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Teddy versus Tablet

Trotz Geburtenrückgang blickt die Spielwarenbranche optimistisch in die Zukunft. Neben den Klassikern werden vor allem innovative und qualitativ hochwertige Produkte verstärkt nachgefragt. Jeder zweite Euro wird inzwischen mit einer Neuheit verdient.

Elektronische Spielgeräte gehören für Kinder zum Alltag – ebenso wie Plüschtiere, Lego oder Playmobil.
Elektronische Spielgeräte gehören für Kinder zum Alltag – ebenso wie Plüschtiere, Lego oder Playmobil.

Spielzeuge, bei denen die Kombination mit Smartphone- oder Tablet-Apps für Spielspaß sorgen soll, sind derzeit in aller Munde. Für die Sonderschau der Nürnberger Spielwarenmesse „Toys 3.0 – The Next Generation“ hat der Messeveranstalter die Spielgewohnheiten in fünf repräsentativen Spielwarenmärkten ermittelt. Das Marktforschungsunternehmen iconkids & youth zeigt in der Auftragsstudie, dass die 8- bis 30-Jährigen aus Deutschland, Großbritannien, USA, Südkorea und Brasilien komplett mit elektronischen Spielwaren sozialisiert sind. Wie bei einer Online-Studie zu erwarten, besteht unter den 2500 Befragten eine hohe Affinität für Computer und Zubehör. Davon geben 96 Prozent an, auf elektronischen Geräten wie Konsolen, Computern oder Smartphones zu spielen.

Digitale Evolution statt Revolution

Dennoch bleiben die Studienteilnehmer mit 90 Prozent auch den klassischen Spielwaren treu. Ein Großteil nutzt elektronische Geräte und reale Spielwaren, so dass die Studie eine friedliche Koexistenz statt ein Gegeneinander der Spielformen belegt. Die Befragten möchten beim Spielen an der Spielkonsole Action erleben, beim Spielen am Computer in komplexe Spielewelten eintauchen. Bei Handys und Tablets bevorzugen sie derzeit die einfachen Spiele für Zwischendurch: Schnell zu erlernen mit kurzen und klar abgegrenzten Spielsequenzen. Alle untersuchten Länder zeigen, dass ein klares Interesse an der Kombination zwischen elektronischen und klassischen Spielwaren besteht – nur Deutschland reagiert eher zurückhaltend. Die Befragten aus Brasilien (68 Prozent), Großbritannien (65 Prozent), Südkorea (65 Prozent) und den USA (70 Prozent) wären bereit, mehr für Spielwaren auszugeben, wenn diese mit einem elektronischen Gerät genutzt werden könnten. In Deutschland würden bislang nur 44 Prozent der Konsumenten dafür tiefer in die Tasche greifen.

Chancen für den Handel ergeben sich damit sowohl beim Angebot qualitativ hochwertiger Klassiker als auch bei der Vermarktung innovativer Produkte. „Die Spielwarenbranche verdient jeden zweiten Euro mit einer Spielzeug-Neuheit. Mit jährlich bis zu 70 000 Neuheiten belegt die Branche einen Spitzenplatz. Eine super Präsentation von spannenden Produkten im Handel sowie die Preisgestaltung und der Komfort beim Einkauf bleiben entscheidend dafür, wo am Ende gekauft wird“, erklärt Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverbands des Spielwareneinzelhandels. Themenevents, Erlebniswelten und spezielle Dienstleistungen wie zum Beispiel Einpack- und Lieferservice könnten dabei zusätzliche Anreize für den Abverkauf schaffen. Dazu passen spielwarenaffine Sortimente wie Geschenk-, Buch-, Schreib- und Schulartikel, aber auch Kindertextilien und Babyartikel. „Der Händler entwickelt sich immer mehr vom Warenanbieter zum unentbehrlichen Berater und Eventmanager mit Kindergeburtstagen, Teddytreffs und Bastelworkshops“, ist Willy Fischel überzeugt. Mit nach wie vor knapp 38 Prozent Umsatzanteil bleiben die stationären Spielwaren- Fachgeschäfte und -märkte die wichtigste Einkaufsstätte für Spielzeug.

Vom Umsatzwachstum des Vertriebsweges Internet profitieren derzeit besonders reine E-Tailer und stationäre Fachhändler mit Webshop. Mit einem Wachstum von 25 Prozent im vergangenen Jahr erreicht das Internet einen Umsatzanteil am Spielwarenmarkt von rund 25 Prozent. Damit geben die Deutschen inzwischen jeden vierten Euro für Spielzeug im Internet aus.

Wachstum trotz Geburtenrückgang

Seit vier Jahren kann sich die Branche über eine stabile Entwicklung freuen. Die Zahlen des Verbands der Spielwaren-Industrie (DVSI) belegen, dass selbst im Krisenjahr 2009 entgegen dem allgemeinen Trend ein Plus erwirtschaftet werden konnte. Nach vorläufigen Angaben kam der Spielwarenmarkt 2012 auf ein Volumen von 2,7 Milliarden Euro, das sind rund drei Prozent mehr als im Vorjahr. Interessant dabei ist, dass gleichzeitig die Zahl der Geburten weiter rückläufig ist. 2011 kamen nur 663 000 Kinder lebend zur Welt, rund halb so viele wie 1964. Noch liegen die amtlichen Zahlen für das vergangene Jahr nicht vor, aber es ist wohl auch 2012 nicht mit einem Babyboom zu rechnen. Dieser Trend könnte eigentlich nur einen Schluss zulassen: Beim klassischen Spielzeug gibt es keinen Zuwachs mehr.

Doch die Realität sieht anders aus. Derzeit besinnen sich beispielsweise viele Väter wieder vermehrt auf die klassischen Spielzeuge, die sie selbst gerne mögen, darunter die gute alte Eisenbahn, die Carrera-Bahn, Playmobil oder Lego. Von 2008 bis 2011 konnten die Vater-Sohn-Spielzeuge um 30 Prozent zulegen. Der Anteil am Gesamtmarkt hat sich nach Angaben des DVSI in diesem Zeitraum von 10 Prozent auf 13 Prozent erhöht. Zudem gab es in Deutschland noch nie so viele Großeltern auf so wenige Enkel wie heute. Oma und Opa schätzen ebenfalls die Klassiker und schauen meistens nicht auf den Euro, wenn sie für den Nachwuchs einkaufen gehen.

www.spielwarenmesse.de

www.toys.de

www.destatis.de

www.einzelhandel.de

www.eurotoys.de

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