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„Schwierige Jahre bergen auch immer Chancen"

Dr. Benedikt Erdmann, Vorstandssprecher Soennecken in Overath
Dr. Benedikt Erdmann, Vorstandssprecher Soennecken in Overath

Wie beurteilen Sie die Markt- und Branchenentwicklung 2019? Wie war das Jahr für die Soennecken?
„Durchwachsen“ – in vielerlei Hinsicht. Zunächst zu den Umsätzen: Bis in den Juni war alles in Ordnung – wir lagen auf Plan. Im Juni hatten wir dann in der Zentralregulierung den schlechtesten Monat seit langer Zeit – in fast allen Geschäftsbereichen der Zentralregulierung. Im LogServe-Geschäft kam die Delle dann nach den Sommerferien und auch nicht so heftig. Dort liegen wir immer noch zehn Prozent über Vorjahr, wachsen aber nicht mehr so stark, wie wir noch bis zu den Sommerferien angenommen haben. Mit unseren großen Projekten sind wir im Großen und Ganzen zufrieden. Beispielhaft sei folgendes erwähnt:

• SoLaNo: Unser Lager im Norden ist im August in Betrieb gegangen. Nach anfänglichen Qualitätsproblemen läuft es jetzt soweit rund. Wir sind in Overath eindeutig Qualitätsführer in unserer logistischen Leistung; aber es ist unmöglich, bei einem neuen Lager diesen Standard „aus dem Stand“ zu erreichen. Trotzdem verstehen wir natürlich die Verärgerung mancher Mitglieder, die Overather „Perfektion“ gewöhnt sind und diese auch aus unserem Lager im Norden erwarten. Wir sind auf einem sehr guten Weg.

• „wir sind raum“: Im Einrichtungsbereich sind wir mit unserem neuen Konzept „wir sind raum“ gestartet. Wir sind begeistert, mit welcher Energie und Freude die teilnehmenden Büroeinrichter hier mit uns arbeiten.

• SoLution: Seit Oktober 2019 arbeiten vier Pilotmitglieder mit unserer Cloud-Warenwirtschaft SoLution für den Einzelhandel. Für viele Einzelhändler könnte das der Durchbruch auf dem Weg zur Digitalisierung und schlankeren Prozessen werden.

• Nordanex: Wir sehen die ersten „zaghaften“ Synergien zwischen Soennecken- und IT-Systemhäusern der Nordanex. Gemeinsam arbeiten wir an dem Zukunftsthema DMS und konnten auch erste Kundenprojekte gemeinsam abwickeln.

Wirtschaftlich bereitet uns vor allem der beschleunigte Verfall der Auftragswerte in der Logistik große Sorgen. Das stellt uns vor enorme Herausforderungen. Seit 2015 ist der Umsatz bei LogServe um 52 Prozent gestiegen; dafür mussten wir aber 115 Prozent mehr Aufträge und 67 Prozent mehr Bestellpositionen abarbeiten; die Aufträge sind also in den letzten vier Jahren um 22 Prozent kleiner geworden. Vor dem Hintergrund der veränderten Bestellgewohnheiten bei Amazon und Co. verstehen wir die Ursache; sich aber einerseits um das globale Klima zu sorgen und dann jeden Bleistift einzeln zu bestellen, ist schon absurd. Wir werden sehen, was wir da tun können.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf das Jahr 2020?
Es wird anstrengend werden. Konjunkturellen Rückenwind erwarte ich nicht. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Zeit des Wachstums vorbei ist. Uns macht das keine Sorgen, aber die Situation erfordert nun, durch konsequente Priorisierung das wirklich Wichtige weiterhin zu tun und durch „solides Handwerk“ die Ergebnisse sicherzustellen. Schwierige Jahre bergen auch immer Chancen, eine gewisse Konsolidierung der Märkte für sich zu nutzen. Da unsere Mitglieder grosso modo gut aufgestellt und gestärkt aus den guten Jahren hervorgegangen sind und das bei einigen Wettbewerbern nicht der Fall ist, rechne ich mir für den Soennecken-Verbund gewisse Chancen aus. Andererseits laufen solche Markt-Konsolidierungen erfahrungsgemäß recht langsam ab. Wir werden sehen, was geschieht und versuchen einfach, weiterhin eine gute Arbeit zu machen.

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