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Lippenstift in der Grundschule

Die Kinder der Stars machen es vor; bereits im Vorschulalter entspricht ihr Outfit dem ihrer Eltern. Wir haben bei zwei namhaften Herstellern nachgefragt, wie sich diese Entwicklung auf den Markt für Schulranzen auswirkt.

Das Erscheinungsbild von Kindern und Erwachsenen scheint sich immer mehr anzunähern. Entsprechend geht auch bei Schulranzen der Trend langsam zu Motiven, die nicht mehr ganz so bunt und kindlich sind.
Das Erscheinungsbild von Kindern und Erwachsenen scheint sich immer mehr anzunähern. Entsprechend geht auch bei Schulranzen der Trend langsam zu Motiven, die nicht mehr ganz so bunt und kindlich sind.

Die Fragen

1. Das Outfit von Kindern entspricht immer häufiger dem von Erwachsenen. Zudem setzt bei Mädchen und Jungen die Pubertät immer früher ein. Inwieweit beeinflusst diese Entwicklung die Nachfrage nach Schulranzen und Rucksäcken?

2. Bei der Kaufentscheidung waren in der Vergangenheit neben dem Design vor allem ergonomische Aspekte relevant. Wohin geht der Trend?

3. Welche Unterstützung können Sie dem Fachhandel in diesem Zusammenhang bieten?

Das Erscheinungsbild von Kindern und Erwachsenen scheint sich immer mehr anzunähern. Nicht selten tragen Fünfzigjährige Piercings oder Tatoos und Kleinkinder die Labels der Großen. Immer häufiger legt der Nachwuchs bereits im Kindergarten großen Wert auf Mode und Trends. Zudem setzt die Pubertät durchschnittlich deutlich früher ein als noch vor 100 Jahren. Eine amerikanische Studie zeigt, dass vor allem Mädchen heute zunehmend bereits im Alter von 7 Jahren in diese Entwicklungsphase eintreten. Damit einher geht zumeist der Wunsch, sich von der kindlichen Konsumwelt zu distanzieren und in die Welt der Erwachsenen einzutreten. Im folgenden Interview erklären die Geschäftsführer von Sternjakob und Steinmann Lederwaren, Dieter Liebler und Thomas Prechtel, welche Konsequenzen sich daraus für die Vermarktung von Schulranzen und Rucksäcken ergeben.

Dietler Liebler, Geschäftsführer Sternjakob, Frankenthal

Dieter Liebler, Geschäftsführer Sternjakob in Frankenthal: Wir berücksichtigen seit Jahren die Folgen dieses Akzelerationsprozesses.
Dieter Liebler, Geschäftsführer Sternjakob in Frankenthal: Wir berücksichtigen seit Jahren die Folgen dieses Akzelerationsprozesses.

1. Wir berücksichtigen seit Jahren die Folgen dieses Akzelerationsprozesses. Bei „Scout“ wie bei „4You“ achten wir genau auf die jeweiligen Präferenzen der Zielgruppe. Wir laden sie zu uns ein, lassen Zielgruppeninterviews führen, gehen in Schulen und Kindergärten. Bei der Produkt- und Designentwicklung beziehen wir ebenfalls die Zielgruppe mit ein. Unsere Produkte werden seit Jahrzehnten geliebt und unverändert stark nachgefragt. Solange das so bleibt, gehe ich davon aus, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.

2. Die eine Frage stellt sich den Kindern, die andere den Eltern. Wir verwenden viel Geld und Engagement beiden zu dienen, mit Produkten die gefallen und die die ergonomischen Anforderungen erfüllen. Wir arbeiten mit der Universität Saarbrücken, der Kinderorthopädie des Klinikums Aachen und weiteren Spezialisten aus den Bereichen Anatomie und Physiologie eng zusammen, dies um den Eltern ein Höchstmaß an Sicherheit, das Richtige für ihr Kind zu tun, zu geben. Der Trend geht zur weiteren Verfeinerung dieser Anstrengungen. Das Ziel kann nur sein: Das Beste für Kind und Eltern.

3. Unsere Grundlagenforschungen und die Umsetzung der Erkenntnisse sind eine herausragende Unterstützung. Wir veröffentlichen diese im Internet und geben sie schriftlich als „Trag Bei“ und „PhysioTool“ heraus. Diese Infohefte stehen auch den Fachhändlern zur Verfügung. Weiter bilden wir das Personal des Handels auf Schulungsveranstaltungen aus und informieren auch durch geschulte Kräfte auf Schulranzenmessen.

www.scout.de

Thomas Prechtel, Geschäftsführer Steinmann Lederwaren, Nürnberg

1. Bei Einzuschulenden, die sich ja im Alter zwischen fünf und sieben Jahren befinden, ist die Pubertät noch meilenweit entfernt. Zwar geht der Trend eindeutig zu Motiven, die nicht mehr ganz so bunt und kindlich sind. Das liegt jedoch weniger an den Kindern, sondern eher am vorausschauenden Denken der Eltern, die beim Kauf des Schulranzens sicherstellen wollen, dass er dem Kind auch nach ein paar Jahren Schulzeit noch gefällt. Wenn Kinder in diesem Alter ohne Einfluss der Eltern entscheiden, liegt die Präferenz eindeutig auf sehr bunten Schulranzen.

2. Die Ergonomie eines Ranzens ist immer noch extrem wichtig. Daher kommt auch dessen Eigengewicht nach wie vor eine große Bedeutung zu: Je leichter ein Schulranzen ist, umso angenehmer ist er im Schulalltag zu tragen. Allerdings: Die Gewichtsersparnis darf nicht auf Kosten der Stabilität gehen. Wenn der Schulranzen im Gebrauch eine zu geringe Eigenstabilität aufweist, sich gar durch die Bepackung verformt und schwere Bücher „durchhängen“, ist es mit der Ergonomie nicht mehr weit her. Daher empfehlen wir, neben dem geringen Gewicht immer auch auf die hohe Eigenstabilität eines Schulranzens zu achten.

3. Primär unterstützen wir den Fachhandel natürlich durch abverkaufsstarke Produkte: ergonomisch ausgereifte Ranzen, die zwischen 800 und 900 Gramm wiegen und deren Motive die Traumwelten der Kinder widerspiegeln – in einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis und verbunden mit einem sehr guten Kundenservice. Den Abverkauf forcieren wir einerseits durch massive Endverbraucherwerbung mit dem Kommunikationsschwerpunkt Gewicht – und am Point of Sale unterstützen wir den Handel mit hochwertigen Verkaufsförderungs-Hilfen wie aufmerksamkeitsstarken Dekorationen und informativen Endverbraucherbroschüren.

www.der-die-das.de

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