Mitglieder signalisieren Dialogbereitschaft
- 18.06.2014
- Handel
- red.
Mit der positiven Umsatz- und Ertragsentwicklung sowie einer Steigerung der Ausschüttungen von 69 Prozent in den letzten fünf Jahren im Rücken setzt der Soennecken-Vorstand intensiv auf die Zukunfts- und Neuausrichtung der Kooperation. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Marktveränderungen in puncto Vertriebswege und Sortimente sowie weiter rückläufiger Mitgliederzahlen stand in Bremen die Podiumsdiskussion über mögliche Handlungsoptionen im Blickfeld. „Wir handeln aus Sorge um unser gemeinsames Unternehmen“, so Vorstandschef Dr. Benedikt Erdmann zu den Gründen der Initiative. Um den Mitgliedern dauerhaft überdurchschnittliche Leistungen anbieten zu können, müssten dringend notwendige Veränderungsprozesse angestoßen werden. Durch einen „eigenen, direkten und freien“ Marktzugang über das bereits existierende Direktgeschäft hinaus will der Vorstand die Genossenschaft in die Lage versetzen, die zu erwartenden Rückgänge bei Mitgliedern und Umsatz durch das angestrebte Eigengeschäft kompensieren zu können, „um im Interesse der Mitglieder handlungsfähig zu bleiben“.
Von der Auswertung der Ergebnisse der Podiumsdiskussion in Bremen, wo bewusst die unterschiedlichen Meinungen zur angestrebten Satzungsänderung aufeinandertreffen sollten, will der Vorstand die weiteren Schritte abhängig machen. Auf den ersten Blick signalisiert die mittels grünen (pro) und roten „Statement“-Karten (contra) durchgeführte Abstimmung bei einem „Grün-Anteil“ von 74 Prozent eine deutliche Zustimmung. Die auf zahlreichen sowohl grünen als auch roten Karten gemachten Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge unterstreichen jedoch vor allem den Bedarf an weitergehenden und vertiefenden Informationen zum geplanten Vorhaben. Der Vorstand, der eine Abstimmung über die notwendige Satzungsänderung „frühestens im nächsten Jahr“ anpeilt, will in den nächsten Monaten weitere Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit betreiben. „Die Podiumsdiskussion hat einiges an Klarheit gebracht und wir sind überrascht vom positiven Ergebnis, aber wir sind damit noch lange nicht durch“, so der Kommentar von Benedikt Erdmann.
Gute Ausgangslage nutzen
Im Vergleich zu 2012 konnte Soennecken 2013 den Abrechnungsumsatz um 1,7 Prozent und die Ausschüttung um 10,6 Prozent steigern. „Ich denke, das sind außerordentlich gute Zahlen“, erklärte Erdmann in Bremen mit Verweis auf die insgesamt rückgängige Marktentwicklung. In den vergangenen fünf Jahren konnten sogar ein Umsatzwachstum von neun Prozent und eine Ausschüttungserhöhung von 69 Prozent erzielt werden. Zudem wuchs die Kapitalrendite um 75 Prozent auf jetzt 44 Prozent. Möglich geworden seien die guten Ergebnisse durch Wachstum und Kostendisziplin sowie eine Steigerung der Effizienz. „Wir haben eine Inventurdifferenz von 0,25 Prozent, das ist praktisch nichts“, so Erdmann weiter. Auch verzeichne die Logistik steigende Umsatzzahlen bei rückgängigen Kosten. Ebenfalls erfreulich verlief der Start in das Jahr 2014. Die Umsätze aus Vertragslieferanten- und Warengeschäft konnten im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Prozent gesteigert werden, das Ergebnis liegt somit derzeit um 5,5 Prozent über Plan. Insgesamt rechnet Soennecken für 2014 mit einem Abrechnungsumsatz von plus drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ausgeschüttet werden sollen 12,92 Millionen Euro (2013: 13,16). Der Rückgang erklärt sich dadurch, dass Soennecken in den nächsten vier bis fünf Jahren die Rückvergütung – das sind 14 Prozent der gesamten Ausschüttung – thesaurieren und für zukünftige Investitionen ansparen will. Standard- und Top-Bonus blieben davon unberührt, so der Vorstandschef.
Umfangreiche Investitionsprojekte
Viel Geld investiert Soennecken nach wie vor in ihr Dienstleistungsangebot, „das“, so Erdmann, „in der Branche Standards setzt“. „Keiner bekommt bessere Dienstleistungen als Sie“, unterstrich der Vorstandssprecher und nannte als Beispiel neben der Logistik und den umsatzstarken MPS-Aktivitäten die Artikelstammdatenpflege. Von 2009 bis 2014 wurde die Anzahl der warenwirtschaftsfähigen Artikel von 13 000 auf 54 000 erhöht, zudem legte Soennecken 25 000 Artikel onlinefähig an. „Das Geld ist gut investiert“, betonte Erdmann und verwies unter anderem auf die enorme Bedeutung der Artikeldaten für den Online-Handel. Für 2014 plant Soennecken, Einzelhändler mit einer „verlängerten Ladentheke“ zu unterstützen. Mitglieder sollen in die Lage versetzt werden, online Produktwelten anzubieten, die sie im Ladengeschäft nicht vorrätig haben können. Damit das Angebot wettbewerbsfähig ist, wird das Online-Sortiment zu Online-Preisen angeboten. Soennecken stellt für den Online-Auftritt der Händler die technische sowie logistische Infrastruktur, das Sortiment sowie die Verpreisung bereit und stimmt das Vermarktungskonzept „Alles. Besonders. Schön.“ (A.B.S.) auf die Verzahnung von Laden und Internet ab. Darüber hinaus kündigte Erdmann den Aufbau des Geschäftsfelds Büroeinrichtung, die Zusammenführung der IT-Systeme von Zentrale und Mitgliedern sowie weitere Investitionen in die Shop-Systeme an.
Vorstand und Aufsichtsrat wurden in Bremen ohne Gegenstimme entlastet. Für das langjährige Aufsichtsratsmitglied Heinz Dauelsberg, dessen Mandat am Tag der Generalversammlung auslief und der mit standing ovations verabschiedet wurde, wählten die Mitglieder Hans-Günther Klenk und damit einem weiteren Branchenexperten mit Industrieerfahrung in das Gremium.