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Gute Umsätze mit gutem Gewissen

Die Konsumgüterindustrie und der Handel stehen durch das Thema Nachhaltigkeit vor entscheidenden Veränderungen, so das Ergebnis einer umfangreichen Studie der IBH Retail Consultants.

Verbraucher achten nicht nur zunehmend darauf, ob Produkte ökologisch unbedenklich sind, sondern sie registrieren die Berichte in den Medien und in sozialen Netzwerken sehr genau. Immer mehr Verbraucher interessiert es, ob Konsumgüter über Niedrigstlöhne, fragwürdige oder gar unzumutbare Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern in unsere Regale gelangt sind. „Das Thema Nachhaltigkeit meint weit mehr als nur Recycling-Papier und Bio-Produkte. Es setzt auf das verantwortungsvolle Handeln und Wirtschaften. Wer heute aus strategischen Gründen die Weichen auf Nachhaltigkeitsprozesse im eigenen Unternehmen nicht setzt, wird morgen zunehmend Marktanteile verlieren. Hier wird sich die Spreu vom Weizen trennen“, sagt Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IfH) Köln, dessen Tochtergesellschaft IBH Retail Consultants GmbH diese Studie erstellte.

Nicht nur der Preis oder die Qualität als Mehrwert, sondern auch die Sozialverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) eines Unternehmens wird in Zukunft entscheidend sein. Die Ausrichtung des Sortiments auf nachhaltige, ökologische Produkte, die Berücksichtigung der Umwelt, der Umgang mit Ressourcen, faire Arbeitsbedingungen und soziales Engagement prägen die öffentliche Wahrnehmung des Unternehmens und bieten klare Wettbewerbsvorteile gegenüber den Mitbewerbern. „Der Verbraucher von heute will mit gutem Gewissen einkaufen. Und der Handel will gute Umsätze und mehr Marktanteile mit gutem Gewissen erzielen. Das ist kein Widerspruch, sondern eine hervorragende Ergänzung“, sagt Dr. Susanne Eichholz-Klein, Projektleiterin beim IBH.

Wie Nachhaltigkeit als neue Dimension im Wettbewerb die Konsumgüterindustrie und den Handel verändern wird, belegen die Umfrageergebnisse der IBH-Studie. So geben bei über 1000 repräsentativ befragten Verbrauchern in ganz Deutschland insgesamt 60 Prozent der Konsumenten an, dass sie in der letzten Zeit ihr Einkaufsverhalten in Bezug auf den Aspekt der Nachhaltigkeit geändert haben. Ein weiteres Ergebnis der IBH-Studie zeigt, dass die Umsätze der Konsumgüterindustrie und des Handels bei einer schlechten Reputation deutlich sinken können: Denn jeder zweite Verbraucher hat schon einmal Produkte von Firmen boykottiert, die nachweislich die Umwelt schädigen oder sozial bedenklich sind.

Das Thema Nachhaltigkeit birgt für Unternehmen und den Handel erhebliches Potential und gilt als neuer Wachstumstreiber. „Aber es beinhaltet auch Sprengkraft. Es wird einerseits Wettbewerbsvorteile und Kundenzufriedenheit schaffen, auch Umsätze mittel- und langfristig steigern, aber andererseits rigoros Firmen und deren Produkte durch Kaufenthaltungen und in den sozialen Netzwerken ‚abstrafen’. Das haben abschreckende Beispiele bei einigen Discountern in der letzten Zeit bewiesen“, sagt Philipp Depiereux, Geschäftsführer des Nachhaltigkeitsdienstleisters One Sustainability in München.

Trotz ausgeprägter Preissensibilität deutscher Verbraucher und preisaggressiver Vertriebsformen auf Seiten des Handels setzt sich zunehmend ein Wandel durch. Egal ob Fachhandel, Supermarkt, Warenhaus oder Discounter – nur wer als Handelsunternehmen im Verdrängungswettbewerb die strategischen Chancen eines auf Nachhaltigkeit setzenden Konzepts erkennt, wird sich am Markt durchsetzen.

Diese Entwicklung betrifft Handel und Hersteller von Konsumgütern gleichermaßen, deren Dienstleister sowie die gesamte Zulieferkette (Supply Chain) des Handels – von der Logistik bis hin zur Verpackung. Als Schnittstelle zum Kunden werden die Händler ihr Sortiment kritisch hinterfragen und die gesamten eigenen Firmenprozesse zukünftig auf Nachhaltigkeit ausrichten. Damit muss der Handel seine Lieferkette zwangsläufig auf den Prüfstand stellen. „In diesem gesamten Prozess kommt dem Handel bedingt durch seine Sortimentsfunktion eine besondere Verantwortung zu, die er im Interesse des Verbrauchers ergreifen muss: Denn der Handel bündelt das Angebot für den Kunden und ist damit erster Ansprechpartner für kritische Fragen zu nachhaltigen Produkten und Prozessen“, fasst Hedde zusammen.

Nachhaltigkeit ist Chefsache. Viele produzierende Unternehmen entlang der Supply Chain haben bereits begonnen, ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot zu „überdenken“. Die Chancen auf mehr Wachstum funktionieren nur dann, wenn Konsumgüterindustrie und Handel mit einem umfassenden Konzept ihre Produkte sowie ihre gesamten Unternehmensprozesse und Zulieferketten auf Nachhaltigkeitskriterien überprüfen und abstimmen. Der Blick ins Ausland zeigt, dass in Ländern wie Großbritannien oder den USA Nachhaltigkeitsstrategien schon weit verbreitet sind. Und in Frankreich wurde bereits in 2009 (Grenelle Initiative) ein nationales Programm für die nachhaltige Entwicklung gesetzlich festgelegt. In Deutschland stellen die Experten des IBH hingegen Nachholbedarf fest.

Die aktuelle Studie will Antworten geben auf die wesentlichen Fragen für eine erfolgreiche Nachhaltigkeitsstrategie. Die detaillierten Ergebnisse stehen in Form eines Branchenreports in elektronischer Form zur Verfügung, der zu einem Preis von 565,25 Euro (inkl. MwSt) als PDF-Dokument erworben werden kann.

Die IBH Retail Consultants GmbH ...

... zählt in Deutschland zu den führenden Einrichtungen für Marktstudien und Strategieberatung für den Handel sowie für Hersteller von Konsumgütern. Die Tochter des renommierten Instituts für Handelsforschung GmbH (IfH) mit Sitz in Köln kann dazu auf eine Datenbank zurückgreifen, die praxisorientierte Marktstudien für über 60 Branchen umfasst.

Die One Sustainability GmbH ...

... mit Sitz in München entwickelt Nachhaltigkeitslösungen mit dem Schwerpunkt auf mittelständischen Unternehmen, zählt daneben aber auch Großunternehmen aus den Segmenten Handel, Finanzdienstleistung und industrielle Fertigung zu ihren ersten Kunden. Im Mittelpunkt stehen Nachhaltigkeitsdienstleistungen auf Basis internationaler Reporting-Standards der Global Reporting Initiative (GRI) und des United Nations Global Compact (GC)-Katalogs.

www.ibhkoeln.de

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