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„Wir sparen nicht an der Zukunft“

Nach den guten Zahlen für 2008 sieht sich der Edding-Konzern mit den Auswirkungen der Krise konfrontiert. Wir sprachen mit Per Ledermann und Thorsten Streppelhoff über die aktuelle Situation und die Erwartungen.

Ende Juni konnte der Edding-Vorstand seinen Aktionären ein gesteigertes Ergebnis sowohl im Geschäftsfeld Schreiben und Markieren als auch im Geschäftsfeld Visuelle Kommunikation (Legamaster) für 2008 präsentieren. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten Sie wesentlich reduzierte Ergebnisse. Betrifft die Krise beide Segmente gleichermaßen und wie arbeiten Sie dagegen an?

Ledermann: Ja, die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen spiegeln sich bei Edding sowohl im Segment Scheiben und Markieren als auch im Bereich Visuelle Kommunikation wider. Die Umsatzeinbußen spüren wir jedoch auf unterschiedlichem Niveau und in unterschiedlichen Strukturen.

Thorsten Streppelhoff, Geschäftsführer Edding International GmbH: „Wir möchten unsere Marktführerschaft durch kontinuierliche Innovationen weiter stärken.“
Thorsten Streppelhoff, Geschäftsführer Edding International GmbH: „Wir möchten unsere Marktführerschaft durch kontinuierliche Innovationen weiter stärken.“

Thorsten Streppelhoff, Geschäftsführer Edding International GmbH: „Wir möchten unsere Marktführer-schaft durch kontinuierliche Innovationen weiter stärken.“Streppelhoff: Im Geschäftsfeld Schreiben und Markieren erleben wir derzeitig eine heterogene Entwicklung zwischen industriellem und privatem Geschäft. Der Bereich Industrie ist dabei stark von der Nachfrage-Schwäche getroffen: Kurzarbeit, Produktionsstopps und auch restriktivere Working Capital-Ziele bei unseren industriellen Endverwendern spüren wir als dominanter Marktführer für Permanent- und Lack-Marker auch in unseren Umsätzen. Im Gegensatz dazu haben wir deutlich positive Entwicklungen im Bereich der privaten Endkonsumenten: Bei unseren etablierten B2C-orientierten Kanälen und Produkten ist die konjunkturelle Krise bis dato auf der Umsatzseite noch nicht angekommen.

Und mit unseren neuen Endkonsumenten-orientierten Konzepten, hier seien beispielhaft das „edding DIY“-Konzept oder auch der „Living Pen“ genannt, steigern wir derzeitig Distribution und Umsatz. In der Summe können wir mit den positiven Entwicklungen im privaten Bereich – zumindest derzeitig – die Umsatzeinbußen im industriellen Bereich jedoch noch nicht auffangen. – Im Geschäftsfeld Visuelle Kommunikation profitieren wir auf der einen Seite derzeit vom Boom der interaktiven Entwicklung, und auch das Konjunkturpaket, wie beispielsweise bei der Ausstattung von Schulen, zeigt positive Auswirkungen, die sich im Laufe des zweiten Halbjahres noch verstärken dürften. Auf der anderen Seite merken wir jedoch gerade bei der klassischen Konferenzraumausstattung, dass die Kunden ihre Investitionen zweimal überdenken und wir somit auch in diesem Geschäftsfeld von der konjunkturellen Delle nicht verschont bleiben.

Ledermann: In Summe ist das Jahr 2009 für uns weitestgehend von dieser unerwarteten Krise geprägt und wird uns wohl die höchsten Umsatzrückgänge in der Konzerngeschichte bescheren. Aus diesem Grund kommen wir in der Edding-Gruppe auch nicht um ein konsequentes Kostenmanagement herum: Hierzu zählen unter anderem Kurzarbeit in Produktion und Logistik sowie ein konservatives Ausgabeverhalten bei operativen Kosten. Diese sehr spezielle Krise wird uns sicherlich noch eine Weile beschäftigen und auch in 2010 noch den einen oder anderen Sondereffekt mit sich bringen. Die Einschnitte, die wir im Moment erleben, unterscheiden sich maßgeblich von allem bisher Dagewesenen. Grundsätzlich erwarten wir jedoch für den deutschen Markt keine langfristigen strukturellen Verschiebungen. Daher sind wir auch sehr zuversichtlich, dass wir mit unserem aktuellen Mix aus kurzfristigem Krisenmanagement und Beibehaltung unserer mittel- bis langfristigen strategischen Ausrichtung richtig aufgestellt sind. Grundsätzlich gilt, dass wir bei Edding auch in diesen stürmischen Zeiten „auf Kurs“ bleiben. Bei uns im Norden weiß man, dass das beste Schiff sich erst in schwerer See beweisen kann. Für Edding bedeutet dies sowohl das Beibehalten unserer operativen Eckpfeiler, wie beispielsweise unserer fairen internationalen Pricing- und Konditionsmodelle, als auch die Fortführung strategischer Investitionen, insbesondere was die Entwicklung langfristiger Konzepte betrifft. Dafür werden wir in diesem Jahr auch einen deutlichen Ergebnisrückgang in Kauf nehmen – wir sparen also nicht an unserer Zukunft.

Und wie sehen die langfristigen Ziele aus?

Streppelhoff: Natürlich möchten wir bei Edding unsere Marktführerschaft durch kontinuierliche Produkt- und Prozessinnovationen weiter stärken. Auf dieser Basis möchten wir trotz der für 2009 zu erwartenden „Umsatzdelle“ auch zukünftig weiter wachsen, wobei für uns Wachstum nur profitables Wachstum bedeuten kann. Um dies zu erreichen, werden wir zukünftig die privaten Endverwender noch stärker in den Fokus unserer Konzeptentwicklung nehmen, ohne dabei jedoch unsere traditionell starke industrielle Verankerung zu vernachlässigen.

Per Ledermann, Vorstand Edding AG: „Aufgrund der Krise kommen wir in der Edding-Gruppe um ein konsequentes Kostenmanagement nicht herum.“
Per Ledermann, Vorstand Edding AG: „Aufgrund der Krise kommen wir in der Edding-Gruppe um ein konsequentes Kostenmanagement nicht herum.“

Per Ledermann, Vorstand Edding AG: „Aufgrund der Krise kommen wir in der Edding-Gruppe um ein konsequentes Kostenmanagement nicht herum.“Ledermann: Als unerlässlich erachten wir dabei eine noch intensivere Abstimmung mit unseren Handelspartnern, was die Ausgestaltung der jeweiligen Konzepte betrifft. Hier können wir nur gemeinsam die Treffergenauigkeit neuer – und wo nötig auch bestehender – Konzepte optimieren und damit sowohl für uns als Herstellermarke als auch für den Handel echte Wertschöpfung generieren. Auf der Gruppenebene bleiben für uns die weitere Unabhängigkeit und unsere hohe soziale Verantwortung gleichberechtigte Ziele neben dem profitablen Wachstum.

Welchen Stellenwert nehmen grüne und CSR-Thematiken bei Edding ein (ISO 14001 OHSAS 18001, Verantwortung als Markenhersteller)?

Ledermann: Edding ist seit 2008 sowohl ISO 14001- als auch OHSAS 18001-zertifiziert. Für uns sind das Engagement im Bereich Umwelt und die Übernahme sozialer Verantwortung elementare Bestandteile unserer Firmenkultur und -strategie. Grüne Themen lagen schon unseren Gründern sehr am Herzen: Bereits 1995 hat mein Vater, der Firmengründer, für seinen außerordentlichen Einsatz den begehrten B.A.U.M.- Umweltpreis erhalten. Der jüngste Ausbau der Photovoltaikanlagen an unserem Produktionsstandort in Bautzen sowie in der Konzernzentrale in Ahrensburg, die immerhin ein siebenstelliges Investitionsvolumen repräsentieren, sind weitere aktuelle Beispiele.

Streppelhoff: Unser Engagement spiegelt sich natürlich auch auf der Produktebene wider. Bestes Beispiel ist hierzu unsere „EcoLine“-Serie: Zu dieser Produktreihe gehören Permanent- und Boardmarker, deren Kunststoffteile zu insgesamt mindestens 80 Prozent aus recyceltem Material bestehen. Darüber hinaus umfasst das Sortiment einen Textmarker, dessen Kappe und Schaft mindestens zu 70 Prozent aus einem nachwachsenden Rohstoff bestehen. Fast überflüssig zu sagen, dass alle Marker dieser Serie nachfüllbar sind, so wie die meisten unserer Produkte.

In der „EcoLine“ spiegelt sich das Umweltengagement des Unternehmens wider.
In der „EcoLine“ spiegelt sich das Umweltengagement des Unternehmens wider.

In der „EcoLine“ spiegelt sich das Umweltengagement des Unternehmens wider.Ledermann: Wie gesagt, Umweltengagement und Verantwortung sind bei uns gelebte Praxis und sind in unserer Strategie sowie unserer Unternehmenskultur verankert. Überhaupt merkt man, ob es ein Unternehmen ernst meint, erst beim Besuch des Unternehmens – sei es beim Gang durch die Fertigung oder beim Gespräch mit den Mitarbeitern. Umweltbewusstsein lässt sich eben nicht verordnen, sondern muss gelebt werden. Wir sind überzeugt, dass Ökologie und soziales Engagement nicht im Widerspruch zu Ökonomie stehen müssen und gerade von kleinen und mittelständischen Unternehmen in Einklang gebracht werden können. Wir sind daher bei Edding durchaus stolz auf das bisher Erreichte und werden diesen Weg konsequent weitergehen – auch in diesen eher schwierigen Zeiten. Besonders als Markenhersteller sehen wir uns hier in einer Vorbildrolle.

Seit vergangenem Jahr ist der Name Edding als Lizenzmarke auch auf Druckersupplies zu lesen. Planen Sie das Lizenzgeschäft weiter auszubauen?

Streppelhoff: Wir sind mit dem Status der aktuellen Kooperation sehr zufrieden, die Zusammenarbeit mit unseren Partnern klappt hervorragend. Wir haben diese Form der Markenausweitung im Vorfeld sehr genau geprüft und vor allem das Thema Qualität sehr detailliert beleuchtet, bevor wir der Zusammenarbeit letztendlich guten Gewissens zugestimmt haben. Wir wissen natürlich um die Attraktivität der Marke Edding und erhalten diesbezüglich immer wieder Anfragen aus unterschiedlichsten Umfeldern. Sie können jedoch sicher sein, dass wir hier sehr behutsam und eher defensiv agieren, der Schutz der Marke hat oberste Priorität. Ein weiterer Ausbau des Lizenzgeschäftes würde daher nur in Frage kommen, sofern es den Kernwerten unserer Marke nicht entgegenstünde. Aktuelle Pläne gibt es dafür nicht.

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