige Tätigkeitsbereich, der von der russischen Kommandantur erlaubt wurde.

Karl Keßner leitete nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft den Betrieb ab 1947. Ungewöhnliches Detail: Während der gesamten DDR-Zeit blieb das Unternehmen in Privatbesitz und war damit laut Keßner einer der nur etwa 60 unabhängigen Handwerksbetriebe in der ehemaligen DDR. In den Anfangsjahren bereiste sein Vater teilweise noch mit dem Fahrrad das Land. In den 70er Jahren war Schmorrde zu einem der führenden Handwerksbetriebe der Stempelbranche in der DDR geworden.

In der Traditionswerkstatt führt Altmeister Karl Keßner regelmäßig Gäste des Hauses durch ein Museum der Stempel- und Drucktechnik.
In der Traditionswerkstatt führt Altmeister Karl Keßner regelmäßig Gäste des Hauses durch ein Museum der Stempel- und Drucktechnik.

Praktisch zeitgleich mit der „Wende“ änderte sich auch bei Schmorrde einiges: „Am 1. Januar 1990 übergab mir mein Vater planmäßig die Leitung des Betriebes, und ich war damit der Firmeninhaber in 5. Familiengeneration“, erinnert sich der Flexografen-Handwerksmeister. Das Übergabedatum erwies sich im Nachhinein als Glücksfall: „Für mich ergab sich die große Chance, modernste Technik anzuschaffen und neue Märkte aufzubauen“, so Keßner weiter. Die Aktualisierung der Technik war dringend notwendig: „Mit der Wende waren wir über Nacht vom modernsten Stempelproduzenten der DDR zu einer Art Technikmuseum geworden“, schmunzelt Keßner. Die Stempelherstellung per Foto-Satz wurde bei Schmorrde daher komplett übersprungen. Reinhart Keßner investierte gleich in den Computer-Satz und setzte rasch auf die Lasertechnik. Auch das Internet spielt bei Schmorrde, wo täglich zwischen 400 und 2000 Stempel gefertigt werden, eine große Rolle. Gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Amos wurde die Eurostamp-Gruppe gegründet, die unter anderem die Stempelshop-Software für die Fachhändler entwickelt hat.

Doch nach der „Wende“ musste Keßner sein Unternehmen erst einmal in den „alten“ Ländern bekanntmachen. Mit seinem Wartburg klapperte er die Fachhändler im Westen ab, warb auf Messen und im persönlichen Gespräch für seine Produkte. So zeugt im Konferenzraum des Betriebs eine große mit Stecknadeln gespickte Landkarte von seinen vielen Touren durch Deutschland.

Das Eckhaus am Wettiner Platz in Löbau ist der Firmensitz der Stempelproduktion Rudolf Schmorrde.
Das Eckhaus am Wettiner Platz in Löbau ist der Firmensitz der Stempelproduktion Rudolf Schmorrde.

Inzwischen gehört das Unternehmen zu den führenden Stempelspezialisten in Deutschland. Am Standort Löbau beschäftigt Schmorrde 19 Mitarbeiter, in der 2006 übernommenen Stempel- und Schilderfabrik Albert Walther in Dresden sind es weitere zehn Mitarbeiter.

Und während sich der Dresdner Betrieb vor allem auf die Schilder-Produktion spezialisiert hat, dreht sich am Wettiner Platz weiter alles um die Stempel und um Laser-Gravur. In dem immer wieder modernisierten Altbau ist der Betrieb mit Satz, Lektorat, Produktionstechnik und Vertrieb auf engem Raum gut strukturiert untergebracht. In der oberen Etage ist inzwischen eine „typografische Traditionswerkstatt“, ein regelrechtes Museum der Stempel- und Drucktechnik, eingerichtet worden. Altmeister Karl Keßner (85) erklärt hier Gästen, wie früher Druckvorlagen hergestellt wurden, und erzählt, wie im Laufe der Zeit der heutige Betrieb entstand.

Nächste Gelegenheit für eine Unternehmensbesichtigung ist der Festakt, mit dem am 3. Juni das 145-jährige Firmenjubiläum gefeiert wird. Als Festredner hat sich unter anderem der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich angekündigt.

www.schmorrde.de

Verwandte Themen
Optimierte Prozesse als Wettbewerbsfaktor (v.l.):  Manuel und Werner Franken im Neusser Logistikzentrum
Ganz nah dran am Fachhandel weiter
Die Eco-Acryl-Displays sind für kleine Regalelemente im Format 480 x 300 mm und für Standard-Meterregale im Format 970 x 300 mm erhältlich.
Qualität aus der Schweiz – auch in der Großfläche weiter
Den neuen „Leitz Icon“-Etikettendrucker kann man konventionell bedienen – oder per Smartphone.
Etikettendruck für das mobile Zeitalter weiter
Die i-Box ist mit ihrem puristischen Design ein Blickfang im Büro – und verrät ihre Funktionsweise erst auf den zweiten Blick.
Ablagesysteme: Box ist nicht gleich Box weiter
Herma bietet ein umfassendes Etiketten-Sortiment für alle handelsüblichen Ordner.
Ordneretiketten: „Nachfrage ist ungebrochen hoch“ weiter
Das aktuelle ColomPac-Sortiment umfasst mehr als 140 verschiedene Versandverpackungen.
Geschenk- und Versandkarton in einem weiter