BusinessPartner PBS

„Wir werden hart kämpfen müssen“

Es ist erstaunlich, wie genau Soft-Carrier-Geschäftsführer Thomas Veit Ende 2011 die tatsächliche Branchenentwicklung 2012 skizziert hat. Wir sprachen mit ihm erneut über seine Einschätzungen und vermitteln einen Rückblick auf das Interview vor einem Jahr.

Herr Veit, als viele die Branchenentwicklung 2012 noch recht positiv eingeschätzt haben, hatten Sie erstaunlich exakt die Probleme vorausgesagt. Wie war das Jahr für Soft-Carrier und wie sind Ihre Erwartungen für 2013?

Thomas Veit: „Selbstverständlich bleiben wir unserer Linie treu, das Internet und digitale Prozesse weiter zu professionalisieren“
Thomas Veit: „Selbstverständlich bleiben wir unserer Linie treu, das Internet und digitale Prozesse weiter zu professionalisieren“

Ende 2011 mutmaßte ich, dass 2012 für Soft-Carrier ein gutes Jahr werden wird. So ist es auch gekommen. Von Wachstum ist zwar keine Rede mehr, selbst wenn das fast alle unsere PBS-Markenlieferanten nicht glauben wollen, wo Soft-Carrier doch der einzige wachsende Großhändler mit ihnen ist. So sind andere Sortimente doch rückläufig und bestätigen die lange zuvor eingeschätzten Entwicklungen. EDV-Fachhändler unterschiedlichster Ausprägungen beklagen ein für sie teilweise weiterhin sehr schwieriges Geschäft, berichten über kaum noch verkaufte Drucker an gewerbliche Unternehmen und damit auch eine stark rückläufige Nachfrage mit den dazugehörigen Verbrauchsmaterialien. Nicht nur die neuartigen Klickverträge führen zu verändertem Druckverhalten – schließlich ist ja jetzt alles transparent und der Verursacher der entstehenden Druckkosten einfach verantwortlich zu machen. Vielmehr nehmen die Organisationsformen in den Betrieben und Behörden digitale Formen an. Das beschleunigt sich nun in 2013 durchgreifend bis hin zu kleineren Mittelstandsfirmen. Nimmt es Wunder, dass Unternehmen mit diesem Tätigkeitsschwerpunkt in Insolvenz gehen? Stichwort BT-Kopier.

... und wie ist Ihre Einschätzung für 2013?

Ich habe bereits im vergangenen Jahr ausdrücklich das Jahr 2013 mit in die schwierigen Rahmenbedingungen der Branche einbezogen, wohl wissend, dass der eigentliche Anpassungsdruck erst in diesem Jahr deutlicher sichtbar werden wird. Handel, Handelsstrukturen, Großhandel, Hersteller/Industrie – alle werden betroffen sein. Die ersten Anzeichen sind sehr deutlich zu erkennen. Stichwort Herlitz/Pelikan auf der Industrieseite. Letztlich müssen wir uns alle eingestehen, dass die Branche schrumpft. Der Bedarf wird geringer aus den immer wiederkehrenden gleichlautenden Gründen der sich vollständig wandelnden Organisationsformen. So werden auch wir in 2013 hart darum kämpfen müssen, wie alle anderen, die überleben wollen, auch im Verdrängungswettbewerb die besseren Argumente bei den überlebenden Kunden zu haben.

Ein weiterer Schritt nach vorne: die neue Soft-Carrier- Website mit optimierter Menüführung
Ein weiterer Schritt nach vorne: die neue Soft-Carrier- Website mit optimierter Menüführung

Der Trend geht weiter in Richtung papierarmes Büro, was auch den Privatbereich tangiert. Welche Auswirkungen hat das auf Ihr Geschäftsmodell und die Sortimente?

Übersichtlich und informativ: Beispiel Apple-Zubehörwelt
Übersichtlich und informativ: Beispiel Apple-Zubehörwelt

Die Sortimentsneuheiten bleiben leider aus, hört man allenthalben in der Branche. Wenn wundert es, die Phantasie in der Branche gedeiht nicht mehr, weitermachen mit Papier, (analogem) Bürobedarf und Schreibwaren wird wohl zunehmend schwieriger. Neuen Kunden bestehende Sortimente zu verkaufen, wird wohl auch schwer werden. Alten Kunden neue Sortimente anzubieten, hilft sicherlich teilweise weiter, sofern diese in die Vertriebsstrukturen der Kunden passen und auch deren Kunden tatsächlich bereit sein werden, bestehende Beschaffungswege zugunsten eines nun neuen Anbieters auszutauschen. Letztlich befinden wir uns im Dilemma übersättigter Märkte, lustloser Produktentwickler und satter Kunden. Wie wollen/sollen wir hier noch wen begeistern, das ist die große Frage. Wir werden den Schumpeter´schen Prozess der kreativen Zerstörung auch in unserer Branche durchleben müssen. Wettbewerb ist da eine wirkliche Hilfe. Neue Ideen müssen her, neue Kunden müssen ran, neue Produkte und Lieferanten ebenso. Und schon verändern sich Unternehmen als Marktteilnehmer in die Richtung, in der Bedarf besteht, in der Lösungen nachgefragt werden.

Wie stellt sich Soft-Carrier auf die Veränderungen weiter ein?

Wie sich bei Soft-Carrier Sortimente entwickeln werden, verrate ich in diesem Jahr ebenso wenig wie im vergangenen. Selbstverständlich bleiben wir unserer Linie treu, das Internet und digitale Prozesse für uns und unsere Kunden weiter zu professionalisieren. Wir wollen in diesem Wettbewerb versuchen, immer eine Nasenlänge voraus zu sein und die Entwicklung der Märkte ein ganz klein wenig früher zu erkennen – zu unserem eigenen Wohl und zu dem unserer Kunden, die dies zu recht von uns erwarten dürfen.

Welche Themen/Projekte stehen aktuell in der Umsetzungs- und Realisierungsphase?

Eine nachlesbare Gebrauchsanweisung für andere möchte ich hier nicht liefern. Nur so viel will ich verraten: Nutzbringende Veränderungen der Webshop-Lösungen sind in der Entwicklung, die der Fachhandel für seine Arbeit mit seinen Kunden nutzen kann. Die Verfeinerung und der Ausbau der Kleinteile-Logistik macht mächtige Fortschritte und sollte in 2013 wiederum ein wichtiger Baustein für Verfügbarkeit und neue Sortimente sein.

Erinnern Sie sich noch?

Hier das Ende 2011 geführte Interview mit Thomas Veit in Auszügen. Das gesamte Gespräch finden Sie in Heft 1/12 von BusinessPartner PBS und natürlich über die Suchfunktion auf der Website www.pbs-business.de:

Herr Veit, die Distributionslandschaft ist sowohl im Bereich Technik-Produkte/EDV-Zubehör als auch bei klassischen PBS-Sortimenten mächtig in Bewegung. Wie sind Ihre Erwartungen für 2012?

2012 wird nach unserer Einschätzung ein sehr spannendes Jahr werden. Die Krise kehrt, auch wenn wir das nicht wirklich hören wollen, wieder zurück. Unsere Nachbarländer sind bereits mitten in der Malaise, der grassierende Virus wird auch uns in Deutschland nicht verschonen. Hinzu kommen strukturelle Verwerfungen in zahlreichen Branchen. Dazu gehören auch alle Funktionen, in denen wir und unsere Kunden, Lieferanten und Marktbegleiter tätig sind. Im Handel sind diese meist ausgelöst durch verändertes Einkaufs- und Informationsverhalten der Verbraucher, aber auch der gewerblichen, professionellen Beschaffung. (...)

Was erwarten sie von der konjunkturellen Seite – und generell von den Rahmenbedingungen?

Wir erwarten eine konjunkturelle Delle, die uns in 2012 und 2013 begleiten wird. Erst ab 2014 schätzen wir die Lage wieder etwas besser ein. Als exportorientierte Volkswirtschaft wird sich Deutschland kaum den globalen Einbrüchen, die ja bereits jetzt auch in Asien zu erkennen sind, widersetzen können. (...)

Der Trend zumindest zum papierarmen Büro hält an. Welche Auswirkungen hat dies auf Ihre Sortimente?

Seit vielen Jahren prognostiziere ich diese Entwicklung, meist belächelt von zahlreichen Marktteilnehmern. Nun ist der Trend da und auch nicht mehr aufzuhalten. Elektronische Prozesse und virtuelle Welten sind in den Unternehmen tägliche Realität. Selbst die öffentliche Hand geht vorneweg und optimiert ihre Prozesse mittels Datenmanagement-Systemen rein elektronisch, erzwingt beim Steuerbürger die Abgabe der Steuererklärungen mittels Web und erlaubt nunmehr auch Rechnungsversand und Archivierung durch unsignierte elektronische Übertragung. Was sollte den privaten Verwender davon abhalten, seine Daten bei Dienstleistern in der „Wolke“ abzulegen und mittels schneller Datenleitungen zu Hause und von überall her mobil abzurufen, anzuschauen und zu bearbeiten?

www.softcarrier.de

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