BusinessPartner PBS

Die Logistikkosten im Griff haben

Sinkende Bestellmengen und steigende Frachtkosten sind die aktuellen Herausforderungen für Distributoren. Über Lösungsansätze und Konsequenzen für den Handel informierten wir uns bei Spicers, Soft-Carrier und Tech Data.

BusinessPartner PBS fragt: 1. Der Trend im Handel zu immer kleineren Bestellmengen hält weiter an. Wie beurteilen Sie die Situation unter Kostenaspekten und wie ist Ihr Unternehmen darauf eingestellt?

2. Ein kritisches Thema sind die steigenden Frachtkosten. Sehen Sie generell bzw. in den kommenden Monaten Bedarf für Preisanpassungen für Ihre Handelspartner?

3. Welchen besonderen Anreiz bietet Ihr Unternehmen bei der Bündelung von Bestellungen sowie bei Online-Bestellung?

Thomas Apelrath, Geschäftsführer Spicers Deutschland in Sehnde-Höver bei Hannover:

1. Sinkende Bestellwerte stellen eine große Herausforderung für die Distribution dar. Logistikprozesse müssen entsprechend effizient sein, um diesen Trend wirtschaftlich abbilden zu können. Andererseits forciert diese Entwicklung auch die Abkehr von der Bestellung direkt bei der Industrie, was der Distribution natürlich zugutekommt. Spicers verzeichnet diesen Trend bereits seit Jahren und ist entsprechend darauf eingestellt. Und wir arbeiten laufend daran, die Produktivität innerhalb unserer Logistik weiter zu steigern. 2. Die Transportkosten werden kontinuierlich steigen – davon ist beim derzeitigen Stand der Technik auszugehen. Es ist daher eminent wichtig, dass der Handel diese Kosten an den Endverwender weitergibt. Wir signalisieren dies unseren Fachhandelspartnern bereits seit Monaten, damit hier rechtzeitig Gespräche mit den Endkunden aufgenommen werden konnten. 3. Wir haben entsprechende Frachtfreigrenzen für die Lieferung an das Lager des Handels und auch für die Direktbelieferung seit Januar 2009 eine Frachtfreigrenze ab 150 Euro Bestellwert bei Spicers eingeführt. Dies begünstigt den Händler, der seine Endkunden so berät, dass sie möglichst große Aufträge bei ihm platzieren. Das umfangreiche Spicers-Sortiment hilf bei dieser Aufgabe und sorgt für zusätzliche Umsatz- und Margenchancen.

www.spicers.de

Simone Frömming, Geschäftsführerin Vertrieb Tech Data Deutschland in München:

1. Nicht die kleinen Bestellmengen allein erfordern eine Auseinandersetzung mit bestehenden Kostenstrukturen und Modellen, sondern die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellen den gesamten Distributionsmarkt vor neue Herausforderungen. Die aktuelle Margensituation in der Distribution, die aus der Entwicklung steigender Kosten und sinkender Marktpreise resultiert, macht ein Umdenken erforderlich. Transportkosten müssen in Zukunft gerechter verteilt werden, und wir benötigen Geschäftsmodelle, die für alle Beteiligten der Lieferkette fair und transparent sind. 2. Ja, wir haben unsere Frachtkonditionen kürzlich angepasst. Der Frachtpreis pro Auftrag richtet sich nach dem Gewicht, und die Preisstaffel ist klar und transparent konzipiert, damit unsere Reseller anfallende Frachtkosten beim Einkauf konkret einplanen und in ihrer Kalkulation berücksichtigen können. Bei Nachlieferungen berechnen wir Händlern keine zusätzlichen Frachtkosten, das bedeutet, dass sie pro Auftrag nur einmal Fracht bezahlen – unabhängig davon, wie viele Lieferungen sie von uns erhalten. 3. Sammelbestellungen bergen ein hohes Einsparpotenzial. Unseren Fachhändlern raten wir bei jeder Gelegenheit, ihre Bestellungen verstärkt konsolidiert aufzugeben, und auch beim Reduzieren von Expresslieferungen und Sonderdiensten lässt sich bares Geld sparen.

www.techdata.de

Thomas Veit, Geschäftsführer Soft-Carrier in Trierweiler:

1. Dieser Trend ist eine völlig logische Entwicklung aus Sicht des Fachhandels, der sich immer mehr als Handelsunternehmer ohne Lager aufstellt. Dies erspart ihm Finanzierungskosten, verringert seinen Liquiditätsbedarf, Lagerrisiken werden vollständig an den Großhandel abgegeben. Die moderne Logis-tikentwicklung mit Lieferzeiten in der Regel binnen eines Tages an den Kunden des Fachhändlers werden zur Standard-Abwicklung. Soft-Carrier hat diese Entwicklung bereits sehr früh erkannt und die Investitionen für die aktuelle Logistik bereits seit dem Jahre 2000 konsequent auf Kleinteiligkeit hin ausgerichtet, damit sind nicht nur kleine Produkte gemeint, sondern eben auch kleine Bestellmengen und kleine Auftragsgrößen der Gesamtbestellung. Richtig ist natürlich, dass jeder Auftrag unabhängig von seiner Gesamtgröße einen Fixkostenanteil enthält, was die Verpackung, Erstellung der Lieferpapiere, die EDV-technische Verwaltung und den Kontroll- und Packvorgang anbelangt. Leistungsfähige, effiziente EDV-Systeme unter Einbindung von Internet und Web-Shopping sowie beschleunigte Logistikabwicklungen erlauben uns jedoch, gerade mit dieser Entwicklung unsere Vorteile vollständig auszuspielen.

2. Zu diesem Thema haben wir uns schon vor Monaten, als der Ölpreis deutlich höher lag als heute, in der Form geäußert, dass wir unseren Kunden keine Kostenerhöhungen zumuten werden, was den Versand der Bestellungen an ihn oder seine Kunden anbelangt. Hier erscheint mir etwas weniger Hektik angesagt zu sein. Der Ölpreis fällt wieder nachhaltig, sogar an der Tankstelle ist es bemerkbar. Die nachlassende Nachfrage nach Frachtraum entspannt die Preissituation im Speditionsgewerbe. Wir sehen auf absehbare Zeit keine Notwendigkeit, unsere Kunden stärker zu belasten. Nicht bei jeder zyklischen Reaktion ist es erforderlich, geltende Abwicklungen in Frage zu stellen. Über ein Jahr betrachtet passt es doch schon wieder. 3. Das Bündeln von Bestellungen entspricht ganz und gar nicht unserer Ausrichtung. Wir schätzen vielmehr, sowohl unter ökologischen Gesichtspunkten als auch unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten, die direkte Belieferung des Verwenders aus einem zentralen Lager bei Verwendung effektiver Strukturen als den effektivsten Weg ein. Insofern wären Anreize zum Bündeln der Aufträge sogar kontraproduktiv, zumindest unter volkswirtschaftlichen Gesamteinschätzungen. Bei einer Bündelung wäre der Fachhändler sogar mit Zusatzarbeit gefordert, Waren erneut auszupacken, einzuräumen, selbst wieder Aufträge zu bilden usw. usw. Nutzt der Fachhändler unsere Online-Shops für seine Bestellungen, honorieren wir dies mit einem Prozent Internetrabatt, der gleich auf der Rechnung abgezogen wird. Hat der Fachhändler unseren ShopShop „liefert-es“ bei seinen Kunden eingeführt, unterstützen wir ihn darüber hinaus für Bestellungen aus diesem System durch dramatisch gesenkte (sicherlich auch subventionierte) Frachtkostenpauschalen. Insgesamt bleibt zu vermerken, dass es nach unserer Auffassung nicht die Aufgabe des Großhandels im integrierten Handelsverbund mit dem Fachhandel sein kann, diesen wieder zu Lagerbildung und Bevorratungsnotwendigkeiten drängen zu müssen.

www.softcarrier.de

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