BusinessPartner PBS

Logistik: Ganzheitliche Lösungen sind gefragt

Im Gegensatz zu anderen Branchen wird die eigene, selbst gesteuerte Logistik im PBS-Umfeld von vielen Händlergruppen und Herstellern als Kern-Betätigungsfeld gesehen. Wir sprachen mit dem Logistik-Spezialisten Horst Rämsch über seine Erfahrungen.

Herr Rämsch, Warenfluss-Optimierung gehört sowohl im Handel als auch bei Herstellern/Lieferanten zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren. Wie sehen Sie die PBS-Branche aus Ihrer neutralen Logistiker-Sicht heraus derzeit strukturiert und ausgerichtet?

Horst Rämsch, Vertriebsleiter der zu Bertelsmann gehörenden VVA-Arvato, sieht in puncto Logistik in der PBS-Branche noch einigen Handlungsbedarf.
Horst Rämsch, Vertriebsleiter der zu Bertelsmann gehörenden VVA-Arvato, sieht in puncto Logistik in der PBS-Branche noch einigen Handlungsbedarf.

Horst Rämsch, Vertriebsleiter der zu Bertelsmann gehörenden VVA-Arvato, sieht in puncto Logistik in der PBS-Branche noch einigen Handlungsbedarf.Was uns insbesondere auffällt ist, dass fast alle Hersteller die Logistik noch selbst betreiben. Das mag im Einzelfall sinnvoll sein, wenn zum Beispiel unmittelbar nach der Produktion die gesamte Ware an wenige Großabnehmer geht. Spätestens dann aber, wenn an unterschiedlichen Standorten produziert wird, eine Vielzahl von Artikeln an eine Vielzahl von Händlern und Endver-brauchern geht und zudem über unter-schiedliche Transportwege versandt wird, ist die Zusammenarbeit mit einem Logistikdienstleister aus unterschiedlichen Gründen der bessere Weg.

In anderen Branchen wie IT, Buchhandel oder Spielwaren haben sich Bündelungs- und Zentralisierungskonzepte längst durchgesetzt. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Vereinigte Verlagsauslieferung ist seit fast 50 Jahren in der Medienlogistik tätig. In dieser Zeit hat die Bedeutung von Bündelung und Zentrallagerkonzepten ständig zugenommen. Viele Leistungen, die heute in der Buchbranche selbstverständlich sind, wie beispielsweise Übernacht-Bestellservice oder der so genannte Büchersammelverkehr, wären ohne diese Konzepte gar nicht möglich gewesen. Durch Bündelung in der Auslieferung werden nicht nur hohe Transportkostenvorteile generiert, es wird auch viel Zeit bei der Bearbeitung eingespart, das ist Fakt. Wir sind davon überzeugt, dass es in der PBS-Branche diesbezüglich noch viele Optimierungsmöglichkeiten gibt, und bieten an, unsere Erfahrungen auf diesem Gebiet in gemeinsame Modelle mit PBS-Herstellern oder Einkaufsverbünden einfließen zu lassen.

Im PBS-Umfeld sehen viele Hersteller und zuletzt beispielsweise auch Soennecken/Branion oder Büroring mit der Entscheidung, ein eigenes Lager aufzubauen und zu betreiben, die Logistik als Kernbetätigungsfeld. Können Sie die Argumente nachvollziehen?

„Wir haben unser Leistungsspektrum erweitert und bieten zum Beispiel die regalfertige Lieferung an”, sagt VVAGeschäftsleiter Stephan Schierke.
„Wir haben unser Leistungsspektrum erweitert und bieten zum Beispiel die regalfertige Lieferung an”, sagt VVAGeschäftsleiter Stephan Schierke.

„Wir haben unser Leistungsspektrum erweitert und bieten zum Beispiel die regalfertige Lieferung an”, sagt VVA-Geschäftsleiter Stephan Schierke.Nein, in keiner Weise. Logistik ist heute ein dermaßen komplexes Thema geworden, dass es nicht mehr nebenbei erledigt werden kann. Um ein optimales Preis-/Leistungs-Verhältnis zu erreichen, braucht es einerseits hohe fachliche Kompetenz und andererseits erhebliche finanzielle Mittel, um die logistischen wie auch die erforderlichen IT-Systeme auf dem Stand der Zeit zu halten und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Wer als Nichtlogistiker Logistik zu seiner Kernkompetenz erklärt, macht aus unserer Sicht zwei Fehler: Er nimmt irrigerweise an, er könnte insgesamt die Kompetenz eines Spezialisten erreichen, ohne selbst einer zu sein, und er verschenkt die Chancen, die ein intelligentes Multi-User-Konzept in Bezug auf Qualitätssteigerung und Kostenersparnis gegenüber den meisten singulären Lösungen bietet.

Die Arvato-Tochter VVA bezeichnet sich selbst als Full-Service-Logistik-Dienstleister. Was sind die wesentlichen Leis- tungsbausteine?

Neben dem, was üblicherweise als Lo- gistik bezeichnet wird, nämlich Lagermanagement und Auslieferung, sind die wesentlichen Leistungsbausteine der VVA die Auftragsannahme direkt von den Kunden, die Fakturierung und das zentrale Debitorenmanagement mit zusätzlichen Finanzdienstleistungen bis hin zum Factoring. Darüber hinaus stellen wir unseren Auftraggebern ein IT-System zur Verfügung, aus dem sie tagesaktuell alle Daten zu Umsätzen, Artikelbeständen, Kundenbezügen etc. abrufen können. Zusätzlich können die Außendienstmitarbeiter das System zur Auftragseingabe nutzen bzw. um dem Einzelhandelskunden vor Ort seine Einkaufshistorie darzustellen. Ein Sendungsverfolgungssystem rundet das Ganze ab und macht die VVA sozusagen zum gläsernen Dienstleister.

Können Sie ein Beispiel nennen, wie dies in der Praxis funktioniert?

In der Praxis konzentrieren sich viele unserer Auftraggeber auf ihre Kernfunktionen Produktentwicklung und Vertrieb, alles Andere machen wir. Das heißt, wir erbringen alle Services von der Bestellannahme bis zur Koordination der Frachtführer. Und wenn unser Factoring-Angebot genutzt wird, hat der Auftraggeber zudem nur noch einen Debitor – nämlich uns.

Das PBS-Sortiment ist sowohl von der Artikelanzahl als auch den Größen- und Gewichtsvariationen recht vielschichtig. Sehen Sie darin unter Logistikgesichtspunkten ein Problem?

Für uns zumindest nicht, denn wir liefern heute schon im Rahmen der Arvato die unterschiedlichsten Artikel aus: von Sammler-Münzen, Spielwaren, Büchern, CDs über Arzneimittel und Handys bis hin zu Fahrrädern und HiFi-Anlagen. Dabei muss beispielsweise bei der Auslieferung der Arzneimittel eine geschlossene Kühlkette gewährleistet werden, und die Handys müssen mit unterschiedlichen Seriennummern versehen werden. Gerade weil wir so große Erfahrung mit diversen Produkten besitzen, haben wir gelernt, dafür auch angepasste Logistikabläufe zu entwickeln und die verschiedenen Artikel eines Auftraggebers auf individuelle Weise zu handhaben. Nebenbei bemerkt, ist diese Kompetenz eine Grundvoraussetzung dafür, eine herstellerübergreifende Logistik anzubieten, die so unterschiedliche Produkte umfasst wie eine Kugelschreibermine und einen Farbdrucker.

Flexibilität und die Kosten sind immer wieder genannte Aspekte, wenn es um das Festhalten an einer eigenen Logistik geht. Was sind Ihre Argumente, die für das Outsourcing sprechen?

Da muss ich genauso sagen: Flexibilität und Kosten. Aber im Ernst: Die generellen Vorteile sind meines Erachtens die nachfolgenden Punkte wie Größen- und Bündelungsvorteile durch die Nutzung permanent weiterentwickelter IT- und Kommissioniersysteme, dieVermeidung von Investitionen und Reduzierung der Kapitalbindung, die Nutzung unbeschränkter Personal- und Flächenressourcen, Variabilität der Fixkosten, Einsparung von Managementaufwand für Randfunktionen, Nutzung garantierter Qualitätsstandards und übergreifend die Möglichkeit, sich auf das Kerngeschäft konzentrieren zu können. Sie sehen, es gibt ausreichend Gründe, sich mit dem Thema etwas intensiver zu beschäftigen.

Moderne Kommissionier- und Fördertechnik: Das neue Logistiksystem, in das seit dem vergangenen Jahr mehr als 20 Millionen Euro investiert wurden, zählt zu den modernsten der Welt.
Moderne Kommissionier- und Fördertechnik: Das neue Logistiksystem, in das seit dem vergangenen Jahr mehr als 20 Millionen Euro investiert wurden, zählt zu den modernsten der Welt.

Moderne Kommissionier- und Fördertechnik: Das neue Logistiksystem, in das seit dem vergangenen Jahr mehr als 20 Millionen Euro investiert wurden, zählt zu den modernsten der Welt.www.vva-online.net

Beachtliche Größe, beachtlicher Leistungsumfang: der VVA-Logistikstandort in Gütersloh
Beachtliche Größe, beachtlicher Leistungsumfang: der VVA-Logistikstandort in Gütersloh

Neue Beschaffungskonzepte im Paket Beachtliche Größe, beachtlicher Leistungsumfang: der VVA-Logistikstandort in GüterslohFür rund 200 Verlage liefert die VVA-Arvato von ihren drei Standorten Gütersloh, Verl und Gilching (Verlegerdienst München) Bücher, CDs, Spielwaren und Zeitschriften an den Handel und teilweise auch direkt an die Endkunden. Sie ist damit die größte Verlagsauslieferung in Deutschland. Die VVA mit dem seit 2001 dazugehörenden Verlegerdienst München (VM) ist eine hundertprozentige Tochter von Bertelsmann und eingebunden in die Arvato AG. Ihre besondere Stärke liegt in den Zusatz-Services, die die reine Logistik-Dienstleistung zu einem marktgerechten Komplettservice aus einer Hand abgerunden. In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten konzentrieren sich Firmen verstärkt auf ihr Kerngeschäft und übergeben Randfunk- tionen wie beispielsweise die Logistik an einen Dienstleister.

„Ein zentrales Logistikzentrum kann durch höhere Stückzahlen günstigere Konditionen erreichen und im Rahmen einer Multi-User-Konzeption Synergieeffekte mit anderen Logistik- kunden herbeiführen. Mit der Straffung zahlreicher Prozesse geht eine drastische Verkürzung der Lieferzeit einher und damit verbunden eine Steigerung der Kundenzufriedenheit“, so beschreibt Horst Rämsch das Konzept. Bei der Gestaltung der Prozesse zum Kunden ist es besonders wichtig darauf zu achten, dass diese möglichst schlank und direkt sind. „Nur wenn sämtliche Abläufe zwischen Logistikdienstleister und Kunden diesen Prämissen entsprechen und exakt auf die Branchenanforderungen zugeschnitten sind, ist es möglich, schnell und effizient zu agieren und sämtliche Outsourcing-Potenziale auszuschöpfen“, bestätigt der Logistik-Spezialist. Der VVA ist dies beispielhaft gelungen. Zwei Punkte, die wir hier herausgreifen wollen, verdeutlichen dies:

1. Sendungsoptimierung Im Buchhandel spielt die Endkundenbestellung von Einzeltiteln eine wichtige Rolle. Dies führt zu sehr vielen Kleinsendungen bzw. zu vielfältigen Bestellungen des Einzelhandels beim Großhandel. Die VVA nun hat ein System entwickelt, das die Bestellungen aus vielen Verlagen in einer Sendung zusammenführt. Durch die Größe der VVA und die Vielzahl der dort ausgelieferten Verlage wird hier ein beachtlicher Effekt erzielt, und die Kleinpackstückquote der VVA ist mit Abstand die niedrigste der Branche. Entsprechend sind die Einsparungen bei Bearbeitungszeit und Kosten. Wird insofern durch Bündelung auf der einen Seite sehr ökonomisch ausgeliefert, so gibt es auf der anderen Seite auch die Möglichkeit von „Schnellschüssen“. Eine eilige Bestellung, die bis 12.00 Uhr die VVA erreicht, ist be- reits fünf Stunden später bearbeitet, und die Sendung verlässt das Haus.

2. IT-System Die VVA bietet „ihren“ Verlagen nach eigenen Angaben eines der besten und ausgereiftesten IT-Systeme der Branche an. Tagesaktuelle Daten zu Umsätzen, Titeln, Lagerbeständen, Kunden, Vertreterabsätzen etc. sind ebenso selbstverständlich wie die Nutzung des Systems für Verlagsvertreter zur Auftragseingabe bzw. um dem Einzelhandelskunden vor Ort seine Einkaufshistorie darzustellen. Datenaustausch im Edifact-Format sowie ein Sendungsverfolgungssys- tem via Internet runden das Ganze ab. Im Ergebnis gibt es tagesaktuelle Transparenz für die auftraggebenden Verlage über jeden Schritt, den der Logistik-Dienstleister für sie tut.

Verwandte Themen
Farbe bekennen: Die neuen Trendfarben der „Leitz WOW“- Designserie bringen frischen Schwung ins Büro und den Arbeitsplatz im home office.
Am Puls in Sachen Office-Trends weiter
Um eine Fahrzeugflotte kostenoptimiert zu betreiben, gilt es auch, die passende Finanzierung zu wählen.
Viele Einsparpotenziale im Fuhrpark noch ungenutzt weiter
Shela Fletcher (Office Depot Europe), Johanna Jigmo-Linde (Staples Europe), Matthias Schumacher (tesa)
Die Wettbewerber an einen Tisch geholt weiter
Eindrucksvolle Dimension: die Erweiterungen am Durable-Logistikstandort in Iserlohn-Sümmern
Durable investiert in die Logistik weiter
Die Paperworld Frankfurt wird konkret weiter
Die Wahl zum „Branchengesicht 2014“ startet weiter