Konjunktur aktuell: IWH sieht Deutschland in der Stagnation festgefahren
- 14.03.2024
- Monitor
Nach der Prognose des IWH dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2024 um lediglich 0,2 Prozent expandieren, für 2025 beinhaltet die Prognose einen Zuwachs um 1,5 Prozent (Ostdeutschland: 0,5 Prozent und 1,4 Prozent). Im vergangenen Dezember waren die IWH-Konjunkturforscher von einem Plus von 0,5 Prozent für Deutschland im Jahr 2024 und von 1,2 Prozent für 2025 ausgegangen.
Zu Beginn des Jahres zeigen Stimmungsindikatoren etwas aufgehellte Aussichten für die internationale Konjunktur. Dabei war die weltweite Produktionsdynamik noch bis Ende 2023 zurückgegangen. Ursachen waren hohe Inflation, restriktive Geldpolitik und in Europa der russische Krieg gegen die Ukraine sowie in China die dortige Immobilienkrise.
Die Finanzmärkte sind vor diesem Hintergrund bemerkenswert optimistisch, vor allem in Erwartung von Leitzinssenkungen ab dem Sommer. Zudem erwarten sich die Anleger wohl Wachstumsimpulse von Innovationen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Für die USA kann die Tatsache optimistisch stimmen, dass die restriktive Geldpolitik bisher überraschend wenig gedämpft hat. In Europa dürfte die Dynamik dagegen recht schwach bleiben. Gründe sind unter anderem die höheren Energiekosten des Verarbeitenden Gewerbes und industriepolitische Maßnahmen in den USA und in China, die die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Anbieter beeinträchtigen.
„Ein Risiko für die deutsche Konjunktur besteht in der Frage, wie gut der derzeitige erhebliche Strukturwandel bewältigt werden kann“, sagt Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des IWH. Teile des Verarbeitenden Gewerbes, etwa energieintensive Produzenten oder Zulieferer der Automobilindustrie, bauen Arbeitsplätze ab. Weil gesamtwirtschaftlich Arbeitskräftemangel herrscht, sollte es im Prinzip möglich sein, die freigesetzten, zum Teil hochqualifizierten, Fachkräfte rasch wieder in Beschäftigung zu bringen. Es gibt aber auch Faktoren, die eine Reallokation in Deutschland erschweren. Denn sowohl der regionalen als auch der beruflichen Mobilität stehen in Deutschland oft hohe Hürden entgegen. Gegenwärtig kommt dazu eine verbreitete Unsicherheit, die Unternehmen davon abhalten könnte, jetzt mit neuen Mitarbeitern zu expandieren.
Kontakt: www.iwh-halle.de