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Weltleitmesse vor Veränderungen

Die Paperworld als die weltweit führende Branchenmesse wird im kommenden Jahr „überschaubarer“. Auf frei gewordene Flächen haben die Veranstalter mit einer „Messe der kurzen Wege“ reagiert, wie Objektleiter Michael Reichhold erläutert.

Herr Reichhold, große Messen verlieren gegenwärtig vielfach an Bedeutung, Regionalveranstaltungen erhalten beachtlichen Zulauf. Wie erklären Sie sich diese generelle Entwicklung, von der auch die Paperworld betroffen ist?

Michael Reichhold: „Weltweit gibt es keine vergleichbare Veranstaltung wie die Paperworld.”
Michael Reichhold: „Weltweit gibt es keine vergleichbare Veranstaltung wie die Paperworld.”

Michael Reichhold: „Weltweit gibt es keine vergleichbare Veranstaltung wie die Paperworld.”Eine Weltleitmesse wie die Paperworld lässt sich nicht mit Regionalveranstaltungen vergleichen. Beide haben eine völlig unterschiedliche Ausrichtung. Regionalveranstaltungen sind, wie der Name schon sagt, regional konzentriert. Sie ermöglichen dem Fachhändler, sein Pflichtprogramm zu erfüllen. Die Paperworld geht darüber hinaus. Sie bietet neben der Pflicht auch die Kür. Denn langfristigen Erfolg hat im Handel nur, wer auch den Blick über den eigenen Tellerrand wagt, wer sich modernen Themen öffnet. Dazu reicht das klassische Standard-Sortiment und die traditionelle Produktpräsentation nicht aus. Neue Zusatzsortimente müssen gewonnen, moderne Formen der Kundenansprache gefunden und aktuelle Trends berücksichtigt werden. Auf der Paperworld kann sich der Fachbesucher über die Tendenzen der Branche informieren und für die Umsetzung in seinem Geschäft inspirieren lassen. Denn nur die Paperworld bietet diese Angebotsvielfalt in Tiefe und Breite, nur sie präsentiert die internationalen Trends so inspirierend und praxisnah, und nur sie spiegelt so umfassend und detailliert den aktuellen Markt wider.

Welche Schlüsse und Konsequenzen ziehen Sie daraus für die künftige Positionierung der Paperworld?

Die Paperworld positioniert sich weiterhin als der nationale und internationale Treffpunkt für alle Handelsformen der Bürowirtschaft. Um diese Stellung zu untermauern, arbeiten wir stetig am Konzept, um durch neue Zielgruppen und Produktbereiche Synergien für das klassische PBS-Sortiment zu erreichen. Wir setzen auch in Zukunft alles daran, wichtigste Inspirationsquelle für den Handel aus aller Welt zu sein und die Innovationen des Marktes vorzustellen, damit die Paperworld ihre Stellung als internationale Branchenplattform auch weiterhin festigt.

Auch wenn die Messe Frankfurt im August für die kommende Paperworld einen „Anmeldestand auf Vorjahresniveau“ kommuniziert hat, haben erneut wichtige Marken-Hersteller von Pelikan über Herma bis Tesa für 2008 abgesagt. Ist der Anspruch, die weltweit führende Branchen-Plattform zu sein, noch gegeben?

Dass der Anmeldestand auf Vorjahresniveau liegt, bezieht sich zunächst vor allem auf die quantitative Rückmeldung unserer Aussteller zur kommenden Veranstaltung. Die Markenpräsenz schließt im kommenden Jahr zwar in der Tat die von Ihnen genannten Marken nicht ein. Dafür kehren aber einige Marken wieder zurück, die im letzten Jahr nicht dabei waren, darunter Smead, Staedtler, Läufer & Gutenberg, Martin Yale oder Pébéo. Die Paperworld ist und bleibt die weltweit führende Branchenplattform für Papier, Bürobedarf und Schreibwaren. Nicht nur bezogen auf Aussteller- und Besucherzahl oder auf die Ausstellungsfläche, sondern vor allem im Hinblick auf Internationalität, Angebotsvielfalt und Bedeutung innerhalb der Branche. Weltweit gibt es keine vergleichbare Veranstaltung.

Dennoch fehlen in einigen Kernsegmenten wie beispielsweise Ordnungsmittel oder Klebe- und Korrekturbedarf nahezu alle wichtigen Marken.

Selbstverständlich bedauern wir die Entscheidung eines jeden Unternehmens, das an einer Paperworld nicht teilnimmt, und stehen mit diesen Unternehmen auch weiterhin in Kontakt. Letztendlich ist es aber eine individuelle Entscheidung der Hersteller, für die unterschiedlichste Gründe verantwortlich sind und auf die wir nur in begrenztem Maße Einfluss nehmen können.

Ist Frankfurt für Besucher und Aussteller generell ein zu teurer Standort?

Ich glaube, Frankfurt hat diesbezüglich einen Ruf, den es nicht verdient. Rund um das Messegelände sind in den vergangenen zwei Jahren viele Hotels neu entstanden, unter ihnen einige mit wirklich zivilen Zimmerpreisen auch zu Messezeiten. Im Vergleich mit anderen deutschen und speziell auch internationalen Messeplätzen schneidet Frankfurt sehr gut ab. Gleichzeitig unterstützen wir unsere Messegäste bei der Suche nach Unterkünften auf das Beste, indem wir mit Services wie dem Hotelguide (www.hotelguide-rheinmain.de) einen Überblick über die Hotels in der Region geben. Da das Messegelände hervorragend an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden ist, kann man auch in der Region übernachten und ist trotzdem innerhalb kürzester Zeit auf dem Messegelände. Und mit der Messeeintrittskarte, die zugleich als Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr gilt, entstehen dem Messebesucher keinerlei zusätzliche Kosen für die Nutzung von S- und U-Bahnen, von Bussen und Straßenbahnen.

Für das kommende Jahr sind eine optimierte Hallenstruktur und kürzere Wege angekündigt. Was sind die wesentlichen Maßnahmen?

In Abstimmung mit den führenden Ausstellern aus den Bereichen Schulbedarf und Schreibgeräte haben wir ein neues Konzept entwickelt, in dem beide Bereiche sich ab 2008 gemeinsam in der Halle 3.1 präsentieren. Dort findet der Händler dann ein rundes Produktangebot aus den sich ideal ergänzenden Bereichen Schule, Schreiben und Lernen. Auch andere Produktbereiche werden konzeptionell weiter verbessert. Ihr Angebot orientiert sich künftig noch stärker an den Synergien zwischen den Produktsegmenten und an der modernen Sortimentsgestaltung im Handel. Die Anbieter von Bürobedarf der Halle 4 konzen- trieren sich künftig auf die Halle 4.1. Dort stehen sie im unmittelbaren Zentrum der Paperworld und sind optimal an alle weiteren Produktgruppen angebunden. Und auch die Grußkartenanbieter be-kommen eine neue Heimat in der Halle 5.1, wo sie zusammen mit den Geschenk-artikelanbietern ausstellen. Dadurch findet der Fachbesucher nun zwei thematisch eng verbundene Produktbereiche in einer Halle, die darüber hinaus unweit des Angebotsbereiches Paperworld Scriptum in Halle 6.1 liegt. Die konzeptionellen Veränderungen haben Auswirkungen auf große Teile der Hallenbelegung. Ein Angebotsbereich, der davon profitiert und im kommenden Jahr räumlich näher an das übrige Angebot rückt, ist Paperworld Imaging. Die Unternehmen für EDV- und Druckersupplies, von Büropapieren und Imaging-Produkten ziehen von der Halle 1 in die Halle 4.0. Dort präsentieren sie sich weiterhin getrennt nach Alternativ- und Originalanbietern.

Der als Händlertag ausgelobte Messesonntag ist bislang nur verhalten angenommen worden. Gibt es Veränderungen in der Ausrichtung?

Auch 2008 wird der Messesonntag ganz im Zeichen des Fachhandels stehen. Das speziell auf ihn zugeschnittene Angebot reicht von günstigen Reisepackages über exklusive Gewinnaktionen bis hin zu speziellen Händler-Menüangeboten. Für den Fachhandel ist der Sonntag der optimale Messebesuchstag. Das bestätigt auch eine Umfrage, die wir zum letzten Fokus Fachhandel unter den Messebesuchern gemacht haben. Ihr zufolge war das Angebot des Fokus Fachhandel für fast zwei Drittel der befragten Besucher ausschlaggebendes Kriterium, die Messe zu besuchen.

Die Halle 3 als Zentrum der Paperworld: Mit drei Hallenebenen weniger wird die Paperworld 2008 zur „Messe der verkürzten Wege”.
Die Halle 3 als Zentrum der Paperworld: Mit drei Hallenebenen weniger wird die Paperworld 2008 zur „Messe der verkürzten Wege”.

Die Halle 3 als Zentrum der Paperworld: Mit drei Hallenebenen weniger wird die Paperworld 2008 zur „Messe der verkürzten Wege”.

Messe der kürzeren Wege

Die Paperworld in Frankfurt als die führende internationale Branchen-Plattform steht mitten im Veränderungsprozess. Wichtige Aussteller haben seit drei/vier Jahren der Messe den Rücken gekehrt, andere haben sich nach kurzer Abstinenz wieder für 2008 angemeldet, wie zuletzt Staedtler, Smead, Martin Yale oder Läufer & Gutenberg. Denen gegenüber stehen aber erneut Absagen etablierter Marken-Lieferanten: Pelikan hat sich aus der Halle 3.1, Herma, Herlitz, Senator und Tesa haben sich aus der 3.0 und UPM und Mitsubishi Paper aus der Imaging-Halle verabschiedet. Die Messe Frankfurt als Veranstalter hat aus dieser Situation erstmals grundlegende Konsequenzen gezogen. Nach langen Jahren der räumlichen Ausdehnung wird die kommende Paperworld um drei Hallenebenen reduziert. Komplett gestrichen wird die Halle 1, wo sich in den vergangenen Jahren die Aussteller der Imaging World auf zwei Ebenen präsentiert hatten. Sie werden 2008 in der Halle 4.0, also deutlich näher an der zentralen Halle 3 als räumlichem Mittelpunkt der Veranstaltung, zu finden sein. Aufgegeben wurde zudem die Halle 6.2, die dort vertretenen Grußkartenhersteller werden künftig in der Halle 5.1 Flagge zeigen. Die neue Hallenaufteilung mit „optimierter Hallenstruktur“, so die Beschreibung der Messe Frankfurt, ist unter den gegebenen Voraussetzungen ein Schritt in die richtige Richtung. Die Zeit der großzügigen Boulevards und Sonderschau(Frei)-Flächen ist damit glücklicherweise vorbei. Kürzere Wege und damit mehr Übersichtlichkeit sind für die Paperworld ein klarer Vorteil, auch wenn dies das Fortbleiben einiger der führenden Marken-Lieferanten nicht annähernd kompensieren kann.

www.messefrankfurt.de

News: Neue Tagesfolge ab 2009Monitor | Viel gemunkelt, jetzt bestätigt: Ab 2009 findet die Paperworld mit einer Laufzeit von vier Tagen und der neuen „alten“ Tagesfolge Samstag bis Dienstag statt.

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