„Thema bleibt ein Verkaufsargument“
- 15.06.2010
- Markt + Service
- red.
Ob es um Schreibgeräte, Aktenvernichter, Briefwaagen, Batterien oder Tonerkartuschen geht – eine große Zahl von Unternehmen aus der Branche setzt nach wie vor auf die Fertigung am Standort Deutschland. Die Gründe, die für die Produktion hierzulande sprechen, sind vielfältig: Neben der unternehmerischen Verantwortung (Neudeutsch: Corporate Responsibility) sind es vor allen Dingen Qualitäts- und Kostenaspekte, die oft genug den Ausschlag für die Herstellung von Produkten in Deutschland geben. Und natürlich spielt auch das positive Image eine Rolle, von dem gerade die etablierten Markenhersteller profitieren können.
Entstanden ist die verkaufsfördernde Angabe des Herstellungslands während der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts. Mit der zwangsweisen Kennzeichnung von Import-Produkten aus Deutschland wollte sich Großbritannien dabei eigentlich gegen minderwertige Nachahmungsprodukte schützen. Wegen der in aller Regel hohen Qualität der Waren ging der Schuss aber nach hinten los: Im Laufe der Zeit wurde aus einem Handelshemmnis ein weltweit bekanntes Qualitätssiegel.
Dass die Aufschrift „Made in Germany“ keineswegs an Bedeutung verloren hat und auch im Inland seine Wirkung auf die Kunden nicht verfehlt, belegen nicht zuletzt auch verschiedene Studien der Nürnberger Marktforscher von der GfK. So stuft etwa eine Untersuchung über die Bedeutung von sozialem Engagement für Unternehmen, die die GfK Panel Services in Zusammenarbeit Roland Berger Strategy Consultants erstellt haben, als „unmittelbar konsumrelevant“ ein. Der Untersuchung zufolge würden 36 Prozent der deutschen Bevölkerung mehr Geld für Waren „Made in Germany“ ausgeben. Und für 28 Prozent der Deutschen haben demnach sogar Produkte aus der eigenen Region beim Kauf Vorrang.
Durch die jüngste Wirtschaftskrise wurde dieser Trend sogar noch verstärkt: „Begründetes Vertrauen“ gewinnt für die Konsumenten an Bedeutung, die „Wertschätzung von Bewährtem“ steigt. Die Krise habe die Prioritäten der Konsumenten verändert, folgern die Marktforscher. Vertrauen, Verantwortung, Innovation – Begriffe, die Produkten mit dem Label „Made in Germany“ zugeschrieben werden, haben laut einer Untersuchung zu den psychologischen Aus- und Nachwirkungen der Wirtschaftskrise für Verbraucher inzwischen eine messbar höhere Bedeutung.
Von diesem Trend kann auch der Handel profitieren. Der Ansicht ist auch Karl-Heinz Rückerl, Geschäftsführer von Kaut-Bullinger Einzelhandel in München. So gibt es im Ladengeschäft an der Rosenstraße wiederkehrend Aktionen mit der Initiative Standort Deutschland – der Arbeitsgemeinschaft der Hersteller Sigel, Han, Veloflex,
Ideal, Maul und Chr. Renz. „Das kommt eigentlich immer gut an“, so Rückerl. Die Produkte der Initiative werden regelmäßig im Ladengeschäft in den entsprechenden Abteilungen mit Postern und Dekomaterialien auffällig in Szene gesetzt. Und auch darüber hinaus habe „Made in Germany“ für die Verbraucher immer noch eine Bedeutung: „Das Thema bleibt ein Verkaufsargument“, hat Karl-Heinz Rückerl beobachtet, „es spielt vielleicht sogar wieder ein etwas größere Rolle. Ich habe den Eindruck, dass das positive Image der Produkte bei den Kunden sogar wieder zugenommen hat.“
„Made in Germany“ als zertifizierter Herkunftsnachweis
In Zeiten der Globalisierung wird es für den Verbraucher immer schwieriger zu erkennen, wo und unter welchen Bedingungen ein Produkt oder Produktkomponenten hergestellt werden. Weil viele Verbraucher Wert auf Produkte aus bestimmten Herkunftsländern legen, bietet TÜV Nord Cert neuerding einen „Zertifizierten Herkunftsnachweis“, der die Produktion bzw. Dienstleistungserbringung im Herkunftsland bestätigt. Das dazu gehörige Prüfzeichen zeigt dem Verbraucher, dass die Produkte der Firma tatsächlich in Deutschland hergestellt wurden. Für eine erfolgreiche Zertifizierung müssen Produkte eine Wertschöpfungstiefe von mindestens 50 Prozent im Herkunftsland aufweisen. Zudem muss der Produzent nachweisen, dass sein zu zertifizierendes Produkt die jeweils gültigen gesetzlichen Mindestanforderungen an Produktsicherheit und Qualität erfüllt. Mit dem ersten Zertifikat dieser Art wurden jetzt Produkte der Günzburger Steigtechnik, einem Hersteller von Leitern und Gerüsten, für ihre Produktion „Made in Germany“ ausgezeichnet. „Das Thema ‚zertifizierter Herkunftsnachweis’ folgt der TÜV-Nord-Strategie, im Sinne des Verbraucherschutzes kaufrelevante und qualitätsbestimmende Eigenschaften zu prüfen. In den vergangenen Jahren hat sich herausgestellt, dass auch die Herkunft der Produkte verbraucherrelevant im Sinne des Kaufentscheidungsprozesses ist. Jetzt existiert ein Prüfzeichen, das dieser Tatsache Rechnung trägt“, erläutert Ulf Theike, Geschäftsführer TÜV Nord Cert.