Ringen der Regionalmessen
- 10.09.2013
- Markt + Service
- red.
„Der frühe Vogel fängt den Wurm“, so heißt ein Sprichwort, mit dessen positiver Bedeutung auch die earlybird seit ihrer Umbenennung vor zwei Jahren spielte. Ende Juni teilte der earlybird-Veranstalter HWD überraschend mit, die Messe werde künftig in Hannover stattfinden – nach mehr als fünfzig Jahren in Hamburg. Die HWD führten als Gründe für den Umzug bessere Infrastruktur, größere Hallenkapazitäten und ein größeres Einzugsgebiet an.
Viele Aussteller reagierten mit Unverständnis auf die Pläne. Es sei ein Novum in der über zwanzigjährigen Geschichte des Europäischen Verbandes Lifestyle, dass ein Messeveranstalter ohne Kommunikation mit Ausstellern, Besuchern und Verbänden eine so „weitreichende einsame Entscheidung“ treffe, kritisierte Heike Tscherwinka, die Geschäftsführerin des Verbandes, die Umzugspläne.
Wie die HWD später eingestand, wollte man der konkurrierenden vivanti, die offensichtlich in Gesprächen mit der Hannovermesse stand, einen Schritt voraus sein – ganz nach dem Motto des „frühen Vogels“. Der Veranstalter der Vivanti, H+K, habe bei der Messe Hannover schon Termine reserviert, um parallel zur earlybird von 2014 an eigene Messen zu veranstalten. Seit der Premiere der Vivanti im Sommer 2011 in Düsseldorf schaute der HWD-Vorstand mit wachsendem Unbehagen auf den Erfolg des konkurrierenden Veranstalters.
Die vivanti etablierte sich schnell anstelle der Innowa als beliebte Regionalmesse, während die earlybird in Hamburg bei den letzten drei Veranstaltungen Besucherrückgänge zu verkraften hatte: -6,4 Prozent im Sommer 2012, -2,8 Prozent im Januar 2013 und schließlich -13,2 Prozent weniger Besucher im Juli diesen Jahres. Vor diesem Hintergrund werden Aussagen des HWD-Vorstands Philipp Krupke verständlicher, der erklärte, dass der neue Termin der earlybird in Hannover, parallel zur Domotex, „interessante Überschneidungen bei der Fachbesucherstruktur aufweist“ und durch den „Schulterschluss mit der Domotex das Fachbesucherpotenzial um 40 000 Entscheider“ erweitert werde.
Die beiden Messeveranstalter H+K (vivanti) und HWD (earlybird) hatten sich schon im Sommer einen Schlagabtausch geliefert: Ausgerechnet direkt am Termin der vivanti platzierte die HWD ihre neue tremoniale im nahegelegenen Dortmund. Auch wenn die Besucherzahlen des earlybird-Ablegers weit hinter den Erwartungen blieben, wie Volker König vom Vorstand des HWD einräumte, so musste die vivanti doch erstmals einen Besucherrückgang um 13 Prozent einstecken – nachdem sie bislang von Veranstaltung zu Veranstaltung einen Besucherrekord nach dem anderen aufgestellt hatte.
Der Europäische Verband Lifestyle hat indessen eigene Pläne verfolgt. Das Ergebnis ist die Nordstil, eine „neue“ Messe am „alten“ Standort der earlybird. Hierbei kooperieren die Hamburg Messe und Congress GmbH sowie der Paperworld-Veranstalter Messe Frankfurt. In Frankfurt wird gerade das Team aufgebaut, das die neue Messe betreuen wird und ein Konzept erarbeitet, hieß es auf Anfrage von BusinessPartner PBS. Damit nicht genug: In Sindelfingen will die dortige Messegesellschaft mit der Inspired eine weitere regionale Ordermesse etablieren. Die Aussteller geraten nun endgültig in Entscheidungsnot.