„Wir sind die Kümmerer“
- 22.04.2014
- Handel
- red.
Goertz Bürotechnik in Bad Harzburg gehört wahrscheinlich zu den wenigen Beispielen für einen gelungenen „Generationswechsel“ eines inhabergeführten Fachhandelsunternehmens. Schon 2003 hat Jens Vogel als geschäftsführender Inhaber die Geschicke des neunköpfigen Teams von seinem Vater Heinz Vogel übernommen. Seither ist die Erfahrung des Seniors jedoch nicht „verloren“, drei Tage pro Woche arbeitet er in Verwaltung und Technik mit – und entgegen der Skepsis von Außenstehenden klappt es mit der Zusammenarbeit von Vater und Sohn richtig gut.
Eigentlich hatte Jens Vogel nach seiner kaufmännischen Ausbildung bei einem Händlerkollegen im Rheinland noch weitere Erfahrungen sammeln wollen, doch Anfang der neunziger Jahre, nach der Wiedervereinigung, boomte das Geschäft und im väterlichen Betrieb wurde seine Mitarbeit dringend gebraucht. Sieben Jahre später konnte das Unternehmen in einen Neubau investieren, am neuen Standort im Gewerbegebiet bietet die größere Fläche mehr Möglichkeiten für die Präsentation von Produkten – Goertz wird Büroring-Mitglied und baut sich mit den Büroartikeln ein zusätzliches Standbein zum Kerngeschäft Bürotechnik auf.
„Bei uns im Harz ticken die Uhren etwas anders“, sagt Jens Vogel im Hinblick auf die aktuellen Trends in der Bürotechnik: Ablösung von Schwarzweiß-Geräten durch Vierfarbsysteme: ja; MPS im großen Stil: nein. Die Kunden seien bei diesem Thema konservativ, kauften ihre Drucker lieber wie gewohnt selbst, statt sich in Serviceverträgen zu binden. Auch „papierlose Büros“ sehe er bei seinen Kunden keine. „Das werde ich wohl auch nicht mehr erleben“, sagt Jens Vogel absichtlich provokant, wenngleich er eingesteht, dass die „nächste Generation“ anscheinend weniger Sicherheitsbedenken gegen das Verlagern von Prozessen in Cloud-Dienste hat, und voraussichtlich dementsprechend weniger drucken wird.
„Im Mittelpunkt steht bei unserem Business der Mensch“, betont der Geschäftsführer vielmehr. „Bei uns kommt es darauf an, dass wir mit unseren Kunden reden. Dass wir uns um die Probleme unserer Kunden kümmern, darin besteht vor allem unsere Daseinsberechtigung. Der Verkauf von Druckern ist dabei eigentlich ‚nur‘ Mittel zum Zweck, um Dienstleistungen wie Reparatur und Wartung an den Mann zu bringen.“
Mit Büroring-Mitgliedschaft das Geschäft ausgebaut
Seit dem Umzug in den Neubau im Gewerbegebiet Nord in Bad Harzburg ist Goertz Bürotechnik Mitglied der Genossenschaft Büroring geworden. Zunächst stand der Wunsch im Mittelpunkt, den Kunden alle Leistungen aus einer Hand anbieten zu können: vom Ordner, über das Druckerpapier bis zum Kaffee und Bürostuhl. Die Kunden können per Telefon oder Fax aus dem Büroring-Katalog bestellen, immer häufiger genutzt wird aber auch der geschlossene Online-Shop von Goertz, der den Kunden tagesaktuelle Preise bietet.
Dennoch konkurriert der klassische, inhabergeführte PBS-Streckenhandel auch in Bad Harzburg mit den großen (Katalog-)Versendern. Strategie bei Goertz ist es, mit den Kunden zu sprechen, sie vom Nutzen des Bestellens „aus einer Hand“ zu überzeugen und von der Zusammenarbeit auf regionaler Ebene, wo man für den Kunden greifbar ist. Ein Anspruch, der im Alltag nicht immer einfach zu realisieren ist, wissen Vogel und sein Team, umso mehr, wenn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für viele Kunden das Thema Büroartikel keine Priorität hat: „Die Unternehmen haben andere Probleme“, sagt Vogel nüchtern.
In solchen Situationen können Netzwerke helfen, Jens Vogel beispielsweise engagiert sich beim Allgemeinen Arbeitgeberverband Harz. Das 50-jährige Jubiläum ist ein weiterer Anlass, um Kontakte zu pflegen: Mit Lieferanten und einigen Kunden werde man im Mai gemeinsam feiern, überdies will der Fachhändler den ganzen Mai über mit Aktionen und Verlosungen auf sich aufmerksam machen.