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„Der Fachhandel der Zukunft muss mehr als Möbel können“

Die Studie „Markt: Monitor Büromöbel 2013“ von BBE Handelsberatung und Marketmedia24 liefert Informationen und Prognosen zur Marktentwicklung im Bereich Büroeinrichtung. Wir sprachen mit Co-Autorin Eva Barth-Gillhaus über die Veränderungen auf Handels- wie Herstellerseite.

Frau Barth-Gillhaus, welche Bedeutung hat der Fachhandel derzeit als Absatzkanal in Sachen Büroeinrichtung? Welche Veränderungen erwarten Sie für die kommenden Jahre?

Eva Barth-Gillhaus, Co-Autorin des „Markt: Monitor Büromöbel 2013“: „Der qualifizierte Fachhandel vor Ort ist und bleibt die erste Anlaufstelle bei der Büroplanung und dem Kauf von Büromöbeln.“
Eva Barth-Gillhaus, Co-Autorin des „Markt: Monitor Büromöbel 2013“: „Der qualifizierte Fachhandel vor Ort ist und bleibt die erste Anlaufstelle bei der Büroplanung und dem Kauf von Büromöbeln.“

Der qualifizierte Fachhandel vor Ort ist und bleibt die erste Anlaufstelle bei der Büroplanung und dem Kauf von Büromöbeln. Statistisch nahezu unangefochten hält dieser Vertriebsweg seit Jahren die Spitzenposition auf der Distributionsstatistik. Aber es ist nicht leicht, die Nummer 1 zu bleiben und immer weniger Händler schaffen es, wirklich unabhängig zu sein respektive agieren zu können. Außerdem muss der Fachhandel der Zukunft mehr als Möbel „können“. Denn parallel mit den steigenden Anforderungen an die Büroarbeit steigen die Anforderungen vor allem an diesen Vertriebsweg. Dieser Wandel vom Büromöbelhändler zum Fachhändler mit erweitertem Leistungsspektrum ist bereits in vollem Gange. Viele Fachhändler profilieren sich über produktbegleitende Dienstleistungen von der qualifizierten Beratung bis hin zu Komplettlösungen.

Dabei setzt Einrichtungsberatung heute das Wissen um Arbeitsprozesse voraus, und natürlich muss die Infrastruktur für moderne IT-Ausstattungen berücksichtigt bzw. sogar eingerichtet werden können. Damit haben traditionelle Büromöbel-Verkäufer massive Probleme. Zwar ist bei der Einrichtung von Büros immer Büromöbel-Know-how wie Handwerk, Produktkenntnis und Liefergenauigkeit ausschlaggebend. Dazu kommen Bereiche wie Licht und Akustik, außerdem alle Faktoren rund um die „virtuellen“ Bedingungen eines Büros, rund um Prozessorganisation und präventive Arbeitsgestaltung. Die Lösung heißt: Qualifikation der eigenen Leute oder Integration in ein funktionsfähiges Netzwerk.

Und entsprechend auf Hersteller-Seite?

Vor allem die Hersteller-Seite setzt auf die beflügelnde Wirkung der neuen Arbeitswelt beziehungsweise deren Anforderungen an Büro-Ausstattung. Nicht zufällig hat die Branche gleich mehrere Zukunftsforscher zu Rate gezogen, um sicher zu gehen, wie man mit und in der neuen Arbeitswelt agieren kann. In der Tat werden das Primat der Projekt-Arbeit, das Fördern der Kommunikation in wechselnden Gruppen, die größere Flexibilität sowie alle modernen und kommenden Arbeitsmittel Konsequenzen zeitigen. Auch die wachsenden Erkenntnisse rund um das gesunde Wohlfühlarbeiten werden für neuen und Ersatzbedarf sorgen. Aber das alles wird in naher Zukunft aus der Büromöbelbranche keine Boombranche machen. Denn „Unsicherheit“ steht in riesengroßen Lettern als Hauptüberschrift über dem laufenden Geschäftsjahr und über den Prognosen für die Branche. Selbst wenn viele Budgets, die zu Beginn der Krise 2009 drastisch gestrichen worden waren, nun wieder frei sind. Die Branche bräuchte vor allem stabile wirtschaftliche und politische Verhältnisse. Dennoch hat die Zukunft mit ihren Umbrüchen bereits in die Büros Einzug gehalten und schlägt sich nieder in den Strategien der Branchenteilnehmer und der zum Teil neuen Wettbewerber.

Stichworte „Büro der Zukunft“, „Lounge-Flächen“, „flexible Konferenzräume“, „Meetingzonen“ – welchen Anteil haben solche Möbel am Markt?

Die neuen Trends beginnen in der breiteren Arbeitswelt gerade erst Fuß zu fassen, so dass sich deren Konsequenzen der Statistik noch nicht niedergeschlagen haben. Außerdem entwickeln sich solche Prozesse in langen Wellen. Ob allerdings künftig alles aus dem Segment Büromöbel kommt, was in den Büros eingesetzt wird, das bleibt für mich eine offene Frage. Denn mit dem Wunsch nach mehr Wohnlichkeit, nach Begegnungsecken, Kommunikationsräumen rücken die Möbel auch aus dem privaten Umfeld ins Blickfeld.

Außerdem hätten es viele moderne Heimarbeiter gern individueller, kreativer. Und mit der Mobilität vieler Arbeitsformen wird sogar der klassische Schreibtisch-Arbeitsplatz in Frage gestellt. Angetrieben wird diese Tatsache auch von der wachsenden Zahl der Selbständigen oder Freiberufler. So ist die Zahl der Freiberufler in Deutschland zu Jahresbeginn auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Und der Anteil der Freiberufler am Gründungeschehen ist mit 21 Prozent recht hoch.

In der Studie verweisen Sie auf positive Vorzeichen für den Gesamtmarkt. Welche sind das? Welche Bereiche gehören zu den Verlierern und warum?

Die Vorzeichen für die Branche lassen sich in dem Spannungsbogen ausmachen, der das moderne Büro widerspiegeln wird. Hier großzügig modern, flexibel, kommunikativ, multimedial, projektorientiert und ständig in Bewegung, dort individuell, persönlich und vor allem wohnlich: Der Arbeitsplatz wird immer schwerer fassbar. Das stellt Herausforderungen an Hersteller und Distributoren gleichermaßen. Nicht der einzige, aber ein wesentlicher Grund für den Druck, der auf der Branche lastet. Parallel und vielleicht sogar darum verschärft sich der Wettbewerb. Auch der Konzentrationsprozess verschärft sich weiter. Von den Verbleibenden werden zusätzliche Kompetenzen gefordert. Denn wer Anlaufstelle beziehungsweise Kompetenzzentrum für die wie auch immer gestaltete Büro-Zukunft sein will, muss sich neu aufstellen. Hinzu kommen steigende Ausgabenbelastungen, die dem Büroeinrichter ein straffes Kostenmanagement sowie ein intensives Controlling abverlangen. Außerdem verschärft der Wettbewerb von Großanbietern aus dem In- und Ausland die Situation. Global Player wie Stapels, Office Depot oder Lyreco als Globals generieren in Deutschland immerhin Jahresumsätze im dreistelligen Millionenbereich. Und nicht zu vergessen, die Spezialversender und branchenfremde Vertriebsformen wie Internet- und Versandhändler, spezialisierte Computer-Fachhändler, Fachmärkte oder auch der Möbeleinzelhandel, die inhabergeführten Büromöbelhändlern das Leben schwer machen. Darüber hinaus nimmt die Industrie den Markt immer stärker in die eigenen Hände und forciert die vertikale Integration.

www.bbe.de

www.marketmedia24.de

„Markt: Monitor Büromöbel 2013“

Die Studie der BBE Handelsberatung, München, und Marketmedia24, Köln, liefert Informationen und Prognosen zu den Marktchancen der einzelnen Branchensortimente. Sie ist zum Preis von 650,00 Euro zzgl. MwSt. zu beziehen unter studien@marketmedia24.de, Stichwort: Büro 2013 und sie steht zum direkten Download unter www.marktdaten24.com bereit.

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