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Des einen Leid, des anderen Freud

Der viele Jahre erfolgverwöhnte Kalendermarkt steht mitten im Veränderungsprozess. Mit Niels Meyne, Geschäftsführer Korsch Verlag, sprachen wir über die aktuelle Situation und die Erwartungen für die kommende Saison.

Kalender müssen gezeigt werden, damit der Abverkauf funktioniert: Beispiel Kalender-Präsentation auf der Buchmesse
Kalender müssen gezeigt werden, damit der Abverkauf funktioniert: Beispiel Kalender-Präsentation auf der Buchmesse

Kalender müssen gezeigt werden, damit der Abverkauf funktioniert: Beispiel Kalender-Präsentation auf der BuchmesseHerr Meyne, die Wirtschaftskrise ist zu einem beherrschenden Thema geworden. Wie sind Ihre Einschätzungen für den Kalendermarkt und die kommende Kalendersaison?

Bisher sieht es so aus, als ob der Einzelhandel glaubt, dass Kalender von einer Krise nicht so stark betroffen sind. Das ist auch meine Einschätzung und meine Erfahrung aus den vergangenen Rezessionen. Auch unsere bisherigen Auftragseingangszahlen bestätigen dies. Allerdings wird der Kunde etwas preissensibler, d.h. teure Kalender werden eventuell ein Problem haben.

Das Geschäft mit den Privatkunden ist die eine Seite der Medaille. Wie beurteilen Sie die Nachfrage im gewerblichen Bereich, wo derzeit in vielen Firmen der Rotstift angesetzt wird?

Werbekalender werden in der Tat ein Problem bekommen, hier rechnen wir mit Einbrüchen. Dadurch werden aber weniger Kalender verschenkt. Viele Verbraucher müssen sich dann die entsprechenden Kalender im Einzelhandel kaufen. Des einen Leid ist also des anderen Freud.

Die Kalenderverlage haben über Jahre von einem anhaltenden Wachstum profitiert. Warum hat sich Ihrer Meinung nach die Verlagslandschaft dennoch nahezu komplett gewandelt?

Geht von einer weiteren Konzentration im Handel aus: Niels Meyne, Geschäftsführer Korsch Verlag in Gilching bei München
Geht von einer weiteren Konzentration im Handel aus: Niels Meyne, Geschäftsführer Korsch Verlag in Gilching bei München

Geht von einer weiteren Konzentration im Handel aus: Niels Meyne, Geschäftsführer Korsch Verlag in Gilching bei MünchenDie „Kalender“-Verlagslandschaft war lange Jahre eine Veranstaltung für kleine und mittlere, inhabergeführte Verlage. Die besseren haben schlecht bis mäßig verdient und ständig Probleme mit der Finanzierung gehabt. Jeder Kalenderjahrgang wird 1,5 bis zwei Jahre lang vorfinanziert, bevor der Einzelhandel zahlt. Das Marktvolumen insgesamt ist nicht groß. Eher zufällig, beim Kauf von Brockhaus, bekam die Langenscheidt-Gruppe dann einen Verlag in die Hand, der nebenher auch Kalender machte. Da dieser Markt als Wachstumsmarkt galt, wurde von dieser Basis aus für sehr viel Geld zugekauft: Harenberg, Weingarten, Heye. Der gleiche Grund veranlasste auch den DuMont-Konzern, seine zehn Kalender zu einem Verlag mit fast 200 Titeln aufzubauen. Auch dies hat sehr viel Geld gekostet und ging nur auf Kosten der Konditionen. Insgesamt wurde dadurch für alle die Rentabilität schlechter. Beide Konzerne sind mit ihrem Engagement eher unzufrieden, können sich aber nicht mehr ohne große Verluste zurückziehen. Langenscheidt hat diesen Schritt jetzt aus anderen Gründen gemacht. Ein weiterer Grund ist natürlich die massive Konzentration im Handel, speziell im Buchhandel und in den Nebenmärkten. Hier werden auf Dauer nur noch die größeren Gruppen mithalten können. Ich gehe daher von einer weiteren Konzentration aus.

In den vergangenen Jahren hat sich der Durchschnittspreis pro verkauftem Kalender deutlich nach unten bewegt. Hält die Entwicklung weiter an und was bedeutet dies für die Verlage und den Handel?

Die „Geiz ist geil“-Mentalität war in den letzten Jahren stark verbreitet. Den Kalender hat es aber leider besonders getroffen, da hier zwei Billiganbieter am Markt waren, die Kalender zu unmöglichen Preisen in den Markt geschossen haben. Beide Anbieter sind mittlerweile insolvent, die Preise blieben aber auf einem sehr niedrigen Niveau. Sowohl für Verlage als auch für den Handel bedeutete dies Umsatz- und Renditeprobleme. Meine Einschätzung ist die, dass der Handel mittlerweile zur Einsicht glangt ist, dass dies kein Zukunftsmodell ist. Ich gehe also für die nahe Zukunft von stabilen, vielleicht sogar leicht steigenden Preisen aus.

Neben der Verlagsseite ist auch die Handelslandschaft mächtig in Bewegung, wie die Beispiele Woolworth und Hertie zeigen. Welche Auswirkungen sehen Sie für die Kalender-Distribution?

Ihre beiden Beispiele sind ein sehr großes Problem. Da der Kalender oft ein Mitnahmeprodukt ist, muss er bei möglichst vielen Händlern in Lauflage ausgestellt werden. Kalender, die nicht gezeigt werden, können auch nicht verkauft werden. Einen Händler zu ersetzen ist fast unmöglich. Ausfälle werden direkt auf den Kalendermarkt durchschlagen. Ich denke, wer sich als Einzelhändler jetzt auf den Kalender konzentriert, der wird von dieser Entwicklung profitieren.

Der Korsch Verlag hat sich bislang als Konstante im Kalendermarkt etabliert. Wie reagiert Ihr Unternehmen auf die Veränderungen?

Wir sind ein solides Unternehmen, das seit Jahren an den Marktentwicklungen überproportional teilnimmt. Wir konzentrieren uns auf den Kalender und passen uns den Entwicklungen an. Wir haben eins der am besten verkäuflichen Programme in Deutschland, einen sehr schlagkräftigen Service und Außendienst und sind in der Lage, zu wirklich attraktiven Konditionen anzubieten. Ich denke, dass jetzt auch die konzerngeführten Kalenderverlage mit ihrem Kalendergeschäft Geld verdienen müssen. Die Eigentümer wollen und können wohl kein weiteres Geld in diesen Geschäftszweig investieren. Damit sind für mich gleiche Voraussetzungen geschaffen. So lange dies so bleibt, wird sich unser Unternehmen sicherlich im Kalendermarkt hervorragend schlagen.

www.korsch-verlag.de

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