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Design versus Sicherheit

Die Verkaufsargumente für Schulranzen bewegen sich im Spannungsfeld Design – Sicherheit – Ergonomie. Wir fragten führende Hersteller nach ihren Produkt- und Marketing-Strategien.

Die Fragen: 1. Die junge Zielgruppe wählt dessinorientiert, die Eltern eher sicherheitsbewusst. Was tun Sie, um beiden Ansprüchen gerecht zu werden?

2. Die Design-Ranzen und -Rucksäcke entsprechen häufig nicht in allen Punkten der DIN 58 124. Sind sie deshalb wirklich unsicher, gefährlich, gesundheitsgefährdend?

3. Welche Argumente können Sie dem Fachhändler an die Hand geben, damit er sich auf diesem „Glatteis“ sicher bewegen und seine Kunden gut beraten kann?

Claudia M. Krause, Geschäftsführerin Thorka, Hainburg:

1. McNeill, die modische Schultasche, spricht die Herzen der Kinder an. Sie verlieben sich in die verschiedensten Dessins. Das Dessin steht für die Träume, Phantasien und Wünsche der Kinder. McNeill wird beiden Ansprüchen gerecht. Ein nach DIN 58124 hergestellter Ranzen muss zwei Sicherheitsmerkmale, der DIN-Vorschrift zufolge, erfüllen: eine Fläche von 20-prozentigem Anteil aus fluoreszierendem Material in Orange oder Gelb für den Tag und eine Fläche von 10-prozentigem Anteil aus retroreflektierendem Material der jeweiligen Sichtflächen für Dämmerung und Dunkelheit. Jede McNeill-Schultasche garantiert mehr als 10 Prozent retroreflektierende Fläche, dies durch den bekannten und auch beliebten retroreflektierende Doppelstreifen. McNeill überlässt die Entscheidung dem Kunden. Er kann wählen zwischen 21 verschiedenen Schultaschen in drei Modellen, die er im 5-teiligen Set nach DIN 58124, TÜV-geprüft, kaufen kann, und der ganzen McNeill-Kollektion, die ohne fluoreszierendes Material hergestellt sind, aber natürlich immer mindestens 10 Prozent retroreflektierendes Material haben und top-modisch sind. Modebewusste Kids und deren Eltern kaufen McNeill-Schultaschen ohne das fluoreszierende Material, damit ihre Kinder nicht wie „Müllmänner“ herumlaufen. 2. Bitte unterscheiden Sie zwischen Schulranzen und Rucksäcken. Für Rucksäcke gibt es keine DIN-Norm, nur für Ranzen bzw. Schultaschen, die für einzuschulende Kinder stets verwendet werden sollten. Er gibt in der Regel keine gesundheitsgefährdenden Schulranzen, da die Vorschriften für die Materialien allgemein bekannt sind. Schulranzen, die nicht in allen Punkten der DIN 58124 entsprechen, sind auch nicht gefährlich, wenn sie nur das eine Sicherheitsmerkmal der DIN-Vorschrift, nämlich 10 Prozent retroreflektierenden Flächenanteil, enthalten. Verantwortungslos ist es, wenn Hersteller auf das teure retroreflektierende Material verzichten oder noch nicht einmal 10 Prozent verwenden. Wenn fluoreszierendes Material in Orange oder Gelb fehlt, bietet dies nur etwas mehr passive Sicherheit! Das Kind kann ja sehen am Tage! Das fluoreszierende Material ist nur ein Schutz bei Tageslicht. 3. Für keinen Fachhändler, der Schulranzen verkauft, bedeuten diese beiden Sicherheitsmerkmale „Glatteis“. Jeder Händler weiß ganz genau, dass sich eine DIN-gerechte Schultasche, also mit fluoreszierendem und retroreflektierendem Material, viel schlechter verkaufen lässt als eine Schultasche nur mit retroreflektierendem Material. Hier wird durch das fluoreszierende Orange oder Gelb die Mode beschädigt.

www.mcneill.de

Thomas Prechtel, Geschäftsführer Steinmann Lederwaren, Nürnberg:

1. Sicherheit und schöne, kindgerechte Dessins sind keine Gegensätze. Unsere Designer entwerfen die Motive so, dass die bei DIN-gerechten Schulranzen erforderlichen orangefarbigen Sicherheitsflächen optimal integriert werden können und nicht störend wirken. 2. Es gibt ja nicht „die Sicherheit“, sondern mehrere Gradationen davon. Auch unsere nicht-DIN-gerechten Schulranzen aus der Kollektion „XLight“ bieten Sicherheit – durch die Ausstattung mit retroreflektierender Spezialfolie, die auftreffendes Licht sofort zurückwirft und damit insbesondere in Verkehrssituationen mit Beteiligung von Fahrzeug-Scheinwerfern für hohe Erkennbarkeit des Kindes sorgt. Die DIN-gerechten Schulranzen der Kollektionen „Fliegengewicht“ und „Fliegengewicht XS“ sind überdies noch mit fluoreszierenden Flächen in orangeroter Warnfarbe ausgestattet, die das Kind auch ohne direkt auftreffende Lichtquelle weithin sichtbar machen und damit die höchste Sicherheitsstufe bieten. 3. Sagen wir es ganz banal: Gut beraten ist ein Kunde dann, wenn er seine Bedürfnisse befriedigt bekommt. Der Fachhändler muss also zunächst einmal herausfinden, wo die Prioritäten des Kunden liegen. Bei ambivalenten Kunden kann oft der Hinweis auf die bei „Fliegengewicht“ und „Fliegengewicht XS“ konsequent gepflegte Farbharmonie den Ausschlag Richtung DIN-Ranzen geben (siehe Punkt 1). Wenn ein Kunde, ob Kind oder auch Elternteil, die orangefarbenen Flächen jedoch partout nicht will, hat es wenig Sinn, Bedrohungsszenarien heraufzubeschwören und über die Erzeugung eines schlechten Gewissens den Kauf eines DIN-gerechten Ranzens zu forcieren, der dann eigentlich nicht gefällt. In diesem Falle empfehlen wir den Griff zu einem unserer Schulranzen aus der Kollektion „XLight“, die mit retroreflektierenden Leuchtstreifen ausgestattet sind und in typischen Straßenverkehrssituationen hohe Sicherheit bieten.

www.derdiedas-ranzen.de

Dieter Liebler, Geschäftsführer Sternjakob, Frankenthal

1. Wenn der Ranzen den Eltern (Mutter) nicht gefällt, wird’s auch nichts mit dem Kauf. Die Kinder müssen ihre Welt in den Motiven und den Grundfarben wiederfinden, die Erwachsenen interessieren sich eher für den Gesamteindruck. Letztendlich sind sie zufrieden, wenn das Kind glücklich und stolz mit dem Neuerwerb den Weg zur Schule antritt. 2. Ein Ranzen, der die DIN erfüllt, ist auch ein Design-Ranzen, nur hat er eben ausreichend fluoreszierende und retroreflektierende Flächen. Der DIN-Ranzen bietet dem Kind eine zusätzliche passive Sicherheit im Straßenverkehr, auf dem Weg von und zur Schule. 3. Eine Top-Referenz ist nach wie vor die Stiftung Warentest. Scout hat die Testsieger, und das seit Jahren. Scout hat das breiteste DIN-Programm und liefert den höchsten Bekanntheitsgrad. Es gibt keinen Grund, an der Theke zu experimentieren, wenn es so einfach ist, den Kunden mit einer hervorragenden vorverkauften Marke zu beglücken.

www.sternjakob.de

Florian Furtner, Produktmanager Taschen, Hama, Monheim:

1. Mit unseren drei Modelllinien, „Sammies Optilight“, „Sammies Premium“ und „Step by Step“, sind wir in der glücklichen Lage, viele Ansprüche abzudecken. Eine Flut von unterschiedlichen Dessins ist dafür verantwortlich, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Das geht vom fotorealistischen Druck über hochwertige Stickereien bis hin zu lebendigen 3-D-Applikationen. Mit dem „Sammies Optilight“ haben wir auch eine DIN-Serie mit fluoreszierenden orangefarbenen bzw. signalgelben Flächen im Programm. Auch bei allen anderen Alternativen muss die Vernunft der Eltern nicht vor den modischen Trendansprüchen der Kinder zurückstecken. Verarbeitung, Gewicht, Ergonomie oder auch sicherheitsrelevante Reflexstreifen müssen immer stimmen. 2. Was in unserem Fall die Nicht-DIN-Modelle von den DIN-Modellen unterscheidet, ist allein das Fehlen der fluoreszierenden Flächen in Signalfarben. Darauf haben wir aus modischen Gründen verzichtet. Alle anderen Kriterien, wie beispielsweise Regendichtheit, Gewicht oder das Bestehen eines Falltests, sind ebenso wichtig und werden auch von unseren Ranzen erfüllt. 3. Weiterhin ist das wichtigste Argument beim Ranzenkauf, sich die nötige Zeit für das Kind zu nehmen und verschiedene Ranzenmodelle auszuprobieren. Nicht nur die Größe muss stimmen, dem Kind muss beispielsweise auch gezeigt werden, wie die Gurte richtig sitzen. Unsere „Sammies“-Modelle wurden vom Aktion Gesunder Rücken e.V. für besondere Rückenfreundlichkeit ausgezeichnet. Das AGR-Gütesiegel erhalten nur Produkte, die von einer unabhängigen Expertenkommission auf Herz und Nieren geprüft wurden. Zitat: „Die ergonomische Rückenpartie mit weicher Polsterung und tiefen Belüftungsrillen sowie die bananenförmigen Tragegurte reduzieren nämlich die Belastung für Schultern und Rücken auf ein Minimum.“

www.hama.de

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