Stellungskampf in vermintem Gelände
- 05.09.2012
- Markt + Service
- red.
Das Unternehmen Embatex hat sich auf das Recycling und die Wiederbefüllung von Tonerkartuschen und Tintenpatronen für Drucker spezialisiert. Die Nische ist eng, aber lukrativ: Rund 18 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete das Unternehmen im vergangenen Jahr europaweit. Christian Wernhart hat das Unternehmen 1993 übernommen und führt es seither in einem sich dynamisch verändernden Markt. 2005 entschied sich Wernhart, die Produktion im Nachbarland Slowenien aufzugeben. Dort waren die Lohnkosten bald nach dem Beitritt zur Europäischen Union gestiegen. Der höhere Verwaltungsaufwand die geringere Flexibilität und die Entfernung zu den Kernmärkten veranlassten den Geschäftsführer, stattdessen am österreichischen Standort Feldkirchen zu investieren: „Weil wir viele Produkte schnell und in einer hohen Qualität am Markt haben wollen, lohnt es sich für uns nicht, im Ausland zu produzieren.“
Das Umfeld ist rauer geworden
Die OEM-Hersteller und die Wettbewerber von den Recyclingproduzenten liefern sich seit Jahren ein Hase-und-Igel-Rennen. Über das Vehikel Patentrecht nutzen die Hersteller jede noch so kleine technische Raffinesse, um ein neues Patent anzumelden, und damit die Produktion beim Recycler zu verteuern, so sehen es zumindest viele Recyclinganbieter. Jüngster „Kniff“ an den OEM-Patronen sind Chips, die Zählerstände erfassen und für das Managed-Print-Service Daten erfassen, jedoch den Recyclingprozess aufwändiger und teurer machen. Die Gratwanderung zwischen legalem Arbeiten und Kostensenkungsdruck beim Recycler führt permanent zu Auseinandersetzungen vor den Gerichten. Dort streiten sich dann OEM-Hersteller und Recycler über minimale technische Details, die Außenstehende kaum noch nachvollziehen können. Unternehmen wie Embatex beschäftigen permanent Rechtsanwälte, um diese Klippen zu umschiffen oder im Streitfall die eigenen Interessen zu vertreten. Das Patentrecht wird zu einem Instrument, um Marktanteile zu verteidigen und nicht, um technischen Fortschritt zu fördern, sagen Kritiker. Zu schaffen macht den Recyclern auch die schiere Zahl der Neu-Erscheinungen von OEM-Seite: „Auf dem Markt sind gegenwärtig rund 800 Toner, und für jedes Produkt muss ein eigener Wiederaufbereitungsprozess erarbeitet werden“, so Wernhart.
Daher ist inzwischen der Preisvorteil recycelter Tonerkartuschen und Tintenpatronen gegenüber dem Originalen immer kleiner geworden. Die Nachfrage nach günstigen Alternativen aber bleibt. So nimmt es nicht Wunder, dass immer mehr illegale Produkte auf den Markt drängen, entweder als Recyclingprodukt getarnte Neuware oder gefälschte OEM-Produkte. Vielen Kunden ist es egal, wo die Ware herkommt, wenn sie nur billig ist. Gefälschte Ware schädigt die legal arbeitenden Unternehmen. Und die illegale Ware verzerrt das Preisgefüge. Bis die illegale Produktion jedoch auffliegt, vergehen manchmal Jahre. Viele dieser Werkstätten produzieren in Fernost, für Wirbel sorgte kürzlich eine Werkstatt bei Frankfurt am Main, die im großen Stil gefälschte OEM-Toner herstellte. Dort wurden nicht nur die Verpackungen nachgemacht, sondern selbst die Hologramme, die eigentlich als Sicherheitsmerkmal dienen sollen.
Aber Christian Wernhart wehrt sich. Als Chef der Recyclervereinigung Etira versucht der Embatex-Chef gemeinsam mit den OEM-Herstellern von der Seite Qualität anzugreifen. Die Fortentwicklung der DIN und ISO-Normen soll dafür sorgen, dass Fachhandel und Endkunden sich auf eine eindeutige Kennzeichnung verlassen können, die für hohe Druckqualität, Ergiebigkeit und Fertigungsqualität stehen. Doch die Abstimmungen brauchen Zeit: Die überarbeitete DIN für Schwarzweiß-Kartuschen wird erst ab diesem Herbst wirksam und die Norm für Farbkartuschen voraussichtlich erst 2014.