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Pokerrunde: Staples übernimmt CE

Der US-amerikanische Global Player Staples hat den Übernahmepoker um den niederländischen Konkurrenten Corporate Express (CE) gewonnen. Bereits Mitte Juni erfolgte die Genehmigung durch die EU-Kommission.

Auf der Fahnenstange: Staples gewinnt Übernahmepoker um Corporate Express.
Auf der Fahnenstange: Staples gewinnt Übernahmepoker um Corporate Express.

Auf der Fahnenstange: Staples gewinnt Übernahmepoker um Corporate Express.Bereits zuvor war die Übernahme von der zuständigen Aufsichtsbehörde in Nordamerika genehmigt worden. Damit endet vorerst eine stark an eine Pokerrunde erinnernde Akquisitionsschlacht. An deren Ende stand am 11. Juni die Mitteilung, dass sich Staples und CE geeinigt hätten, nachdem sich in den Monaten und Wochen zuvor der CE-Vorstand massiv gegen eine Übernahme gewehrt hatte. Einen Tag zuvor hatten die CE-Aktionäre ein zum vierten Mal erhöhtes Angebot von 9,25 Euro je Aktie erhalten. Demnach nimmt Staples für die Übernahme rund 3,1 Milliarden Euro in die Hand, davon allein rund 1,7 Milliarden Euro für die Barabfindung der Aktionäre. In einem von CE-Vorstand und -Aufsichtsrat unterzeichneten Positionspapier wurden weitere Details des Deals genannt. Demzufolge soll das europäische Headquarter für das Streckengeschäft am heutigen CE-Sitz in Amsterdam verbleiben. Der bisherige CE-CEO Peter Ventress, der zukünftig direkt an Staples-CEO Ron Sargent berichtet, soll eine Schlüsselrolle bei der Integration der beiden Unternehmen übernehmen. Mit der Akquisition von CE entsteht ein neuer Büroartikel-Global mit einem Gesamtumsatz von rund 27 Milliarden Dollar, 94.000 Mitarbeitern und Aktivitäten in knapp 30 Ländern.

Übernahmepoker der besonderen Art Schon seit Februar dieses Jahres hatte Staples vergeblich versucht, dem Management von CE in Amsterdam eine Übernahme schmackhaft zu machen. Am 19. Mai hatten die Amerikaner eine feindliche Übernahme eingeleitet, nachdem den Aktionären direkt ein von 7,25 auf 8 Euro erhöhtes Angebot pro Aktie vorgelegt wurde. Am 21. Mai sorgte die überraschende Meldung, dass CE als Gegenschlag 100 Prozent der Anteile am französischen Global Lyreco übernehmen wolle, für eine zwischenzeitliche Wende. Das Lyreco-Management um Firmenchef Eric Bigeard sowie die Aktionäre des in Familienhand befindlichen Unternehmens hatten dem Verkauf zum Preis von 1,73 Milliarden Euro bereits zugestimmt.

Staples ist in Deutschland aktuell mit 56 Fachmärkten vertreten; weltweit sind es mehr als 1900 Filialen in 22 Ländern.
Staples ist in Deutschland aktuell mit 56 Fachmärkten vertreten; weltweit sind es mehr als 1900 Filialen in 22 Ländern.

Staples ist in Deutschland aktuell mit 56 Fachmärkten vertreten; weltweit sind es mehr als 1900 Filialen in 22 Ländern.Als nächster Schritt folgte das erhöhte Angebot von Staples an die Aktionäre in Höhe von 9,15 Euro je Aktie, unter der Bedingung, dass die CE-Shareholder die Lyreco-Übernahme zurückweisen müssten. Am 5. Juni legte Staples mit der Mitteilung nach, inzwischen bereits 35,6 Prozent der in Umlauf befindlichen CE-Aktien zu besitzen, und am 10. Juni, nachdem das Angebot nochmals auf 9,25 Euro „nachgebessert“ worden war, gaben CE-Vorstand und -Aufsichtsrat den Aktionären schlussendlich die Empfehlung, das Angebot anzunehmen. Für Lyreco bleibt als „Trostpflaster“, 47 Millionen Dollar als „vertraglich vereinbarte Entschädigung“ für das Nicht-Zustandekommen des Verkaufs zu erhalten.

Die Mitarbeiter von Corporate Express Deutschland als 100-prozentiger CE-Tochter dürften die Nachricht von der Übernahme durch Staples mit einiger Erleichterung aufgenommen haben, da beide Player im hiesigen Markt mit weitgehend unterschiedlichen Geschäftsmodellen aktiv sind. Mit knapp 1000 Beschäftigen an 25 Standorten und einem Umsatz von zuletzt 375 Millionen Euro konzentriert sich CE weitgehend auf das Streckengeschäft mit mittleren und großen Endkunden. Dagegen ist Staples hierzulande vor allem als Fachmarkt-Betreiber mit derzeit 56 Standorten mit der Zielrichtung kleinere Geschäftskunden sowie Schüler und Studenten aktiv. Hinzu kommen das Katalog-Geschäft sowie ein Online-Shop. Die zwischenzeitlich angestrebte Fusion mit Lyreco hätte zumindest in Deutschland aufgrund der vergleichbaren Endkunden-Fokussierung deutliche Überschneidungen bedeutet.

www.staples.com, www.corporateexpress.com

Nachgefragt ... ... bei Fachhändlern in Deutschland 1. Wie bewerten Sie die Übernahme von CE durch Staples? Hat dies direkte Auswirkungen für den mittelständischen Fachhandel in Deutschland?

2. Erwarten Sie direkte Auswirkungen auf Ihr Business?

Dieter Schmidt, Geschäftsführer Plate in Lilienthal bei Bremen:

1. Durch die Übernahme von CE durch Staples wird sich die Marktmacht der weltweit arbeitenden Globals wesentlich verstärken. Letztendlich führt es zur Erpressung der Hersteller und zu einer Monopolbildung.

2. Weiterhin noch schlechtere Konditionen, da die Zielsetzung, uns aus dem Geschäft zu drängen, sich weiter verstärkt.

Ulf Ohlmer, Geschäftsführer Kassebeer in Northeim:

1. Es entsteht der mit weitem Abstand größte Büroartikelhändler der Welt, der auch die größte Nachfrage generiert. Dies wird Auswirkungen haben, auch und gerade bei der Industrie. Aber das ist nur ein Aspekt. Schiere Größe allein bewirkt keinen Erfolg am Markt, wie das Beispiel DaimlerChrysler gezeigt hat. Direkte kurzfristige Auswirkungen auf den deutschen Fachhandel erwarte ich nicht, da beide bisher in Deutschland mit unterschiedlichen Konzepten unterwegs waren und unterschiedliche Kundengruppen angesprochen haben. Was mittelfristig passiert, werden wir genau beobachten müssen. Wichtig ist natürlich, dass der Fachhandel seine Hausaufgaben in den Bereichen Prozesseffizienz, Logistik, effektive und konsequente Marktbearbeitung gemacht hat. Dann wird er auch weiterhin erfolgreich sein.

2. Kurzfristig sehe ich das nicht. Die Erfahrungen aus den bisherigen Zusammenschlüssen haben gezeigt, dass diese Unternehmen einen längeren Zeitraum damit beschäftigt sind, sich neu zu organisieren, die Unternehmenskulturen anzupassen und sich neu aufzustellen. Das eröffnet uns auch Chancen, die wir nutzen werden.

Bernhard Greinsberger, Geschäftsführer Kabuco Bürobedarf in Taufkirchen bei München:

1. + 2. Da die beiden Unternehmen in Deutschland in völlig unterschiedlichen Vertriebskanälen aktiv sind, sehe ich keine kurzfristigen Auswirkungen für den mittelständischen Fachhandel. Wir gehen davon aus, dass es im direkten Wettbewerb mit CE (Staples) keine Veränderungen geben wird.

Michael Meuel, Geschäftsführer Hugo Hamann in Kiel:

1. Staples ist ein Büromarkt-Filialist, CE ein Streckenspezialist. Kurzfristig kann hier aus meiner Sicht keiner vom Kerngeschäft des anderen profitieren. Diese Fusion ist wohl auch eher nach politischen als nach kaufmännischen Gesichtspunkten entschieden worden.

2. Mögliche Auswirkungen auf den mittelständischen Fachhandel in Deutschland, insbesondere Norddeutschland, kann ich nicht absehen, eine operative Strategie kann ich aktuell nicht erkennen. Kurzfristig sehe ich daher keine Vor- oder Nachteile für unser Business. Gleichwohl wird der Zusammenschluss von CE und Staples internationale Bedeutung haben. Aus dem Bauch heraus hätte mir ein Zusammenschluss von CE und Lyreco besser gefallen.

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