BusinessPartner PBS

„Abgrenzung durch das Besondere“

Lifestyle-Produkte und Krise – geht das? BusinessPartner PBS hat bei Handel und Industrie nachgefragt, welche Kundengruppen designorientierte Sortimente ansprechen und wie sich Lifestyle-Produkte richtig vermarkten lassen.

Die Fragen:

1. Wie wichtig ist es, Lifestyle- und designorientierte Produkte anzubieten? Welche Kundengruppen sprechen diese Produkte besonders an?

2. Krise und Lifestyle-Produkte – geht das? Wie entwickelt sich aktuell die Absatzsituation? Wie lassen sich Lifestyle-Produkte gezielt und erfolgreich vermarkten?

Heinz Rückerl,Geschäftsführer, Kaut-Bullinger Einzelhandel, München

1. Kaut-Bullinger betreibt Fachgeschäfte an insgesamt acht Standorten. An jedem Standort sehen wir uns als das ambienteorientierte Bürofachgeschäft. Hochwertige Lifestyle-Produkte stehen bei uns das ganze Jahr im Fokus, und wenn man den Umsatz betrachtet, liegen wir durch diese Strategie deutlich über dem Branchenschnitt. Faktoren hierfür sind sicher die Standorte der einzelnen Ladengeschäfte, aber auch die ausgewählten Sortimente, starke Marken und Lieferanten. Darüber hinaus spielt gerade beim Thema Lifestyle-Produkte die Produktpräsentation eine Rolle. Neben themenorientierten Tischen nutzen wir hierfür vor allem unsere Schaufenster, die schon nach außen unser hochwertiges Ambiente signalisieren.

2. Die aktuelle Krise ist die erste, die auch Premiumkäufer erreicht hat. Von daher merken wir einen leichten Nachfragerückgang und eine gewisse Kaufzurückhaltung. Dennoch: Gerade die Käuferschichten, die Premium- und Lifestyle-Produkte nachfragen, sind die Ersten, die nach einer solchen Krise wieder Geld haben und zurückkommen. Es wäre eindeutig die falsche Strategie, in einer solchen Situation die Preise zu senken oder, noch schlimmer, auf Billigprodukte zu setzen. Um hochwertige Produkte zu vermarkten, braucht man ein entsprechendes Konzept für seinen Laden und muss seine Zielgruppe kennen. Die Präsentation der Produkte ist das A und O. Darüber hinaus ist aber auch das Image des Ladens ein wichtiges Erfolgskriterium, das sich nicht von heute auf morgen aufbauen lässt. Wenn ein Kunde den Namen Kaut-Bullinger hört, muss er sofort ein klares Bild vor Augen haben.

www.kabuco.de

Andrea Berting, Product Marketing Manager Hardware, Microsoft Deutschland, Unterschleißheim

1. Lifestyle- und designorientierte Produkte sind heute ein absolutes Muss. Die graue Maus als PC-Anhängsel ist out. Kunden achten immer bewusster, auch bei Peripherie, auf Produkte, die individuelle Ansprüche erfüllen. Dabei geht es nicht nur um Farbe oder Form – auch moderne Technologien sind ein Entscheidungskriterium. Beispielsweise für diejenigen, die viel unterwegs arbeiten. Denn auch Mobilität ist ein Lifestyle. Letztlich können Lifestyle-Produkte jeden ansprechen, wenn sie neben Design auch umfassende Funktionen bieten. Natürlich fühlt sich eine junge Zielgruppe von einer bunten Maus eher angesprochen als die ältere Generation. Wenn die Maus dank Blue-Track-Abtasttechnologie auf fast allen Oberflächen funktioniert, ist sie eben auch als stylischer Business-Begleiter geeignet.

2. Krise und Lifestyle-Produkte – natürlich geht das, Lifestyle heißt ja nicht automatisch teuer. Ganz im Gegenteil, gerade wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, favorisieren viele Kunden ein Design-Produkt. Bei uns ist das Peripherie-Geschäft trotz Krise stabil. Das hängt mit dem Wachstum des Notebook-Markts zusammen. Zu einem schicken Notebook will der Kunde passendes Zubehör. Wir bieten hier ein umfangreiches Portfolio, das neben Technik- auch Design-Wünsche erfüllt. Die Kombination aus moderner Technik, Bedienkomfort und Design unserer Lifestyle-Produkte ist es, die unseren Fachhändlern eine erfolgreiche Vermarktung ermöglicht.

www.microsoft.com

Dirk-Olaf Stroessel, Geschäftsführer, JF. Carthaus, Bonn

1. Will man sich im hart umkämpften PBS-Markt etwas abheben und eine eigene Positionierung finden, ist es unumgänglich, das „Besondere“ anzubieten. Interessanterweise stellen wir vermehrt fest, dass diese Produkte nicht mehr nur ausschließlich von der „gehobenen Klientel“ nachgefragt werden.

2. Es gibt offensichtlich ein Bedürfnis, sich gerade in der Krise an dem Nicht-Alltäglichen zu erfreuen. Wir haben allerdings mit unseren Investitionen in diesem Jahr auch langfristig darauf gesetzt, dass Lifestyle und Design für jeden etwas bietet und bedeutet. Dabei muss und darf Lifestyle und Design nicht zwangsläufig mit teuer und unerschwinglich gleichgesetzt werden. Somit können wir erfreulicherweise in diesem Segment eine positive Entwicklung verzeichnen. Die Vermarktung muss über die relevanten Marketing-Kanäle laufen, die ein Umfeld bieten, das jeden potenziellen Kunden anspricht. Also ist das regionale Lifestyle-Magazin ebenso wichtig wie die Präsentation im Internet oder die Tageszeitung.

www.carthaus.de

Werner Bögl, Geschäftsführer Sigel, Mertingen

1. Generell kann die Frage, ob wichtig oder nicht wichtig, nicht beantwortet werden. Es ist eine Sache der Ausrichtung. Nicht jeder kauft Design oder Lifestyle. Wichtig ist es, sich die Frage zu stellen: Wer ist meine Zielgruppe, auf wen fokussiere ich mich? Die Zielgruppe für Design- und Lifestyle-Produkte ist aus Markenhersteller- und Handelssicht sehr attraktiv, da sie zum einen über ein höheres Nettoeinkommen verfügt und zum anderen eine starke Konsumorientierung hat. Die Lifestyle-Zielgruppe kauft, was ihre Individualität unterstreicht, und sucht Produkte, die ihr die „Abgrenzung durch das Besondere“ ermöglichen.

2. Die Krise hat viele Bereiche hart getroffen, sogar das Segment „Luxus“ musste starke Rückgänge hinnehmen. Das „Premium-Segment“ hielt sich dagegen stabil und ist sogar in einigen Branchen gewachsen. In Krisenzeiten fokussiert sich der Kunde auf Qualität und Marke. Wir sind mit den Abverkäufen, mit den vor kurzem eingeführten Style-Produkten, zufrieden und erwarten in dieser Produktkategorie weitere Steigerungen. Aktuell laufen im Vorweihnachtsgeschäft verschiedene Online-Kampagnen. Das erste Feedback darauf ist durchwegs positiv. Bei der Vermarktung von Sigel-Style-Produkten setzen wir ab 2010 verstärkt auf crossmediale Kampagnen, die speziell auf die Zielgruppe ausgerichtet sind. Wir sind davon überzeugt, dass der Fachhandel davon profitieren wird.

www.sigel.de

Verwandte Themen
Laut einer Befragung des Digitalverbands Bitkom will eine Hälfte Routinearbeiten an die KI abgeben, die andere Hälfte lehnt das ab. (Bild: Shutthiphong Chandaeng/iStock/Getty Images)
Beschäftigte sind geteilter Meinung beim Einsatz von KI weiter
Die Epson-Umfrage unter den Beschäftigten des öffentlichen Sektors in Deutschland ergab, dass aufgrund ineffizienter interner Abläufe Mitarbeiter mancher Bereiche pro Monat fast einen ganzen Arbeitstag verlieren.
IT der öffentlichen Hand nicht immer „up to date“ weiter
Ergebnisse der ifo-Konjunkturumfrage im deutschen Einzelhandel: Drei Viertel der Händler sind von Lieferproblemen betroffen. (Bild: ifo)
Einzelhändler befürchten Lieferprobleme bis Mitte 2023 weiter
bevh-Studie zur Entwicklung des Online-Handels: dauerhaft mehr E-Commerce beim „täglichen Bedarf“. (Bild: bevh)
Online-Handel legt wieder deutlich zu weiter
Leitz-Umfrage zeigt klaren Trend fürs Home-Office. (Bild: g-stockstudio  / iStock / Getty Images Plus)
„Mehr Home-Office als in den letzten zehn Jahren“ weiter
Aufgrund der Corona-Pandemie arbeiten deutlich mehr Mitarbeiter im Home-Office. (Bild: gpointstudio/iStock/GerttyImages)
Verbreitung von Home-Office nimmt deutlich zu weiter