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Vorne positionieren für das langfristige Überleben

Edlef Bartl, Inhaber und Geschäftsführer des Briefumschlaghersteller-Verbunds Mayer-Kuvert-network über die Daseinsberechtigung der gedruckten Post und über seine Strategie, um trotz schrumpfender Märkte gute Geschäfte zu machen.

Firmengelände von Mayer-Kuvert in Heilbronn
Firmengelände von Mayer-Kuvert in Heilbronn

Herr Bartl, das Marktumfeld für die Briefumschlaghersteller in Europa ist massiv im Umbruch. Einerseits – so zeigte eine Untersuchung des VDBF – haben viele Menschen Sicherheitsbedenken gegenüber der Ablösung von Postvorgängen durch elektronischen Versand, andererseits arbeiten zahlreiche Marktteilnehmer genau an solchen Angeboten. Wie viel Sorge bereiten Ihnen Entwicklungen wie De-Mail und der E-Postbrief?

Die Umfrage des Forsa-Institutes durch den Verband der deutschen Briefumschlaghersteller zeigt, dass es bei fast 70 Prozent der Befragten den Wunsch gibt, nach wie vor die Rechnungen in Papierform zu erhalten. Erstaunlich für uns war, dass gerade die jüngeren Menschen auch ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis haben und sich nicht auf Mails und Elektronik verlassen. Das gleiche trifft auch auf De-Mail und den E-Postbrief zu. Der absolut sichere Versand einer Sendung, der auch durch den Gesetzgeber mit dem Briefpostgeheimnis geschützt ist, ist der Versand einer Sendung im Briefumschlag. Ein elektronischer Versand birgt immer das Risiko, dass das Geheimnis nicht gewahrt wird, weil es nämlich eine 100-prozentige End-to-end-Verschlüsselung nicht als Standard gibt und außerdem der Zugriff auf die Daten bei der Übermittlung durch De-Mail oder E-Postbrief sogar im De-Mail-Gesetz vorgeschrieben ist.

Dennoch hat der europäische Industrieverband FEPE für das zurückliegende Jahr ein Umsatzminus von acht Prozent für die Mitglieder ausgewiesen. Wo sehen Sie die Ursachen?

Der Rückgang der Briefsendungen ist unterschiedlich groß in den europäischen Ländern und liegt in großem Umfang beim Rechnungsversand. Kunden werden gezwungen, Rechnungen elektronisch zu akzeptieren, da sie ansonsten einen Strafaufschlag berechnet bekommen. Auch der Bereich Werbung ist rückläufig, genau-

so wie die Kommunikation im privaten Bereich. Aus diesem Grund hat auch der VDBF, der Verband der deutschen Briefumschlag-Industrie, dieses Jahr zur Paperworld eine Kampagne gestartet – zum handgeschriebenen Managerbrief. Nichts ist schöner und persönlicher als ein paar handgeschriebene Zeilen zu erhalten. Man sollte beim Schreiben von handgeschriebenen Briefen nicht nur an den Liebesbrief denken, es können auch kleine, kurze Mitteilungen sein, die handgeschrieben sind und die eine ganz andere Wirkung beim Empfänger erzeugen als eine E-Mail, die vielleicht noch an mehrere Empfänger geht.

Wie hat sich die Mayer-Kuvert-Gruppe im zurückliegenden Jahr geschlagen?

Wir als Mayer-Kuvert-network haben keine andere Chance, als dass wir uns geschickt dem veränderten Markt anpassen. Keine andere Briefumschlagherstellergruppe hat in den letzten Jahren so viel Kapazität aus dem Markt genommen wie wir es getan haben. Produktionswerke, die durch geringes Volumen nicht mehr effizient arbeiten, müssen geschlossen werden und andere, rationeller arbeitende Werke, müssen das zusätzliche Volumen bekommen, um den Marktrückgang zu kompensieren und erfolgreich zu arbeiten. Dies ist uns bis heute gelungen und dies wird uns auch weiter gelingen. Dieser Umbruch kostet natürlich viel Geld und führt auch zu schmerzlichen Einschnitten, da man Mitarbeiter freistellen muss. Dies ist aber die einzige Chance, um langfristig existieren zu können.

Mit welcher Entwicklung rechnen Sie in Zukunft für Mayer-Kuvert und die Briefumschlaghersteller insgesamt?

Wir werden, ob wir wollen oder nicht, diesen Weg weiter beschreiten müssen, bis irgendwann einmal der Marktrückgang aufhören wird. Wir wollen uns bis dahin so gut auf dem Markt positionieren, dass wir auch eine Chance für eine langfristige Zukunft haben.

Kommen wir nochmal zurück auf die Eingangsfrage: Wo sehen Sie die zukünftige Nachfrage des papiergebundenen Briefes?

Edlef Bartl, Geschäftsführer der Mayer-Kuvert-Gruppe: „Über 90 Prozent der heutigen Werbung per E-Mail bleibt im Spam-Filter hängen.“
Edlef Bartl, Geschäftsführer der Mayer-Kuvert-Gruppe: „Über 90 Prozent der heutigen Werbung per E-Mail bleibt im Spam-Filter hängen.“

Der Briefumschlag wird nicht verschwinden. Wir werden irgendwann an den Punkt kommen, wo man einfach die wichtigen Informationen auf Papier weitergeben möchte. Die Informationen, die man auf Papier bekommt, haben eine ganz andere Wertigkeit als Informationen, die man elektronisch bekommt und die auch schnell gelöscht werden können. Dies trifft auch für den Bereich der Werbung zu. Über 90 Prozent der Werbung per E-Mail bleibt im Spam-Filter hängen und erreicht gar nicht den Empfänger. Die Mails, die eine Chance haben zum Empfänger zu kommen, werden dann auch noch zu einem großen Teil gelöscht. Mit einer Werbung im Briefumschlag erreicht die Mitteilung den Empfänger, der dann entscheidet, ob er sie liest oder ob sie ungelesen im Papierkorb landet. Bei einer gut aufgemachten Werbesendung, entscheidend ist dafür zum größten Teil ein attraktiver, ansprechender Briefumschlag, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie wahrgenommen wird und auch ein Response erfolgt.

An welchem Punkt und in welcher Größenordnung rechnen Sie mit einer Konsolidierung im Briefumschlag-Markt?

Wir sind uns sicher, dass nach einem schwierigen Jahr 2013 der Briefumschlagbedarf nicht weiter so stark sinken wird wie in den letzten zwei Jahren. Der sinkende Bedarf wird aber zu Veränderungen auf dem Markt führen und für einige Briefumschlaghersteller wird das Volumen zu gering werden, um Produkte zu Marktpreisen zu produzieren und eine Marge zu erwirtschaften, die auch noch Gewinne für zukünftige Investitionen und Erweiterungen ermöglicht.

Mayer-Kuvert-network gehört zu den wenigen Playern, die kontinuierlich in den vergangenen Jahren in verschiedenen europäischen Ländern Hersteller zugekauft haben. Hat das Unternehmen eine Größe und Struktur erreicht, die für die kommenden Jahre Bestand haben wird, oder wird Mayer-Kuvert seine Strategie der Akquisitionen beibehalten?

Unser Ziel ist es, zu den Firmen zu gehören, die auf dem Markt langfristig überleben können. Das war unser Antrieb und unsere Motivation weitere Hersteller zu kaufen, um damit eine Größe zu erreichen, die eine moderne und rationelle Fertigung zulässt. Unser Ziel war es nie, Europas größter Hersteller zu werden, der wir heute sind, sondern einfach mehr Firmen in unserem Verbund zu haben. Unsere Kundschaft wird internationaler und dementsprechend erwartet sie vom Lieferanten das gleiche. Nur, wenn man eine europäische Aufstellung hat, wird man auch von den Großen dieser Welt wahrgenommen und als Partner akzeptiert. Wir haben heute eine Position erreicht, mit der wir in fast allen Ländern Europas produzieren und den Markt bedienen können. Inwieweit es Sinn macht, auch morgen noch europäisch zu wachsen, wird der Markt zeigen und die Möglichkeiten und Veränderungen, die sich auf dem Markt ergeben. Unser Ziel ist es, dass es auch 2020 und in den Jahren danach Mayer-Kuvert-network in Europa gibt und wir ein wichtiger Player auf dem Markt sind.

www.mayer-kuvert.de

Mayer-Kuvert-network

Marktführer beim Briefumschlag in Europa

Edlef Bartl, Inhaber und Geschäftsführer von Mayer-Kuvert-network, hat nach seinem Eintritt in das Unternehmen 1983 mit dem Mayer-Kuvert-network einen schlagkräftigen Verbund von inzwischen 50 unabhängigen Briefhüllenherstellern aufgebaut. Von Beginn an verfolgte Bartl die Strategie, andere Hersteller für Partnerschaften zu gewinnen und so als Netzwerk zu wachsen und das Überleben der einzelnen zu sichern. Erst im März dieses Jahres kaufte Mayer-Kuvert-network von Papyrus die Briefumschlagherstellung. Mayer-Kuvert ist mit einem Jahresumsatz von rund 300 Millionen Euro längst Europas größter Briefumschlaghersteller. Durch die strategische Allianz mit der spanischen Tompla Group als European Envelope Partners deckt die Firmengruppe seit 2007 alle europäischen Länder ab. Heute beschäftigt Mayer-Kuvert-network zirka 2400 Mitarbeiter an 50 Standorten in 23 Ländern. Die Firmengruppe stellt jährlich 26 Milliarden Briefhüllen her und durch verschiedene Allianzen kann Mayer-Kuvert-network Kunden weltweit beliefern.

www.mayer-kuvert-network.de

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