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Die Herausforderung: Drei Generationen in einem Büro

Der wirtschaftliche Erfolg und die Marktposition eines Unternehmens werden entscheidend beeinflusst durch die Qualität der Mitarbeiter. Wie die verschiedenen Generationen in einem Büro am besten zusammenarbeiten, war Thema des „3. Symposium Büro. Raum. Trends.“ der Orgatec in Köln.

Gut besucht war das „3. Symposium Büro. Raum. Trends.“ in Köln. Einkäufer, Hersteller, Architekten und Händler informierten sich darüber, wie das Multigenerationenbüro aussehen kann.
Gut besucht war das „3. Symposium Büro. Raum. Trends.“ in Köln. Einkäufer, Hersteller, Architekten und Händler informierten sich darüber, wie das Multigenerationenbüro aussehen kann.

Das Symposium bildete die thematische Brücke zur Fachmesse Orgatec, die im Zwei- Jahres-Rhythmus in Köln stattfindet. Die Orgatec beschäftigt sich mit allen relevanten Aspekten der Büro- und Objektgestaltung – von der Planung, über die Einrichtung und Ausstattung bis hin zum Betrieb und Management der jeweiligen Räumlichkeiten. Der wirtschaftliche Erfolg und die Marktposition eines Unternehmens werden entscheidend beeinflusst durch die Qualität der Mitarbeiter. Dabei gilt es, die individuellen Stärken und unterschiedlichen Erfahrungen aller Mitarbeiter auf sämtlichen Ebenen einzubinden. Doch genau das ist in der Praxis häufig erheblich schwieriger, als es sich anhört.

Die Einführung ins Thema lieferte der Publizist Winfried Kösters, der sich seit Jahren intensiv mit den Themen Generationen, Kommunikation und Demografischer Wandel beschäftigt. Er verdeutlichte die seiner Meinung nach unausweichlich anstehenden Veränderungen in der Gesellschaft, schließlich habe sich die Geburtenrate in Deutschland seit 1964 halbiert. Was ihn schließlich zu der Frage brachte: „Und wenn die Jungen nicht mehr da sind, wer macht dann die Arbeit?“ Seine eindeutige Antwort: „Die Alten müssen ran.“ Doch das stelle die Unternehmen vor bisher unbekannte Herausforderungen, die sich zumindest teilweise durch eine adäquate Einrichtung der Arbeitsplätze meistern ließen. So müsse die Gesunderhaltung der immer älter werdenden Mitarbeiter für die Unternehmen eine hohe Priorität haben.

Doch das ist nur ein Aspekt des Wandels in der Arbeitswelt. Christoph Fellinger, bei Beiersdorf für das Talent Relationship Management verantwortlich, zeigte auf, dass Unternehmen immer mehr die Kunst beherrschen müssten, die unterschiedlichen Denk- und Verhaltensweisen der im Arbeitsalltag aufeinandertreffenden Generationen unter einen Hut zu bekommen. Aktuell sind das im Wesentlichen die Baby-Boomer der Jahrgänge 1946 bis 1964, die Generation X (Geburtenjahrgänge 1965 bis 1979) und die Generation Y (1979 bis 1999).

Im Gegensatz zu den funktional orientierten, technikaffinen und jungen Kollegen der Generation Y, die sich bestehenden Hierarchien und Strukturen flexibel anpassen, fühlen sich die älteren Kollegen der Generationen Baby-Boomer und Generation X eher in flachen Hierarchien wohl, sehen sich selbst als Teamleader, bevorzugen eigene Büroräumlichkeiten, um konzentriert arbeiten zu können.

Während die Einen mit den Arbeitsmitteln Telefon und Schreibmaschine aufgewachsen sind, sind für die Anderen mobile Endgeräte vom Laptop bis zum Smartphone selbstverständlich. Das führe am gemeinsam Arbeitsplatz schnell zu Konflikten, man spreche einfach nicht die gleiche Sprache. Das Arbeitsumfeld muss daher so flexibel wie möglich angelegt sein, um Raum für diese unterschiedlichen Denk- und Arbeitsweisen zu bieten. Gelingt dies nicht, gebe es Probleme: „In Zukunft wird mit den Füßen abgestimmt“, befürchtet Christoph Fellinger in Hinblick auf den demografischen Wandel, schließlich besitze die Generation Y kaum noch Loyalität ihrem Arbeitgeber gegenüber.

Unterstützung erhielt er von Birgit Gebhardt, Geschäftsführerin des Hamburger Trendbüros, die ein Update der „New Work Order“ Studie präsentierte. Sie zeigte sich überzeugt davon, dass die heutigen Entscheider nicht flexibel genug seien, die nötigen Wandlungen in den Arbeitswelten umsetzen zu können: „Sie müssen aber jetzt die Weichen stellen, dass die nächste Generation das umsetzen kann“, appellierte sie an die Zuhörer.

Hajo Schumacher (r.) bei der Podiumsdiskussion mit Hendrik Grempe, Head of Property bei Vodafone Deutschland, und Mike Herud (l.) vom Scope Architektenbüro.
Hajo Schumacher (r.) bei der Podiumsdiskussion mit Hendrik Grempe, Head of Property bei Vodafone Deutschland, und Mike Herud (l.) vom Scope Architektenbüro.

Eingeschliffene Rituale und die Verhaftung in angestammten Umgebungen seien zentrale Probleme in Unternehmen. Entsprechend müsse jetzt versucht werden, durch Architektur, durch eine kluge Wahl der Einrichtung – von der Cafeteria bis hin zu den Büroetagen – die bisher üblichen Rituale aufzubrechen. „Es sind Räume gefordert, in denen man sich zehn Stunden am Tag wohlfühlen kann, eventuell sogar zuhause fühlt“, argumentierte Gebhardt. Allerdings müsse man in diesen Räumen auch besser arbeiten können.

Wie solch ein für alle Generationen geeigneter Arbeitsplatz aussehen kann, erläuterten Hendrik Grempe, Head of Property bei Vodafone Deutschland, und Mike Herud vom Scope Architektenbüro in ihren Vorträgen. So zeigte Grempe, wie man die Zentrale von Vodafone Deutschland mit dem Neubau des Vodafone Campus in Düsseldorf als „Showcase für die Marke“ angelegt habe. Viel Wert gelegt werde auf Eigenverantwortung, insbesondere, was die Heimarbeit angeht. So stehen in Düsseldorf den 5200 Mitarbeitern 4600 Arbeitsplätze zur Verfügung. Zahlreiche der von den anderen Referenten geforderten Maßnahmen (Projektteams, Open Space – auch für den Vorstand) sind bei Vodafone schon Alltag. Annehmlichkeiten für die Mitarbeiter inklusive: So gibt es eine eigene Kita, eine Packstation in der Tiefgarage, und einen Lieferservice für kleine Besorgungen bis an den Arbeitsplatz.

Mike Herud hatte dagegen eine Bestandsimmobilie von SAP modernisiert. Die neuen Räumlichkeiten bieten den Programmierern nun „Team-Wohnzimmer“ für informelle Gespräche oder das Programmieren mit Laptop auf der Couch. Lebensraum und Arbeitsraum nähern sich seiner Meinung nach immer weiter an: „Die Kunst ist es, Großraumbüros zu schaffen, die nicht aussehen wie Großraumbüros“, resümierte Herud.

Doch die wirkliche Herausforderung sei „der Mind Change der Mitarbeiter“, wie es Hendrik Grempe formulierte. Die neue Arbeitsweise müsse unbedingt vom gesamten Management vorgelebt werden: „Die Mitarbeiter sind in vielen Fällen viel eher bereit, Veränderungen zuzulassen, als deren Vorgesetzte.“

Zum Abschluss des Symposiums sorgte der Vortrag des niederländischen Trendforschers Carl C. Rohde für Auflockerung. Unterhaltsam referierte er über die Trends in der klein gewordenen, globalisierten Welt.

www.orgatec.de

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