Neue Dynamik bei Prisma
- 20.07.2012
- Handel
- red.
Eigentlich war auf der vom 15. bis 17. Juni mit ansprechendem Rahmenprogramm in der Dichterstadt Weimar organisierten Fachtagung, die unter dem Motto „30 Jahre Prisma“ stand, nicht mit grundsätzlichen Debatten zu rechnen. Nach dem von Vorstand Michael Purper präsentierten Rück- und Ausblick meldete sich entgegen dem ursprünglichen Programm der Aufsichtsrat zu Wort. Thomas Scherer, Aufsichtsratsmitglied seit 2008, hatte innerhalb des Gremiums die Aufgabe übernommen, das vom gesamten, neunköpfigen Aufsichtsrat abgesegnete Strategiepapier „In die Zukunft mit der Prisma“ vorzustellen. Einzelne Eckpunkte des präsentierten neuen „strategischen Prisma-Hauses“ wie einheitliche CI oder gemeinsamer Online-Shop sorgten bereits während des Vortrages für rege, teils emotional geführte Diskussionen mit und unter den Mitgliedern. Die ursprüngliche Intention des Aufsichtsrates, neue Impulse zu setzen und eine neue Dynamik im Sinne der Mitglieder vor dem Hintergrund sich deutlich verändernder Rahmenbedingungen im PBS-Fachhandel zu entfachen, geriet so in den Hintergrund. Betont wurde aus dem Mitgliederkreis vor allem die Individualität der Fachhändler, die erhalten werden müsse. Kritische Anmerkungen und berechtigte Fragen kamen auch dazu, warum der Vorstand nicht in die Entwicklung des Strategiepapiers eingebunden war. Unterschiedliche Auffassungen über die Aufstellung der Prisma gab es dabei bereits im vergangenen Jahr, nachdem die vom Aufsichtsrat initiierte Trennung von den beiden Außendienst-Mitarbeitern nach Mitgliederintervention wieder rückgängig gemacht worden war.
Dabei scheinen Vorstand und Aufsichtsrat zumindest in der Einschätzung der zukünftigen Entwicklung nicht ganz unterschiedlicher Meinung zu sein. Auch Michael Purper ging in seinen Vortrag auf die sich verändernden Rahmenbedingungen ein. So konnte der PBS-Fachhandel im vergangenen Jahr von der insgesamt guten Konjunktur nicht profitieren. „Standardsortimente verlieren, Profilierung und Spezialisierung gewinnen an Bedeutung“, so der Vorstand. So ging der Verkaufsumsatz der Prisma-Mitglieder um 0,4 Prozent zurück. Für die Kooperation selbst heißt das Oberziel Mitgliederwachstum. Im vergangenen Jahr konnten 51 neue Mitglieder mit einem Umsatz von 5,3 Millionen Euro gewonnen werden, 37 mit einem Umsatz von 1,7 Millionen Euro (darunter zwei Insolvenzen) schieden aus. Nicht zuletzt dadurch konnten der Umsatz um acht Prozent und die Ausschüttungen um sieben Prozent gesteigert werden. Der Umsatzanteil der Prisma Service Center (PSC) und damit der drei Großhändler Hofmann + Zeiher, Kugelmann und PBS Deutschland, die für die Versorgung mit klassischen PBS-Artikeln stehen, ging um drei Prozent auf 27,9 Prozent zurück.
Für weitere Spannung bei der Prisma ist gesorgt, auch oder gerade nachdem Vorstand Michael Purper eine Prüfung der Vorschläge und des Konzeptpapiers des Aufsichtsrates zugesagt hat. Auf der regulären Hauptversammlung am 8. August in Düsseldorf stehen unter anderem auch die Neuwahlen in den Aufsichtsrat auf der Agenda. Aus dem derzeitigen Aufsichtsrat verzichten bislang drei Mitglieder auf eine erneute Kandidatur.