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Die Marke steht im Vordergrund

Zum 1. April haben die Bifab und der Heye Verlag die Holding Kalenderverlag KVH GmbH gegründet. Wir sprachen mit den Geschäftsführern Michael Bork und Michael Gilles über die Hintergründe und Ziele des Joint Venture.

Die Gründung einer gemeinsamen Holding ist ein grundlegender Schritt in jeder Firmengeschichte. Was veranlasst selbständige Unternehmen wie Ihre beiden Verlage, diesen Weg zu gehen? Was sind die Hintergründe?

Michael Bork, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing der Heye Verlag GmbH
Michael Bork, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing der Heye Verlag GmbH

Michael Bork, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing der Heye Verlag GmbHBork: Es sind hier im Wesentlichen drei Gründe anzuführen: Erstens wollen die beiden stärksten Kalenderanbieter ihre marktführende Position weiter ausbauen. Zweitens wollen wir dabei auch die strukturellen Veränderungen im Handel begleiten, und drittens ging es für die Gesellschafter des Heye Verlags, Claudia Knauss, Jürgen Knauss und Peter Keil, auch darum, den Verlag für die Zukunft erfolgreich aufgestellt zu wissen. Mit der Bifab und deren Kalendermarken hat sich hier ein adäquater Partner gefunden. Die Menschen, die Marken und die Perspektiven passen sehr gut zusammen.

Gilles: Sinn und Zweck einer Holdingstruktur ist es ja unter anderem, dass die Eigenständigkeit der Töchter erhalten bleibt – so auch bei uns. Durch den zukünftig gemeinsamen Weg sichern wir uns nicht nur einen deutlichen Vorsprung vor den übrigen Mitbewerbern, sondern können nun auch viele Dinge gemeinsam angehen und Synergien nutzen.

Welche Synergieeffekte erwarten Sie?

Bork: Die Holding hat es sich zur Aufgabe gemacht, in den Bereichen Programm, Vertrieb und Finanzen sinnvolle Wege der Zusammenarbeit zu entwickeln, deren Effekte sich kurz- und langfristig einstellen werden. In den nächsten Wochen und Monaten werden Projektgruppen tagen, um die Optimierungspotentiale in allen Bereichen zu erarbeiten.

Gilles: Wir sind bereits mitten in einer sehr umfangreichen Analysephase, in der diese Synergieeffekte erarbeitet werden. Dabei kristallisieren sich viele positive Dinge heraus, die sogar noch über das Kalendergeschäft hinausgehen: Heye gehört beispielsweise zu den wichtigsten Puzzleherstellern in Deutschland, so dass sich hier auch für Weingarten neue Möglichkeiten ergeben könnten. Ansonsten diskutieren wir über Maßnahmen im Bildeinkauf, in der Produktion, im Marketing und vieles mehr.

Und welche Vorteile können Sie dem Handel versprechen?

Gilles: Wir können dem Handel versprechen, noch mehr als bisher ein wichtiger Partner zu sein, der nun wirklich die gesamte Bandbreite im Kalendergeschäft abdeckt und viele interessante Leistungen aus einer Hand anbieten kann. Mit einem Angebot von rund 1000 verschiedenen Titeln sind wir in der Lage, für jeden Kunden maßgeschneiderte Lösungen zu finden. Ebenso wird es uns dieses Joint Venture ermöglichen, mit unseren Kunden gegen den allgemeinen Trend im letzten Jahr weiter zu wachsen.

Bork: Kurz: Die Spitzenmarken kommen künftig aus einem Haus. Wir wollen dem Handel unter dem Dach der KVH das beste und erfolgreichste Kalenderprogramm liefern. Mit leistungsstarken Vertriebsmannschaften und einem effizienten Kalenderservice.

Harenberg, Heye, Weingarten … Machen so viele Kalendermarken unter einem Dach überhaupt Sinn? Besteht nicht die Gefahr der Kannibalisierung? Und bleiben auch die Danilo- und Mohn-Kalender aus dem Heye-Vertriebsprogramm mit dabei?

Bork: Alle genannten Marken zeichnen sich durch ein klares Profil ab, und jede Marke hat ihre überzeugende Kernkompetenz. Denken Sie an die Wissenskalender von Harenberg, die Kunst von Weingarten oder die Themen Entertainment und Humor aus dem Hause Heye. Wir sind davon überzeugt, dass sich alle Marken ergänzen oder befruchten, aber nicht kannibalisieren werden. Von Heye werden auch weiterhin die Kalender-marken Mohn und Danilo geliefert. Mit den Programmverantwortlichen in der KVH, Claudia Knauss, Ute Edda Hammer und Michael Gilles, ergibt sich eine Programmkompetenz, die es in dieser zentralisierten Form noch nicht gegeben hat.

Gilles: Die Bündelung der Marken unter einem Dach macht auch aus unserer Sicht auf jeden Fall Sinn. Marken bieten dem Kunden Orientierung, dazu zählen auch Danilo und Mohn. Und eine Kannibalisierung vermeiden wir dadurch, dass wir die einzelnen Marken zukünftig noch stärker profilieren und voneinander abgrenzen und somit klare und optimierte Titelstrukturen in den einzelnen Bereichen schaffen werden.

Die Marken des Bibliographischen Instituts sind ja schwerpunktmäßig im Warenhausbereich und im Buchhandel zu Hause. Sollen jetzt auch noch andere Vertriebskanäle angesprochen werden? Und wie wird der Vertrieb der verschiedenen Markenprogramme organisiert?

Gilles: Durch die Zusammenarbeit mit Heye eröffnen sich uns sicherlich einige Möglichkeiten. Wir werden weiterhin aber sehr genau prüfen, welche Marke für welchen Vertriebsweg geeignet ist. Die bisherigen Vertretermannschaften bleiben erhalten, das heißt, es gibt weiterhin getrennte Außendienste für die Programme von Heye und vom Kalenderverlag, die jedoch enger zusammenarbeiten werden.

Bork: Die bestehenden Vertriebsorganisationen werden, wie bereits gesagt, weiterhin eigenständig am Markt agieren. Natürlich werden wir gemeinsam prüfen, ob sich auch die Kalender von Harenberg und Weingarten für neue Absatzmärkte, die Heye heute schon bedient, eignen. Aber das werden wir im Rahmen der Möglichkeiten und der Markenführung sehr sorgfältig abwägen.

Welche Rolle wird in Zukunft das Direktgeschäft mit den Industriekalendern spielen?

Michael Gilles, Geschäftsführer der Kalenderverlag KVH GmbH
Michael Gilles, Geschäftsführer der Kalenderverlag KVH GmbH

Michael Gilles, Geschäftsführer der Kalenderverlag KVH GmbHGilles: Für diesen Vertriebsweg gibt es ja bereits eine eigene Tochtergesellschaft bei uns, die „Weingarten Promotion Service“, die unser Programm seit vielen Jahren erfolgreich anbietet und die mit den Titeln von Heye das Portfolio nun deutlich erweitern kann. Insgesamt bleibt das Industriegeschäft weiterhin ein schwieriger Markt, auf dem wir aber unseren Wachstumskurs konsequent verfolgen werden.

Bork: Gemeinsames Ziel ist es ja unter anderem, diesen Geschäftsbereich auszubauen. Hier werden ebenfalls Kompetenztransfers entstehen, die für beide Seiten nützlich sind. Mit dem gesamten Angebotsportfolio und den Möglichkeiten für B2B-Sonderproduktionen blicken wir für diesen Geschäftsbereich daher sehr optimistisch nach vorn.

Und wie beurteilen Sie die Nachfrage der Privatverbraucher? Zeichnen sich hier Trends ab, etwa in Richtung „Billig-Kalender“? Oder werden generell weniger Kalender gekauft?

Bork: Die Kalendernachfrage des Privatverbrauchers haben einige Anbieter in den letzten Jahren mit ihren Broschur-Dumpings leider in die Billigzone gelenkt. In der Tat gibt es aber eine Trendwende, und der Verbraucher besinnt sich zunehmend auf Qualität und ist bereit, für seinen Lieblingskalender auch einen angemessenen Preis zu be-zahlen. Und das sollte auch im Sinne des Handels sein.

Gilles: Diese Beobachtung haben wir auch gemacht. Kalender sind zwar insgesamt sehr konjunkturresistent, mit dem derzeitigen Aufschwung werden aber auch wieder mehr hochpreisige Kalender gekauft. Mit dem Kalendergeschäft in der letzten Saison sind wir trotz etwas höherer Remissionen zufrieden und können auch jetzt schon wieder rege Vorbestellungen aus dem Handel verzeichnen.

Wie dürfen wir uns den Marktauftritt der Holding bzw. der einzelnen Verlage in Zukunft vorstellen, zum Beispiel auf der Buchmesse in Frankfurt?

Bork: Fest steht, dass die einzelnen Kalendermarken sich weiterhin eigenständig im Markt präsentieren werden. Wir werden aber genau überprüfen, wo gemeinsame Dinge Sinn machen und wo nicht. In den Bereichen Messen oder Verkaufsförderung wird es sicher schon kurzfristig zu gemeinsamen Aktivitäten kommen. Für die kommende Buchmesse in Frankfurt 2008 sind allerdings die Planungen schon weit fortgeschritten, daher glaube ich, dass ein gemeinsamer Auftritt frühestens 2009 möglich ist. Allerdings stehen sowohl der Kalenderverlag als auch Heye in Halle 3.0 in Sichtweite recht nah beieinander.

Gilles: Wie bereits erwähnt, steht bei uns nicht die Holding im Vordergrund, sondern die einzelne Marke mit ihrer jeweiligen Ausrichtung und Zielgruppe. Wir werden versuchen, unsere Werbe- und Marketingmaßnahmen möglichst bald zu bündeln. Und vielleicht wird es tatsächlich schon gemeinsame Aktivitäten zur Buchmesse geben. Ansonsten befinden wir uns ja in Sichtweite voneinander.

Wie schätzen Sie die strukturelle Entwicklung des Kalendermarktes auf der Handelsseite (Großflächen/Ketten) ein? Und wie werden Sie als Kalender-Lieferant reagieren?

Bork: Die strukturellen Veränderungen im Buchhandel sind unübersehbar und folgen den Konzentrationsentwicklungen, die in anderen Branchen längst stattgefunden haben. Mit dem Joint Venture werden wir diesen Prozess als potenter Partner begleiten, aber auch für den unabhängigen Buchhändler der wichtigste Kalenderlieferant bleiben. Die Warengruppe Kalender hat in den letzten Jahren für den Buchhandel eine sehr erfolgreiche Entwicklung genommen. Gleiches gilt auch für den PBS-Handel. Mit der Holding KVH wollen wir diese Entwicklung weiter vorantreiben.

Gilles: Wir beobachten die verstärkte Konzentration auch schon länger sehr genau. Durch das Zusammengehen mit Heye sind wir in der Lage, diesen Prozessen auf gleicher Augenhöhe begegnen zu können. Gleichzeitig wollen wir aber auch sehr eng mit dem klassischen Mittelstand arbeiten.

www.bifab.de, www.heye-verlag.de

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