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Spracheinheit contra „Turmbau zu Babel

Wie im alten Testament missglückt auch heute Kommunikation zumeist dort, wo keine gemeinsame Sprache gesprochen wird. MDS-Koordinator Andreas Karl erklärt, wie dieser Missstand in der PBS-Branche behoben werden könnte.

Sprachverwirrung führte zum Scheitern des Projekts: „Turm zu Babel“ von Pieter Bruegel der Ältere, 1525-1530
Sprachverwirrung führte zum Scheitern des Projekts: „Turm zu Babel“ von Pieter Bruegel der Ältere, 1525-1530

Sprachverwirrung führte zum Scheitern des Projekts: „Turm zu Babel“ von Pieter Bruegel der Ältere, 1525-1530„Am Anfang – so steht es geschrieben – gab es auf Erden nur eine Sprache, und alle Menschen redeten mit derselben Zunge. …“ Was dann folgte, war die „babylonische Sprachverwirrung“, nach biblischer Auslegung die Strafe Gottes für die Überheblichkeit der Menschen. „Fortan besaß jeder seine eigene Sprache, und keiner verstand mehr den Anderen.“ Der Bau des Turmes von Babel blieb damit aufgrund der Sprachprobleme unvollendet. Aber was hat das biblische Motiv mit der Optimierung interner Abläufe durch standardisierte Mediendaten zu tun? Andreas Karl, Leiter Kundenservice bei Faber-Castell und seit November vergangenen Jahres Vorsitzender der Projektgruppe PBS-Mediendatenstandard (MDS);

wählt die Parallele bewusst aus, um der Bedeutung eines einheitlichen Standards, der letztendlich eine einheitliche Sprache für die PBS-Branche bedeutet, Nachdruck zu verleihen.

Herr Karl, Ihr Vorgänger Ralf Plentinger ist vor gut eineinhalb Jahren mit sehr ehrgeizigen Zielen an den Start gegangen, beispielsweise sollten vierzig weitere Marken dazu gewonnen und eine Plattform im Internet installiert werden. Hat ein Jahr ausgereicht, das auch umzusetzen?

Per Januar 2008 sind 45 Lieferanten mit mehr als 30 000 Datensätzen auf der Mediendatenplattform der PBS Network vertreten. 20 Händler haben diese Daten bereits genutzt.

Welche weiteren Hürden konnten im vergangenen Jahr genommen werden?

Herr Plentinger hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass alle großen Händler wie CE, Office Depot und Otto Office und die Händlervereinigungen, beispielsweise Soennecken, den Mediendatenstandard unterstützen und ihre internen Abläufe und Medienwerkzeuge auf den Standard ausrichten. Wir stellen fest, dass wir hinsichtlich der Akzeptanz des Standards im Prinzip keinen großen Händler mehr finden, der den Mediendatenstandard nicht unterstützt.

Seit Februar hat der Arbeitskreis Mediendaten wieder eine Website. Ist ein weiterer Ausbau geplant?

Neue Herausforderung: Andreas Karl, Leiter Kundenservice bei Faber-Castell, hat im November 2007 den Vorsitz der Projektgruppe Mediendatenstandard von Ralf Plentinger übernommen.
Neue Herausforderung: Andreas Karl, Leiter Kundenservice bei Faber-Castell, hat im November 2007 den Vorsitz der Projektgruppe Mediendatenstandard von Ralf Plentinger übernommen.

Andreas Karl, Leiter Kundenservice bei Faber-Castell.Die Website soll die Austauschplattform für alle Anwender des Mediendatenstandards sein. Hier können Vorschläge und Fragen zum Standard hinterlegt werden. Zukünftig sollen auch alle mit dem Standard in Verbindung stehenden Informationen als Download zur Verfügung stehen. Dazu gehören auch Listen für die Nutzung, wie zum Beispiel Zu-ordnungsregeln oder Bildungsregeln. Es ist uns wichtig, die für die Verbreitung des Standards notwendigen Informationen frei zugänglich zu machen. Dafür wird die Website ein wesentliches Medium sein.

Die eCl@ss-Version 6.0 soll Ende Juni elektronisch vorliegen. Was bedeutet das für die Aktualisierung des MDS? Welche Verbesserungen sind zu erwarten?

Die ecl@ss-Version 6.0 wird einerseits bestehende Sachgebiete weiter optimieren, andererseits werden für Sachgebiete, die bisher keine Merkmalsleisten hatten, Merkmale vorhanden sein. Dopplungen und inhaltlich falsche Zuordnungen von Produkten werden berichtigt sein.

Auf der letzten Tagung des Arbeitskreises am Rande der Paperworld wurde die Bereitstellung der elektronischen Struktur des MDS diskutiert. Ist aus Ihrer Sicht eine Freigabe sinnvoll? Welche Vorteile bringt dies mit sich?

Grundsätzlich sollten alle notwendigen Informationen zur Nutzung eines Standards möglichst kostenfrei zur Verfügung stehen. Nur dann wird sich ein Standard auch als solcher durchsetzen können!

Ein Thema war auch eine Straffung der Bildungsregeln, was die Bearbeitung der elektronischen (XML-) Struktur vereinfachen könnte. Ist in diesem Zusammenhang bereits eine Entscheidung gefallen?

Die Bildungsregeln sind ohne Zweifel ein ausgesprochen sinnvolles Werkzeug zur automatischen Generierung von Artikeltexten. Sie sind aber extrem komplex und sehr kostspielig zu erstellen und zu pflegen. Zum Beispiel müssen bei der Aufnahme eines neuen Sachmerkmals in ein eCl@ss-Sachgebiet die gesamten Bildungsregeln überprüft werden. Ein permanenter Kostenaufwand wäre die Folge. Wenn wir – was unser Ziel ist – den MDS auch mehrsprachig anbieten wollen, dann potenziert sich dieser Aufwand. Im Arbeitskreis Mediendaten gibt es eine Untergruppe Technik. Diese beschäftigt sich aktuell damit, die Bildungsregeln zu straffen beziehungsweise auf eine andere Basis zu stellen.

Grundidee ist, sich an den eCl@ss-Sachmerkmalen zu orientieren und durch die Festlegung der Reihenfolge der Angabe dieser Merkmale in einem Kurz- oder Langtext die aktuellen Bildungsregeln zu ersetzen. Zusammengehörende Sachmerkmale wie Länge, Höhe und Breite sollen dabei auch als ein Baustein gruppiert werden. Diese Logik hätte die Vorteile einer flachen Struktur, der einfachen Umsetzung in andere Sprachen und die deutlich einfachere Implementierung in vorhandene Mediendatenbanken bei Handel und Industrie. eCl@ss ist übrigens selbst dabei, eine solche Nummernlogik anzubieten, was für Händler mit Sachgebieten, die über die 24 hinausgehen, das systematische Vorgehen für alle ihre Produkte vereinfacht. Unser Ziel ist es, auf der nächsten Tagung des Arbeitskreises diese neue Logik zu verabschieden und alle notwendigen Informationen auf unserer Website zur Verfügung zu stellen.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Vorteile des Mediendatenstandards für den Handel?

Das sind standardisierte Mediendaten, die mit einer einzigen Importschnittstelle verarbeitet und verschiedenen Zielanwendungen zu Verfügung gestellt werden können. In naher Zukunft vielleicht sogar für Produkte aus branchenfremden Sachgebieten. Übrigens hat der Hersteller die gleichen Vorteile. Also eine wunderbare Win-Win-Situation.

Welche konkreten Maßnahmen sind geplant, um mehr Händler und Lieferanten von der „einheitlichen Sprache“ zu überzeugen?

Die Reduzierung der Komplexität wird uns sicher einen Schub bringen. Die Händler verweisen ihre Hersteller in den Listungsgesprächen verstärkt auf die Lieferung von Mediendaten im MDS. Wir planen für 2008 Informationsveranstaltungen für Händler und Lieferanten. In Zusammenarbeit mit dem Altenaer Kreis und dem Industrieverband Schreiben, Zeichnen, Kreatives Gestalten (ISZ) werden wir beispielsweise mit dem Anschreiben „Turmbau zu Babel“ und verschiedenen Präsentationen auf entsprechenden Arbeitstagungen die Verbreitung des Standards forcieren.

www.mediendatenstandard.de

Alexander Draganic, Geschäftsführer der Nürnberger Trade Info GmbH
Alexander Draganic, Geschäftsführer der Nürnberger Trade Info GmbH

Neues Mitglied im Arbeitskreis Alexander Draganic, Geschäftsführer der Nürnberger Trade Info GmbHDie Trade Info GmbH ist seit Januar 2008 aktives Mitglied in der Projektgruppe Mediendatenstandard. Der Nürnberger Spezialist für IT-Systeme zur Optimierung der logistischen Verbindungen zwischen Handel und Industrie hat ein Tool entwickelt, das derzeit von rund 25 Lieferanten benutzt wird, um die PBS Mediendaten zu erstellen. „Es ist sehr sinnvoll, die Hersteller von Software mit in den Arbeitskreis einzubeziehen, um ein Feedback über die Umsetzbarkeit zu erhalten“, erklärt Geschäftsführer Alexander Draganic sein Engagement. Er beteiligt sich an der Weiterentwicklung und Optimierung des Standards in der technischen Fachgruppe.

Seiner Meinung nach hat der Standard entscheidende Vorteile für den Fachhandel: „Man muss sich das aktuelle, katastrophale Szenario vorstellen. 500 Kunden senden an 100 Lieferanten Anforderungen bezüglich Bildern, Artikeltexten und Preisen, um ihre Shopsysteme füllen und ihre Flyer drucken zu können. Das sind über die Branche rund   50 000 verschiedene Anforderungen.

Da werden Excel-Listen vom Händler zum Füllen an die Lieferanten gesandt. Bilder werden in diversen Formaten und Größen mit nicht internettauglichen Namen auf CD gebrannt. Texte können nicht tabellarisch für Druckvorstufen versandt werden, und, und, und. Auch intern haben die meisten Lieferanten kein Informationssystem, um Daten vorzuhalten und in definierten Formaten zu benutzen. Wenn wir die Lieferanten dazu bewegen können, die Daten im Format des Medienstandards bereitzustellen, und die Händler dazu, sich zu bemühen, dieses Format auch zu verwenden, haben wir einen sehr großen Nutzen für die gesamte Branche erlangt. Der Betrieb von Shopsystemen und auch die Erstellung von Druckvorstufen wird dadurch günstiger und auch schneller bewerkstelligt. Wenn wir dieses Jahr den Durchbruch erreichen, kann ein ROI schon ab 2009 für die gesamte Branche erreicht werden.”

www.tradeinfo.de

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