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Alle bekommen gern Karten ...

... aber ist das Schreiben von Karten ebenso beliebt? Auf welches Verbraucherverhalten muss sich der Fachhandel einstellen? Günter Garbrecht von der A.V.G. (Arbeitsgemeinschaft der Verleger von Glückwunschkarten) betrachtet die aktuelle Situation im Markt.

Günter Garbrecht: „Glückwunschkarten sind quer durch alle Bevölkerungsschichten hoch angesehen.”
Günter Garbrecht: „Glückwunschkarten sind quer durch alle Bevölkerungsschichten hoch angesehen.”

Günter Garbrecht: „Glückwunschkarten sind quer durch alle Bevölkerungsschichten hoch angesehen.”Die Branche steht natürlich in Konkurrenz zu den vielfältigen neuen Kommunika-tionsmöglichkeiten heutzutage und leidet ein wenig unter dem nachlassenden Stellenwert der christlichen Feiertage, zu denen man traditionell mehr Karten verschickt. Doch sind Glückwunschkarten quer durch alle Bevölkerungsschichten hoch angesehen, kommentiert Garbrecht. Laut aktuellen GfK-Zahlen steigt die Bereitschaft, Glückwünsche per Karte zu übermitteln, mit dem Lebensalter. Mehr als 60 Prozent der Kartenschreiber sind Frauen, die das Medium gern dazu benutzen, auseinanderdriftende Familien- und Freundschaftsbande zusammenzuhalten. Nachwachsende Generationen sind eher bereit, modernere Kommunikationsmittel zu versuchen, doch ab einem gewissen Alter besinnt man sich wieder zur höflicheren und hoch angesehenen echten Schriftform.

Das geschriebene Wort zählt mehr als das gesprochene

Die GfK-Umfrage zeigt außerdem, dass keine Personengruppe grundsätzlich etwas gegen das Kartenschreiben habe, es sei aber teurer und deutlich unbequemer als Smsen, Mailen oder Telefonieren, denn eine Karte muss ausgewählt, eingekauft, beschriftet, frankiert und verschickt werden. Das geschriebene Wort gilt jedoch in allen Bevölkerungsgruppen als höherwertiger als das gesprochene. Eine anspruchsvoll gestaltete Karte wird deshalb mehr als Geschenk denn als ein reiner Gruß angesehen. Für individuelle Anlässe wie Geburtstag, Hochzeit, Geburt oder Genesung greifen Käufer deshalb schon einmal tief in die Tasche. Für Anlässe, zu denen jede Familie mehreren anderen Familien schreibt und somit gleichzeitig mehrere Karten einkauft, wie zu Weihnachten oder Ostern, werden nicht ganz so teure Karten erworben.

Persönlicher, dezenter und unaufdringlicher

Junge Künstler haben manchmal skurrile Ideen: das preisgekrönte Kartenmotiv von Oliver Popp
Junge Künstler haben manchmal skurrile Ideen: das preisgekrönte Kartenmotiv von Oliver Popp

Junge Künstler haben manchmal skurrile Ideen: das preisgekrönte Kartenmotiv von Oliver PoppIn Zahlen ausgedrückt: 90 Prozent der verkauften Karten sind Doppelkarten mit Umschlag, 10 Prozent offene Postkarten. Der weitaus größte Teil ist mit vorgegebenem Text ausgestattet. Es gibt einen großen Markt (ca. 40 Prozent) für preiswerte Ware bis 1 Euro, der Durchschnitt liegt bei 1,40 Euro. Die Glückwunschkarte, die „kleine Schwester des gediegenen Briefes”, wird genutzt für Infos oder kurze Grüße zwischendurch. Sie verlangt im Gegensatz zu jenem keine ganz perfekten Formulierungen. Auch bietet der Markt eine Fülle aufgedruckter Texte, von denen stark Gebrauch gemacht wird. Außerdem ist die Karte besonders geeignet für Anlässe, zu denen man besser nicht telefonieren sollte, wie zum Beispiel bei Trauerfällen oder in anderen Stresssituationen. „Viele glauben fälschlich von sich, zu dem sehr engen Kreis des Adressaten zu gehören, der auch in extremen Situationen zum Telefon greifen darf“, moniert Garbrecht, „dabei fallen sie leicht eher unangenehm auf und stören.” Abgesehen von Trauerfällen kenne jeder den Fall des gefeierten Jubilars, der sich nicht auf seine geladenen Gäste konzentrieren kann, weil ständig das Telefon klingelt. Eine Karte wirke daher sogar oft persönlicher, dezenter und unaufdringlicher. Einen weiteren Aspekt der Marktentwicklung sieht Garbrecht vor dem Hintergrund der sich verschiebenden gesellschaftlichen Tendenzen. Rund 20 Prozent unserer Mitbürger haben einen Migrations-Hintergrund und seien oftmals keine Christen, würden also auch keine Karten zu christlichen Festen verschicken. Ein Feld, das es weiter zu untersuchen gilt.  

„Jetzt, wo ich mehr Zeit habe, drucke ich selbst entworfene Glückwunschkarten für meine Freunde am liebsten vom Computer aus, zugeschnitten auf den persönlichen Geschmack des Empfängers. Daran habe ich viel Spaß, und ich bleibe in dem Metier, in dem ich fast mein ganzes Berufsleben verbracht habe,“ kommentiert der 71-jährige Pensionär Garbrecht.

Designwettbewerb für junge Künstler

Unter dem Motto „Innovative Ideen für Glückwunsch- und Grußkarten als traditionelles und sehr persönliches Kommunikationsmedium in Zeiten von E-Mail und sms“ startet die A.V.G. gemeinsam mit der Messe Frankfurt bereits zum fünften Mal einen Designwettbewerb unter Studenten von Kunsthochschulen. Ziel sei es zum einen, so Garbrecht, junge Zeichner und Designer an die Glückwunschkarte heranzubringen, weil der Markt in immer kürzeren Abständen neue Ideen verlange, und zum anderen, den Verlagen Ideen vom Lebensgefühl nachwachsender Generationen zu vermitteln. So werden Kreative und Produzierende wie auf einem Marktplatz zusammengeführt – ein Kontakt, der den jungen Künstlern den Einstieg ins Berufsleben erleichtert. Im „Card Café” auf der Paperworld werden die von einer Jury ausgewählten Kartenentwürfe ausgestellt; die endgültige Entscheidung trifft dann das Messe-Publikum. Sieger in diesem Jahr war Oliver Popp von der Fachhochschule Münster mit seinem Entwurf „Auch Helden haben Scheisstage...”.

www.avgcard.de

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