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Neue Chancen im Bereich Datenschutz

Durch die im Februar in Kraft getretene Datenschutzrichtlinie DIN 66399 wird die Vernichtung von Datenträgern neu geregelt. Wir sprachen mit wichtigen Anbietern über den Infobedarf bei den Endkunden, die Einbeziehung digitaler Speichermedien sowie neue Chancen.

Die Fragen:

1. Die neue Datenschutzrichtlinie scheint beim Endanwender im Büro noch nicht richtig angekommen zu sein. Was hat Ihr Unternehmen in puncto Aufklärungsarbeit für und mit den Handelspartnern zu bieten?

 

2. Die neue Norm berücksichtigt ­erstmals auch die Datenschutzanforderungen bei digitalen Datenträgern. Wie beurteilen Sie den weiteren Bedarf bzw. die Nachfrageentwicklung in diesem Bereich?

Hans-Ulrich Sontheimer, Vertriebsleiter Deutschland bei Krug & Priester

Hans-Ulrich Sontheimer
Hans-Ulrich Sontheimer

1. Die neue Norm DIN 66399 wurde im Oktober 2012 veröffentlicht und ersetzt seit diesem Zeitpunkt die bisherige DIN 32757. In der Kürze der Zeit ist es unmöglich, dass die Inhalte bereits bei allen Anwendern angekommen sind. Wir haben sofort reagiert und ausführliche Informationen zur DIN 66399 an unsere Kunden kommuniziert. Unsere Broschüre kann auch online unter www.din-66399.com abgerufen werden. Außerdem weisen wir in unserem Bürotechnik-Katalog, der in einer Auflage von mehreren Hunderttausend Exemplaren verteilt wird und in unseren Flyer-Aktionen auf die neue DIN hin. Unsere Gebietsverkaufsleiter informieren die Fachhändler und deren Kunden ausführlich vor Ort. Viele Kunden sind bereits vorinformiert und wenden sich mit konkreten Fragen an uns.

2. Papier wird, rein mengenmäßig betrachtet, auch in Zukunft mit Abstand die Nr. 1 der Datenträger bleiben. Trotzdem ist es gut und richtig, dass es jetzt auch Vorgaben für die Zerkleinerung von CDs, Disketten, Festplatten, Kreditkarten usw. gibt. So werden Unsicherheiten beseitigt und wir können zum Beispiel unseren Festplattenlocher Ideal „0101 HDP“ und den CD-Vernichter Ideal „0201 OMD“ einer konkreten Sicherheitsstufe zuordnen, was die Verkaufsarbeit für diese Produkte wesentlich einfacher macht. Die wichtigste Rolle neben dem Papier werden in Zukunft Festplatten spielen, die nicht nur in Computern und Notebooks, sondern auch in vielen Druckern und Kopierern eingebaut sind und deren Brisanz von vielen Anwendern noch gar nicht erkannt wurde.

www.ideal.de

Jürgen Walker, Vertriebsleiter Zentraleuropa bei HSM

Jürgen Walker
Jürgen Walker

1. Die neue Norm ist in der Tat sehr komplex, aber wir haben uns intensiv damit beschäftigt, diese so darzustellen, dass sie mittels Bild und Text anschaulich wird und der Nutzer schnell erkennen kann, welches Gerät für seine Anwendung richtig ist. Unser Informationsmaterial besteht unter anderem aus einer umfangreichen, übersichtlichen Broschüre, in der die wichtigsten Voraussetzungen für die Definition der Schutzklasse, die Datenträger-Kategorien sowie die Sicherheitsstufen dargestellt sind. Ergänzend dazu bieten wir ein Poster an, auf dem wir aufschlüsseln, welcher HSM-Aktenvernichter welcher Sicherheitsstufe nach der bisherigen und der neuen Norm entspricht. Darüber hinaus haben wir eine so genannte Schnipselmuster-Karte erstellt, auf der kleine Tüten mit Beispielschnipseln von jeder Sicherheitsstufe aufgeklebt sind. Die Kombination dieser Unterlagen hat sich als gutes Infopaket erwiesen und wird vom Händler sehr gut angenommen. Unsere elektronischen Medien wie die iPad App und unsere Website haben wir entsprechend angepasst, so dass unsere Kunden mehrere Möglichkeiten haben, sich zu informieren. Alle Infos kompakt zusammengestellt findet der Nutzer auf www.hsm.eu/din.

2. Grundsätzlich rückt durch die neue DIN-Norm die Vernichtung von neuen Medien mehr in den Blickpunkt. HSM beschäftigt sich bereits seit längerer Zeit mit der Vernichtung von digitalen Datenträgern wie CDs/DVDs, Festplatten oder USB-Sticks und bietet auch hier DIN-konforme Lösungen an. Die Securio-Modelle der Professional-Reihe „P36“, „P40“ und „P44“ sind Dank der separaten Schneidwerke die perfekte Kombination für die Vernichtung von klassischen Medien wie Papier sowie den neuen Medien. Durch die neue DIN-Norm wird dem Schutzbedarf des Anwenders zukünftig stärker Rechnung getragen, die Sensibilisierung hierfür kann sicherlich neue Absatzmöglichkeiten eröffnen.

www.hsm.eu

Andrea Cantong, Marketing-Manager DACH/BLX bei Fellowes

Andrea Cantong
Andrea Cantong

1. Eine Veränderung wie eine neue Norm benötigt eine gewisse Zeit, bis sie den Endkunden bewusst erreicht. Hinzu kommt, dass Aktenvernichter auch nicht täglich bestellt werden. Fellowes hat frühzeitig seine Handelspartner auf die neue Norm aufmerksam gemacht und sie darin unterstützt, die Sicherheitsstufe entsprechend der neuen Norm bei den Aktenvernichtern im Katalog und in Online-Shops abzubilden. Um den Vergleich zu erleichtern nennen einige Kunden den Endkäufern beispielsweise die alte und die neue Norm. Darüber hinaus bieten wir in unserem Aktenvernichterverkaufsleitfaden eine einfache und verständliche Übersicht zu den für Fellowes-Aktenvernichtern relevanten Sicherheitsstufen an. Auch unsere Website informiert über die Änderungen und natürlich steht unser Kundenservice jederzeit für Rückfragen zur Verfügung.

2. Die Berücksichtigung digitaler Datenträger ist sinnvoll. Fellowes bietet beispielsweise Aktenvernichter an, die neben Papier auch CDs, DVDs, BluRays und Kreditkarten vernichten.

www.fellowes.com

Andreas H. Meenen, Vertriebsleiter bei Novus Dahle

Andreas H. Meenen
Andreas H. Meenen

1. Ich bin mir gar nicht sicher, ob Ihre Vermutung richtig ist. Wir haben schon relativ schnell nach dem 1. Oktober die ersten Leistungsbeschreibungen von Ausschreibungen und Freivergaben der öffentlichen Hand bekommen, in denen explizit nach P 1-7 gefragt wurde. Dort ist die Norm also schon angekommen. Für den semiprofessionellen und privaten Endanwender, dem häufig nur die Unterscheidung zwischen Streifenschnitt und Cross-Cut wichtig war, ist die Frage, ob und inwieweit er sich mit dem Unterschied zwischen ehemals S 1-6 und jetzt P 1-7 beschäftigen will. Wir klären den Handel und die gewerblichen/behördlichen Endanwender durch die speziell geschulten Fachhandels- und Industrieberater unserer Vertriebsorganisation Schneider Novus Vertrieb direkt vor Ort auf. Neben einem übersichtlich gestalteten, für Händler und Anwender geeigneten Folder bietet auch der interaktive Produktfinder auf www.dahle.de alle relevanten Informationen. Bei Fragen steht natürlich auch unsere Servicehotline zur Verfügung. Darüber hinaus helfen wir unseren Handelspartnern bei der korrekten Darstellung des Themas in visuellen und Print-Medien.

2. Die Bedeutung digitaler Speichermedien nimmt zwar erkennbar zu, ist angesichts der aktuellen Tendenz zum Cloud Computing aber auch zu relativieren und differenzieren. Bei der Vernichtung von ausgemusterten Hard-Disks und Festplatten sind sowohl die Vorgaben der Elektronikschrott-VO und des Abfallgesetzes als auch die mittlerweile sehr ausgereiften technischen Möglichkeiten zur Wiederherstellung selbst massiv physisch zerstörter Festplatten (data rescue) zu beachten. Die hundertprozentig irreversible Vernichtung solcher digitalen Datenträger, zusätzlich die immer wichtiger werdende Verwertung der Rohstoffe aus Elektroschrott, ist und bleibt deshalb Aufgabe darauf spezialisierter Unternehmen, die bislang nicht unsere Zielgruppe sind. Dagegen steht der wachsende Bedarf an Vernichtung von massenhaft verbreiteten, eher haushaltsüblichen digitalen Datenträgern, die sofort, kostengünstig und am sichersten in den eigenen vier (Büro)-Wänden durchgeführt werden soll. Es hängt von der technischen Entwicklung künftiger Speichermedien ab, welche Arten der Vernichtung nach dem Zeitalter von CD, Chipkarte und Co. dann erforderlich sein werden. Dahle ist durch seine technische Kompetenz, langjährige Erfahrung und seinen weltweiten Vertrieb bestens gerüstet, diese Technik neu zu entwickeln und zu vermarkten.

www.dahle.de

Jo Orsag, Vertriebsleiter bei ProfiOffice

Jo Orsag
Jo Orsag

1. Wir glauben, dass die neue Datenschutzrichtlinie vornehmlich von den Endanwendern aktiv wahrgenommen wird, die aufgrund ihrer Firmenausrichtung oder gesetzlichen Regelungen ein besonderes Augenmerk darauf legen müssen. Hierbei sind entweder Datenschutzbeauftragte oder die Geschäftsführung direkt die richtigen Ansprechpartner. Der klassische Endanwender als Arbeitnehmer oder privater Nutzer wird sich diesem Thema nur bedingt öffnen wollen. Die vorangegangene Datenschutzrichtlinie DIN 32757 hatte bereits eine gute Kategorisierung sowie Entscheidungshilfe beim Kauf eines Aktenvernichters geboten. Somit ist auch der primäre Personenkreis identifiziert, der verstärkt auf die neue Richtlinie, wir nennen sie bevorzugt Orientierungshilfe zum Thema Datensicherheit, hingewiesen werden sollte. Dieser Interessentenkreis wird aufgrund unserer Vertriebsstruktur nicht direkt von uns informiert. Wir informieren aber selbstverständlich unsere nationalen und internationalen Handelspartner über den erweiterten Ansatz der neuen DIN-Norm und kommunizieren die Sicherheitsstufeneinteilung nach DIN 32757 und DIN 66399 für unsere Aktenvernichtermodelle.

2. Auch hier ist das Thema bereits für einen bestimmten Teil an digitalen Datenträgern (CDs, Filme, usw.) durch die Norm DIN 32 757 abgedeckt, die als praktikabler Leitfaden für das Thema Datenschutz herangezogen werden kann. Aus unserer Erfahrung deckt außerdem ein großer Teil der Aktenvernichter, die sich bereits im Einsatz beim Endanwender befinden, die angedachte Nachfrage ab. Den Trend, beispielsweise CDs unbrauchbar vernichten zu wollen, gibt es seit mehreren Jahren. Hier gibt es schon Einstiegsmodelle mit einem separaten CD-Vernichtungs-Mechanismus unter 50 Euro – dies aber mit einer eingeschränkten Belastungsdauer. Etwas anders verhält es sich mit digitalen Datenträgern, die metallische Komponenten wie zum Beispiel Festplatten aufweisen. Sie erfordern Lösungen, die grob geschätzt jedoch maximal ein Prozent des Bedarfs an Aktenvernichtern ausmachen. Es bleibt somit ein spezielles Thema und eine eingeschränkte sowie exklusive Nachfragesituation.

www.profioffice.de

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