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FSC-Papier: Nachfrage steigt rasant

Der Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert Firmen, die Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern verarbeiten.Wir sprachen mit Ulrich Malessa, FSC Arbeitsgruppe Deutschland über Zertifikate, FSC-Papiere und Öko-Label.

Ulrich Malessa ist bei der FSC-Arbeitsgruppe Deutschland unter anderem für das Marketing zuständig.
Ulrich Malessa ist bei der FSC-Arbeitsgruppe Deutschland unter anderem für das Marketing zuständig.

Ulrich Malessa ist bei der FSC-Arbeitsgruppe Deutschland unter anderem für das Marketing zuständig.Herr Malessa, wie unterscheidet sich denn beispielsweise ein FSC- zertifiziertes Office-Papier von einem herkömmlich produzierten Kopier-Papier?

In technischer Hinsicht in keinerlei Weise. Der Unterschied besteht in einem immateriellen Wert, weil man durch die Verwendung dieser Papiere keinen Raubbau an der Natur mehr unterstützt. Denn gerade für die Herstellung preiswerter Office-Papiere wird häufig Holz aus sehr zweifelhaften Quellen genommen. Der Papier-Bereich ist für uns übrigens so wichtig, weil rund 40 Prozent des weltweit gewerblich geernteten Holzes zu Papier verarbeitet werden. Da können wir viel bewirken.

Derzeit stehen 72 Produkte in der Datenbank der FSC-zertifizierten Büro-Papiere: Wie hoch ist aktuell der Marktanteil dieser Produkte und wie verläuft die Entwicklung – auch im internationalen Vergleich?

Zum genauen Marktanteil kann ich leider keine Angaben machen, der FSC zertifiziert ja Unternehmen, keine einzelnen Produkte. Einen Eindruck vermitteln aber vielleicht die Ergebnisse einer Studie von PricewaterhouseCoopers, der zufolge inzwischen rund die Hälfte der Top-100-Unternehmen der Forst- und Papierbranche FSC-zertifizierte Produkte anbieten. Und die Beratungsgesellschaft Pira International prognostiziert, dass die Nachfrage nach FSC-Papier weltweit pro Jahr um 49 Prozent auf insgesamt 6,5 Millionen Tonnen im Jahr 2012 steigen wird. Interessant ist die Einschätzung, dass in Europa die Steigerung der Recycling-Rate langsam an die Grenzen stößt und die Nachfrage nach Papieren mit Umwelteigenschaften daher aus Kostengründen mit Papier aus FSC-zertifizierten Frischfasern gedeckt werden wird. Das ist natürlich auch ein Hebel, mit dem sich die Weichen in Richtung auf eine weitere Verbreitung einer nachhaltigen Waldwirtschaft stellen lassen: Wenn die Nachfrage nach FSC-Frischfasern das Angebot an Holz aus FSC-zertifizierter Forstwirtschaft übersteigt, werden sich gezwungenermaßen mehr Unternehmen zertifizieren lassen. Deutschland liegt bei den FSC-Zertifikaten übrigens im oberen Mittelfeld.

Stichwort Kontrollen: Welche Sanktionen drohen den Unternehmen bei Verstößen?

Beim FSC gilt ein klares Prinzip: Ein Zertifikat wird nur dann erteilt, wenn der Betrieb von unabhängigen Zertifizierungsstellen überprüft ist und keine schwerwiegenden Verstöße gegen die FSC-Richtlinien festgestellt wurden. Gibt es Verstöße und werden diese nicht kurzfristig abgestellt, kommt es zur Suspendierung oder Terminierung – das Zertifikat wird dem Forstbetrieb oder Weiterverarbeiter wieder aberkannt. Und das kommt regelmäßig vor.

Es gibt ja mittlerweile eine ganze Reihe unterschiedlicher Umweltzeichen. Wie stehen Sie zu diesen Logos: Könnte eine solche Menge an Öko- Siegeln zu einer Verunsicherung der Verbraucher führen?

Man muss bei diesen Labels zwei Gruppen unterscheiden: Es gibt einmal die ambitionierten, glaubwürdigen Siegel, und es gibt die Labels, die von der Industrie erfunden werden, um im Prospekt ein Produkt auffällig herauszustellen. Ich denke, dass die Verbraucher da schon unterscheiden können. Selbst wenn sie die Kenntnisse zunächst nicht haben – meiner Erfahrung nach informieren sie sich in der Presse, bei Umweltverbänden oder Institutionen wie Stiftung Warentest oder Öko-Test. Da sehe ich eigentlich kein Problem.

www.fsc-deutschland.de

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