Basisarbeit für den langfristigen Erfolg
- 14.05.2013
- Bürobedarf
- red.
Referenten von Umweltverbänden, Zertifizierungsorganisationen, unabhängige Berater und nicht zuletzt Mondi selbst informierten über Neuigkeiten im Markt sowie die Umweltleistungen des Unternehmens. Im Mittelpunkt stand die neue EU-Holzhandelsverordnung – in Kraft getreten im März 2013. Einerseits soll sie – aufgrund höherer Anforderungen an die Nachweispflichten – den Handel mit illegal geschlagenem Holz europaweit unterbinden. Zugleich führt die Verordnung jedoch zu höherem Verwaltungsaufwand bei jenen, die Holz in Verkehr bringen, also Waldbesitzern und Importeuren von Holzprodukten. Sie kritisieren, keinen persönlichen Nutzen aus den EU-Regeln zu ziehen. Die Papierhersteller, die ja Zellstoff einsetzen, der auf Holz basiert, müssen ebenfalls künftig diese Regeln einhalten: also den Nachweis führen, dass die Rohstoffquellen legal sind, sie müssen das Risiko der Illegalität bewerten und entsprechend handeln.
Die Vorträge von Ulrich Malessa vom FSC und Thorsten Arndt von PEFC warfen im Plenum die Frage auf, welches der beiden Umweltsiegel das bessere sei und welchen Nutzen eine Zertifizierung wirklich biete. Deutlich wurde: Die größte Verbreitung und Akzeptanz hat die Umweltzertifizierung von Papier- und Holzprodukten in Europa. „In Westeuropa ist alles zertifiziert, was zertifiziert werden kann“, meinte sogar der PR-Chef des PEFC im Hinblick auf den Flächenanteil zertifizierten Waldes. Den größten Nutzen jedoch hat eine Zertifizierung in jenen Ländern, in denen die Gefahr besteht, dass ursprüngliche und artenreiche tropische Wälder durch Kahlschlag unwiederbringlich verschwinden und irreperable Schäden durch solche radikale Abholzung entstehen. Doch gerade in Ländern Afrikas, Südostasiens oder Lateinamerikas fällt es den Zertifizierungsorganisationen schwer, Waldbesitzer vom Sinn einer nachhaltigen Nutzung und einer Zertifizierung durch einen Dritten zu überzeugen.
Nachfrage und Angebot stehen hierbei in enger Beziehung: Eine wachsende Nachfrage der Kunden nach zertifizierten Produkten macht wiederum die Zertifizierung für die Waldbesitzer und -händler attraktiver. Doch oftmals, so erklärte Ulrich Malessa von FSC, gehen die Waldbesitzer diesen Schritt aus Überzeugung und nicht aus wirtschaftlichem Kalkül. Charles Townsend, Lead COC-Auditor und EUTR-Consultant beim Beratungsunternehmen SGS United Kingdom, führte das Beispiel eines Herstellers an, der durch die Zertifizierung neue Kunden gewonnen hat. Auch Sergey Popov, CEO der Druckerei Idea Print in Moskau, lieferte in seinem Referat ein Beispiel für eine erfolgreiche Strategie als Pionier für „Green Printing“ in der russischen Hauptstadt: Seine Druckerei konnte durch diesen Ansatz neue Kundengruppen gewinnen, beispielsweise Niederlassungen internationaler Unternehmen. Heute betrage der Anteil „grüner“ Aufträge schon 15 Prozent und wachse weiter beständig.
Der WWF ist eine der Organisationen, die sich durch Informationsarbeit für die Sensibilisierung der Nutzer von Papier und Holz einsetzt. Eine der Initiativen der weltweiten Umweltorganisation ist die Internetseite checkyourpaper.panda.org, auf der Nutzer die „Umweltleistung“ ihres Büropapiers vergleichen können, erklärte Referentin Helma Brandlmaier vom WWF. Der WWF möchte damit die Umweltanstrengungen von Herstellern bekannter machen und Umweltleistung als relevantes Kriterium des Einkaufs fördern. Der Hersteller Mondi belegt mit seinen Markenprodukten in diesen Vergleichen übrigens viele vordere Plätze.
Warum das so ist, erklärte Susan Brunner, die Marketing Managerin Sustainable Brands bei Mondi: So habe man seit 2004 die Menge des durch die eigene Produktion freigesetzten Kohlenstoffs um 26 Prozent reduziert, 58 Prozent der eingesetzten Brennstoffe stammen heute aus erneuerbaren Quellen, 93 Prozent der benötigten Energie wird selbst gewonnen, 65 Prozent aller Holzlieferungen sind FSC- oder PEFC-zertifiziert und bei den von Mondi selbst gemanagten Wäldern beträgt der Anteil der FSC-Zertifizierung sogar 100 Prozent.
Unter dem Namen „Green Range“ fasst der Hersteller jene Büro-, Druckpapiere und Verpackungen zusammen, die besondere Umweltmerkmale besitzen: Sie tragen das FSC- oder PEFC-Zertifikat, sind aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff oder aus Recyclingfasern hergestellt. Mondi investiert zudem in CO2-Reduktions-Programme: Die Marke Color Copy ist daher komplett CO2-neutral, die Marke Nautilus „SuperWhite“ kann auf Kundenwunsch CO2-neutral bestellt werden.
Wer regelmäßig in die Umweltleistung seiner Produktion investiert, kann sich auch mit internationalen Auszeichnungen schmücken, der WWF etwa zeichnete die Informationspolitik des Herstellers beim 2012 WWF Environmental Paper Award aus und kürte zugleich das Büropapier Nautilus „SuperWhite“ als „Papiermarke mit der besten Umweltperformance“. Andere Auszeichnungen beziehen sich auf das Management seines Werkes in der Slowakei oder das nachhaltige Management der Ressourcen im russischen Syktyvkar, wo Mondi ein weiteres Werk unterhält und eine Waldfläche von 2,1 Millionen Hektar bewirtschaftet.
Und dennoch: Papierprodukte sieht die Öffentlichkeit heute oftmals als Produkte, die Wald verbrauchen und große Mengen an Energie und Wasser bei der Herstellung benötigen. Laurel Brunner, eine unabhängige Beraterin, rief die Anwesenden dazu auf, das Papier aus der defensiven Rolle herauszuholen: „Papier ist nachhaltig! Der PC ist es nicht! Der Laptop ist es nicht! Das Internet ist es nicht!“ Die Branche produziere langlebige Produkte von hoher Wertschöpfung. Welchen Aufwand Mondi betreibt, um diese Sichtweise zu ändern, erklärte der Natural Resource Manager der Mondi-Gruppe anhand von Beispielen aus Südafrika und Russland, wo das Unternehmen in die Renaturierung von Feuchtgebieten investiert oder die Regeneration von Fischbeständen in Sibirien unterstützt.