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„Die gesamte Branche ist mächtig unter Druck“

Holger Jahnke, Vorstandssprecher der Sedus Stoll AG in Dogern
Holger Jahnke, Vorstandssprecher der Sedus Stoll AG in Dogern

Was bedeutet der Ausbruch der Corona-Pandemie mit all ihren Folgen für das öffentliche Leben für Ihr Tagesgeschäft? Vor welchen Herausforderungen stehen Sie?
Unter dem Motto „Keine Panik – aber Vorsicht!” wurden bereits im Februar 2020 alle Mitarbeiter der Sedus Stoll-Gruppe in den drei Werken und in den Tochtergesellschaften über die zum Teil sehr strikten Maßnahmen im Zusammenhang mit der Covid-19 Pandemie informiert. Um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten, wurden zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen, die z. T. deutlich über die allgemeinen Hygieneregeln hinausgehen. Durch die Strategie „Made in Germany“ ist die Sedus Stoll-Gruppe übrigens noch nicht nennenswert von etwaigen Engpässen auf der Zuliefererseite betroffen, aber die Situation kann sich, bedingt durch Schließungen ganzer Produktionsbereiche, schneller ändern als wir uns das wünschen. Was uns am meisten Sorgen bereitet, sind die schwindenden AEs seit April dieses Jahres.

Vor welchen Herausforderungen stehen Ihre Kunden und Partner und wie können Sie diese unterstützen, ihr Tagesgeschäft aufrecht zu erhalten? Stichwort: Verschiebung in Richtung Home-Office etc. Welche Themen werden dabei verstärkt nachgefragt?
Bei Sedus und Klöber wurden bereits im März 2020 Kampagnen auf Facebook und Instagram initiiert, um Einrichtungen für das Home-Office zu bewerben. Zur Bereitstellung entsprechender Angebote wurde ein Schnelllieferprogramm definiert und vorproduziert, dass über die eigenen Online-Shops und die des Fachhandels vermarktet wird. Darüber hinaus bieten wir unseren Fachhandelspartnern einen voll funktionsfähigen Online-Shop auf Mietbasis an. Dieser Shop ist innerhalb weniger Tage installiert und hält die Fixkosten so gering wie möglich. Im Sedus-Produktangebot findet sich seit jeher alles, was zu einer professionellen Ausstattung von Home-Offices gehört, von ergonomischen Drehstühlen über höhenverstellbare Schreibtisch bis hin zu modular aufgebauten Schranksystemen. Nachdem die Heimarbeiter langsam wieder an ihre gewohnten Arbeitsplätze zurückkehren, müssen die Arbeitgeber sich neuen Hygienevorschriften stellen. Hierfür haben die Sedus-Designer und -Ingenieure in Rekordzeit zwei pfiffige und dazu noch preiswerte Produkte entwickelt, die als Abschirmelemente wertvolle Dienste leisten. Der „flexible Hygieneschutz” bietet Abschirmung in Empfangsbereichen, an allen Arbeitsplätzen und in Konferenzräumen. Die transparenten Plexiglas-Elemente gibt es in verschiedenen Größen und werden von Aufstellern gehalten, die gleichzeitig als Materialschalen dienen. Ohne Bohren und Schrauben lässt sich der Hygieneschutz flexibel und nachträglich auf Tischen, Schränken und Empfangstheken positionieren. Dank der rutschhemmenden Stellfläche steht er jederzeit stabil – auch beim Reinigen zwischendurch.

Auch wenn sich die Situation dynamisch verändert: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein? 
Die Sedus Stoll-Gruppe sieht sich im Umgang mit der Krise gut gerüstet, doch müssen wir davon ausgehen, dass die Auswirkungen der Pandemie das Krisenjahr 2009 noch übertreffen können. Eine seriöse Jahresprognose ist bei den sich ständig ändernden Rahmenbedingungen zurzeit nicht möglich. Ich habe auch erhebliche Zweifel, dass sich bis zum Herbst alles wieder normalisiert. Nicht nur an den aktuellen AEs gemessen ist die gesamte Branche mächtig unter Druck, weshalb ich mir übrigens eine Orgatec wie bisher im Oktober kaum vorstellen kann. Die Orgatec ist die bedeutendste Bürofachmesse der Welt und auch die Wettbewerber aus dem Ausland haben dieselben Probleme wie wir in Deutschland. Wenn die für das laufende Jahr geplanten Umsätze nicht eintreten sollten, muss natürlich auch auf der Kostenseite gespart werden. Es ist per heute nicht vorstellbar, dass wir die große Delle bis zum Jahresende wieder ausbügeln, weshalb auch langfristige Verträge überprüft werden müssen. Eine z. B. auf das nächste Frühjahr verschobene Messe würde uns einfach mehr Planungssicherheit geben. Wir halten es momentan auch für sinnvoller, die Kosten der Orgatec in entsprechende Unterstützungsmaßnahmen für unsere wichtigsten Fachhandelspartner zu investieren. So können wir uns, je nach medizinischer Großwetterlage, Hausmessen mit ausgewählten Kunden und in kleinen Gruppen in den europaweiten Showrooms vorstellen. (13.05.2020)

www.sedus.com 

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